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Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Titel: Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Huby
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Pathologie. Er mochte den Geruch nicht, aber noch weniger mochte er Dr. Kocher, der dort der unumschränkte Herrscher war. Der Leichenkocher, wie er unter den Kollegen genannt wurde, ließ jeden Polizisten spüren, daß er Akademiker war und zu einer anderen Klasse gehörte. Nur bei Bienzle machte er eine Ausnahme. Aber Bienzle war ja nicht da.
    »Ich denke, der Herr Gollhofer leitet die Ermittlungen«, begrüßte ihn Kocher.
    »Sagen Sie mir trotzdem, was Sie rausgekriegt haben?«, bat Gächter.
    Kocher deckte die Leiche auf. »Und ich hab denkt, Sie haben grad andere Sorgen. Das mit Ihrem Neffen tut mir wirklich leid!«
    Gächter sagte nichts dazu.
    Kocher erklärte: »Der Lohmann hat die Schere in den Rücken bekommen, aber der Täter oder die Täterin stand nicht hinter ihm.«
    »Hä?«
    Kocher gefiel die Ratlosigkeit des Kommissars. »Nein. Die Schere ist schräg von der Seite eingedrungen – sonst hätte sie im übrigen vielleicht auch das Herz gar nicht erreicht.«
    »Und was bedeutet das?«
    »Ja, so komisch es klingt: Der Täter stand vermutlich vor dem Opfer... Passen Sie auf, so...« Kocher trat dicht vor Gächter hin und stand nun Brust an Brust vor ihm. Er mußte schon zum Frühstück Knoblauch gegessen haben, was Gächter die Nähe noch unangenehmer machte. »So etwa.« Kocher faßte mit einer Hand um Gächter herum.
    Gächter trat einen Schritt zurück. »Da muß man aber tatsächlich sehr dicht beieinander stehen... oder liegen...«
    Kocher verstand nicht gleich. »Wieso liegen?«
    »Könnte es sein, daß der Täter – oder in dem Fall vielleicht eher die Täterin – unter seinem Opfer gelegen hat?«
    Kocher musterte Gächter und dachte angestrengt nach. »Ja, das könnt sogar sehr gut sein. Sie meinen...« »Ich meine gar nichts«, unterbrach ihn Gächter, »und vor allem, ich kann das jetzt grade überhaupt nicht brauchen.«
    »Das versteh ich nicht«, sagte Kocher.
    »Könnten Sie das alles auch erst morgen rausgekriegt haben?«
    Jetzt reagierte Kocher noch verständnisloser. »Sonst kann’s Ihnen doch auch nie schnell genug gehen!«
    »Passen Sie auf, ich erklär’s Ihnen...«
    Kocher konnte die Formulierung »Passen Sie auf« nicht leiden und konterte in solchen Fällen sonst stets: »Ich paß immer auf.« Aber jetzt hörte er doch mit zunehmendem Interesse zu.
     
    Keine Dreiviertelstunde später stieg Gächter aus dem Aufzug im Bürogebäude an der Lautenschlagerstraße. Schon im Korridor hörte er Gerry Adlers Stimme. Die Tür stand offen.
    »Also, das ist doch nicht mein Problem, wenn Sie den Vertrag nicht lesen«, er lachte voll fett, »so klein ist das Kleingedruckte dann auch wieder nicht geschrieben...! Da steht es schwarz auf weiß: ›Bleibt der Pächter mehr als sechs Wochen mit seinen Miet- oder Ratenzahlungen im Verzug, fällt das Objekt ohne irgendwelche Kosten für den Verpächter an diesen zurück‹... Wir haben das grade auch bei jemand anderem durchexerziert!... Vorsicht, mein Lieber, Vorsicht! Ich hab Sie schneller wegen übler Nachrede und Geschäftsschädigung am Kanthaken, als Sie denken.«
    Gerry Adler legte auf und lachte zufrieden in sich hinein. Er sah erst auf, als er Gächters Stimme hörte: »Herr Adler, ich nehme Sie vorläufig fest, wegen des Verdachts, Ihren Partner Siegfried Lohmann ermordet zu haben. Alles, was Sie ab jetzt sagen, kann gegen Sie verwendet werden. Es steht Ihnen frei, einen Anwalt hinzuzuziehen.«
    Gerry starrte Gächter an, schüttelte sich wie ein nasser Hund und sagte leise: »Jetzt noch mal langsam zum Mitdenken...«
    »Alles, was Sie ab jetzt sagen, kann gegen Sie verwendet werden. Kommen Sie!«
    »Sind Sie am frühen Morgen schon besoffen, oder was?«
    »Irgendwer wird Ihnen die Sachen bringen können, die Sie brauchen. Im Zweifel Frau Lohmann. Sie ist ja wohl Ihre Geliebte. War sie eigentlich dabei, als Sie ihn umgebracht haben?«
    Langsam wurde Gerry Adler klar, daß Gächter es ernst meinte. Er stieß seinen Bürostuhl zurück und stand auf. »Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Kommissar... äh...«
    »Gächter.« Er machte die Tür in seinem Rücken auf, wo zwei Beamte der Schutzpolizei warteten, und sagte: »Abführen. Und Handfesseln anlegen. Der Mann ist gefährlich.«

20
    Bienzle wachte an diesem Morgen erst um halb neun auf. Das schrieb er der guten Landluft und dem schweren Wein vom Vorabend zu. Hannelore war offenbar längst aufgestanden. Bienzle krabbelte aus dem Bett. Auf dem Fensterbrett lag sein Telefon. Er nahm es und

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