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Erntedank

Erntedank

Titel: Erntedank Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Michael; Klüpfel Kobr
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Herausgabe der Akten an die Polizei seine Richtigkeit habe. Lodenbacher fuhr fort, er habe die beiden ermittelnden Beamten zwar schweren Herzens gedeckt. Er werde aber in Zukunft keinesfalls mehr Kopf und Kragen riskieren, um schlampige Mitarbeiter in Schutz zu nehmen. Er wisse wohl, von wem dieser Schlendrian ausgehe. Und auch wenn er Kluftinger dabei nicht ansah, wussten doch alle im Raum, um wen es ging.
    Manche meinten wohl, sie seien Schimanski und könnten ohne Vorschriften ermitteln, ließ Lodenbacher weiter Dampf ab, aber Kempten sei eben nicht Berlin. Kluftinger freute sich derweil über die Tatsache, dass Schimanski, der Duisburger Tatort-Kommissar, zwar noch nie im Allgäu, aber eben auch noch nie in Berlin ermittelt hatte, und ertrug auch diese Standpauke, ohne sie sich im Geringsten zu Herzen zu nehmen.
    Als Lodenbacher fertig war und sich schnaubend wieder setzte, sagte Kluftinger lediglich »Hm-hm«, nickte und bat Strobl, seinen Bericht über Sutters Privatleben abzugeben. Ein Verhältnis mit dem französischen Au-pair-Mädchen sei seiner Meinung nach ausgeschlossen, begann der. Sutter habe offenbar eine glückliche Ehe geführt. Überhaupt sei Sutter im Privaten ein überaus korrekter und integrer Mann gewesen.
    »Er war sehr angesehen in Durach, die Leute, die wir befragt haben, sprachen immer von einer netten Familie. Sutter war im Förderverein der freiwilligen Feuerwehr, im Elternbeirat, hatte schon für den Gemeinderat kandidiert, war aber knapp gescheitert. Er muss auch ein guter Vater gewesen sein. Die Sutters waren wirklich eine Art ›Rama-Familie‹.«
    In diesem Moment wurde Sandy Henske wieder unruhig und schaute Hilfe suchend zu Kluftinger, der sofort verstand.
    »Bilderbuchfamilie«, flüsterte er ihr zu. Den Ausdruck kannte auch sie.
    Strobl lobte weiter den Familiensinn des Ermordeten, als das Telefon im Konferenzraum klingelte. Sandy hob ab und winkte nach einigen Sekunden den Kommissar aufgeregt ans Telefon.
    ***
    Einige Minuten später saß Kluftinger mit der Frau des Mordopfers in seinem Büro und schenkte ihr ein Glas Mineralwasser ein. Die wichtigsten Punkte waren in der Konferenz bereits besprochen worden und so war er richtiggehend froh, dass man ihm am Telefon mitgeteilt hatte, Frau Sutter sei in die Polizeidirektion gekommen und wolle unbedingt mit ihm sprechen. Auf diese Weise sparte er sich auch weitere Bußpredigten auf Niederbairisch.
    Sophie Sutter trug einen schwarzen Hosenanzug und wirkte auf den ersten Blick gefasst, auch wenn ihr die Betroffenheit deutlich anzumerken war.
    »Frau Sutter, wie geht es Ihnen?«, fing Kluftinger, sich erneut ganz auf eine psychologische Fortbildung besinnend, sanft und verständnisvoll an, um »das Eis zu brechen«.
    »Es könnte besser sein, Herr Kommissar, das können Sie sich sicher vorstellen. Aber ich habe zwei Kinder, irgendwie muss das Leben für uns trotzdem weitergehen. Haben Sie schon Fortschritte gemacht in den Ermittlungen?«
    »Ja gut, Frau Sutter, also, wir sind dabei.«
    An Kluftingers eher inhaltsarmem Satz schien sie sofort zu merken, dass es nicht wirklich vorwärts ging.
    »Herr Hauptkommissar«, fuhr sie fort und Kluftinger wunderte sich darüber, dass Sophie Sutter die korrekte Amtsbezeichnung kannte, die weder er noch seine Kollegen verwendeten. »Sie müssen mir versprechen, dass Sie den Täter finden.«
    »Ja, Frau Sutter, das verspreche ich Ihnen. Verlassen Sie sich auf uns. Wir haben bisher fast alle Fälle aufgeklärt.«
    Dass es in Kempten dennoch Tötungsdelikte gab, die seit zwanzig oder mehr Jahren ungeklärt waren, deren Akten immer wieder herausgezogen und mit aktuellen kriminaltechnischen Methoden überprüft wurden, musste er ihr ja nicht auf die Nase binden.
    »Gut, wenn Sie das sagen, wo Sie doch der Leiter des Kommissariates sind, dann will ich Ihnen glauben.«
    Wieder stutzte Kluftinger. Frau Sutter wusste sogar um die innere Organisationsstruktur der Kripo Kempten. Eigentlich war es nicht schwierig, schließlich stand sein Dienstgrad an der Tür zu seinem Büro. Für eine Frau in ihrer Situation aber beobachtete sie ihre Umwelt überaus genau und mit einem Blick für Details. Vielleicht wäre sie eine gute Kriminalerin geworden …
    »Gernots Mörder muss büßen dafür, dass er uns das Liebste genommen hat. Solange dieses Monster frei herumläuft, können wir alle nicht in Frieden leben.« Sie zog einen Zettel aus ihrer Handtasche und faltete ihn auf, während sie ein bedeutungsschweres Gesicht

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