Erntemord
losließen und er in sie hineinstieß. Wie die allererste Berührung war diese köstliche Empfindung, wie ein heißer Wind, der ihr ganzes Wesen zu erfassen schien.
Sie bewegten sich in einer zeitlosen Choreografie, langsam und tief, dann schneller, rauschhafter, dringlicher. Sie klammerte sich an ihn, biss in seine Schulter und bedeckte seinen Hals mit Küssen. Sie spürte ihn mit einer Intensität in sich, die sie fast verrückt machte. Sie verlor sich im stürmischen Schlag ihrer Herzen, ihrem Keuchen und dem animalischen Rhythmus, der sie in Besitz genommen hatte.
Seine Finger umschlangen die ihren, umklammerten sie, und sie schloss die Augen, als der Höhepunkt durch sie hindurchfegte wie ein Sturm in der Wüste. Sie spürte, wie sich jeder Muskel seines Körpers über ihr anspannte und dann ganz weich wurde, als er ihren Namen rief und sein eigener Höhepunkt ihn erfasste. Er war bei ihr, als ihre hämmernden Herzen sich allmählich beruhigten, als sie atmete, als ob es plötzlich wieder mehr Luft in der Welt gäbe, und als das Zimmer um sie herum wieder Wirklichkeit wurde.
Als das Ticken der Uhr wieder hörbar war und ein kühler Schauer über ihre nackte Haut lief, fragte sie sich plötzlich, was sie nun sagen sollte.
Doch ihm fielen die Worte offenbar weniger schwer. Er rollte sich auf die Seite, zog sie mit einem Arm eng an sich und flüsterte sanft: „Weißt du, wie lange ich dagegen angekämpft habe?“
„Ich dachte, du findest mich nicht attraktiv“, gab sie zu.
Sie war dankbar für sein heiseres Auflachen und die Art,
wie er sie berührte und mit seinem Finger über ihren Wangenknochen strich, als bewundere er ihre Struktur. Seine jetzt grau verhangenen, leicht umwölkten Augen sahen sie an, als könne er nicht glauben, wie dumm sie gewesen war. Sie fragte sich, ob sie ihn jemals wirklich kennen würde, erkennen würde, was hinter seiner Stärke und seiner Leidenschaft lauerte, seiner Entschiedenheit, seinem Selbstvertrauen. Und dann erfasste sie sofort die Angst, dass sie zu lange raus aus dem Spiel war und zu viel hineininterpretierte in eine Nacht mit Sex, wie wunderbar der auch gewesen war, und dass er seine geheimsten Gedanken vor ihr verborgen hielt.
Doch zumindest war er nicht unhöflich. Er sprang nicht gleich auf und zog sich an, um zu gehen.
Sie war verblüfft, als er sagte: „Du machst mir verdammt viel Angst.“
„Ich?“
„Du.“
Weil ich … verrückt bin, fragte sie sich.
„Warum?“, flüsterte sie und sah zur Seite, weil sie plötzlich Angst vor dem hatte, was sie sagen könnte.
„Weil du … du bist“, sagte er. Als sie sich ihm zuwandte, lächelte er ein wenig kleinlaut, und sie entschied, es dabei zu belassen. „Und ich bin froh“, fügte er hinzu, wobei er sie dichter an sich zog. „Ich kam mir wie ein Idiot vor, als ich herkam, weißt du.“
„Das ist schon in Ordnung. Ich bin durchgedreht, nachdem ich die Tür geöffnet habe.“
„Du drehst ziemlich gut durch“, sagte er.
„Danke.“
Er atmete tief durch. „Wann geht dein Flug?“
„Gegen zwölf. Und deiner?“
„Halb zwölf. Ich fliege über Chicago. Und du?“
„Charlotte. Wann kommst du an?“, fragte sie.
„Halb vier. Und du?“
„Viertel vor vier.“
„Möchtest du mitfahren?“
„Du musst nicht auf mich warten. Ich kann mir ein Taxi am Flughafen nehmen.“
„Ich bin sicher, dass du das kannst. Aber würdest du nicht lieber mit mir mitfahren?“
„Sicher. Wenn es dir nichts ausmacht zu warten. Und du kannst … Du brauchst mich nicht den ganzen Weg nach Hause mitzunehmen. Ich muss zwischendurch einen Stopp einlegen, um … einen Freund zu besuchen, wenn ich ankomme.“
Was für eine schlechte Lügnerin ich doch bin, dachte sie. Nicht dass sie wirklich log. Sie sagte nur nicht die ganze Wahrheit. Sie wusste, dass sie ins Stottern geraten und ihr Gesicht rot geworden war. Vielleicht würde er es in dem gedämpften Licht nicht bemerken.
„Um deinen Detective-Freund zu besuchen, nicht wahr?“, fragte er mit einer kleinen Schärfe in der Stimme.
Sie wollte vorschlagen, sie miteinander bekannt zu machen, doch er sprach schon weiter. „Das ist in Ordnung. Ich muss sowieso Brad kontaktieren, sobald ich da bin.“
„Dennoch würde ich gerne mitfahren“, sagte sie und merkte, wie lächerlich förmlich sie klang, wenn man ihre Augenblickliche Situation bedachte.
„Gut. Ich freue mich über die Gesellschaft – und die Wegbeschreibung.“
Er wollte aufstehen. Zu ihrer
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