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Erntedank

Erntedank

Titel: Erntedank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Michael; Klüpfel Kobr
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kennans dahoam rauslossn, oba net im Dienst!«, wies Lodenbacher seinen Mitarbeiter zurecht. »Nochm Gsetz iss’ und olles ondre geht Eahna nix oo.«
    Lodenbacher hatte augenscheinlich keinen guten Tag.
    »Jawohl, Herr Kriminaldirektor«, gab Maier daraufhin unterwürfig zurück und Kluftinger meinte sogar, den Ansatz eines Dieners in seinem Kopfnicken zu erkennen. Dienstbeflissen und sehr eifrig fuhr Maier fort, nun peinlich darauf bedacht, jede persönliche Wertung zu vermeiden. Dennoch konnte er vor seinen Kollegen den Schock nicht verbergen, den der Rüffel des Vorgesetzten bei ihm ausgelöst hatte. Kluftinger bedauerte sich bereits jetzt dafür, dass er ihm nun den ganzen Tag mit Fragen wie »Meinst du, dass er mir das noch lange übel nimmt?« oder »War das denn arg schlimm?« in den Ohren liegen würde.
    Wer aber Lodenbacher auch nur ein bisschen kannte, wusste, dass der sich schon zwei Minuten später gar nicht mehr daran erinnern würde. Nachtragend war er nämlich nicht. Nicht aus Menschenfreundlichkeit oder Großmut heraus, sondern weil bei ihm die Standpauken im Minutentakt erfolgten.
    »Also, rein amtlich, quasi gerichtlich, sind Sutters Firmen ebenfalls bereits aktenkundig, das heißt, auffällig gewesen bislang«, fuhr Maier umständlich fort.
    Kluftinger und Strobl warfen sich im selben Moment vielsagende Blicke zu.
    »Inwiefern, Maier?«, fragte Kluftinger, bemüht, nun seine Ausführungen stärker zu lenken.
    »Also, gegen Steinbock-Reisen und Resona wurden in der Vergangenheit mehrere zivilrechtliche Klagen angestrengt. Bisher aber wurde immer zu Gunsten Sutters entschieden.«
    »Worum ging es in den Verfahren?«, wollte Kluftinger wissen.
    »Das waren Leute, die mit den Produkten, die sie auf der Kaffeefahrt bestellt hatten, nicht zufrieden waren, oder solche, die kopflos und ohne groß nachzudenken irgendeinen Kaufvertrag unterschrieben haben und nun ewig abstottern sollten. Ich habe mir da zum Beispiel eine Akte angesehen, da hatte eine Frau von achtzig Jahren ein Riesenpaket von sogenannten Wellnessprodukten bestellt und auf Kredit gekauft. Nun wohnte die aber im Altersheim und fast ihre ganze Rente ging für das Heim, die Pflege und so weiter drauf. Sie hätte den ganzen Rest an Sutter zahlen müssen, um die Raten zu tilgen. Die Heimleitung hatte sich für sie eingesetzt und auf Auflösung des Vertrags geklagt. So weit, so gut, die Dame musste dennoch zahlen, die Rechtslage war da ganz eindeutig. Und das war kein Pappenstiel, da ging es um über zehntausend Mark.«
    »Zehntausend Mark für diesen Wellnesskrampf?«
    »Ja. Sie hatte eine Sprudelanlage für die Badewanne gekauft, obwohl sie nur eine Dusche hatte, mehrere Heizdecken und sage und schreibe fünf Zimmerbrunnen, für jede Feng-Shui-Zone einen.«
    »Wie viele solcher Verfahren gab es denn im Laufe der Zeit?«
    »Insgesamt fast zehn. Auch wenn die Dinge rechtlich nicht so klar waren – Sutter hatte verdammt gute Anwälte und die Prozessgegner meistens aus Kostengründen nur einen zweitklassigen Winkeladvokaten. Einmal musste ein beinahe Neunzigjähriger die Kosten für eine Reise zahlen, die er nie hätte antreten können – er hatte gedacht, mit der Postkarte würde er an einem Preisausschreiben teilnehmen, dabei hatte er sich damit für eine dreitägige Busreise nach Graubünden angemeldet. Auch diese wäre vollgestopft gewesen mit Verkaufsveranstaltungen und war obendrein viel zu teuer – zum Prozess ist es aber gar nicht mehr gekommen, weil der Mann kurz darauf gestorben ist. Und so oder so ähnlich lag es in allen Fällen, Sutter gab um keinen Preis auch nur einen Millimeter nach und pochte auf sein Recht. Es war absurd, dass die Richter ihm zähneknirschend immer Recht geben mussten.«
    »Wie war denn eigentlich Sutters Werdegang? Allzu lange hatte er diese Firma ja noch gar nicht, oder?«, hakte Kluftinger nach, der überrascht war, dass Maier seine anfängliche Nervosität überwunden hatte und nun fast schon professionell wirkte. Lodenbacher hörte ebenfalls sehr aufmerksam zu.
    »Nein«, erwiderte Maier, »er hatte die Kaffeefahrten-Firma seit sieben, die für die Magnetfeldprodukte seit etwa vier Jahren.«
    »Und was hat Gernot Sutter vorher getrieben?«, bohrte Kluftinger nach.
    »Moment.« Maier raschelte wieder in seinem Berg von Zetteln und Notizen. Ohne sein Diktiergerät schien er direkt aufgeschmissen. Kluftinger befürchtete bereits, dass Maier nun wieder den Faden verlieren würde, da fuhr dieser fort:

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