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Erntemord

Erntemord

Titel: Erntemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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eigenen Überraschung hielt Rowenna ihn zurück. „Du musst nicht gehen, das weißt du“, flüsterte sie.
    Er blickte auf sie hinunter, lächelte leicht und zuckte die Achseln. „Okay. Dann gehe ich nicht.“
    Er legte sich wieder hin und fand ihre Lippen.
    Sich zu lieben ist einfach, dachte sie. Viel einfacher, als sie es sich vorgestellt hatte.
    Viel leichter, als wieder Fahrrad zu fahren, fügte sie mit einem inneren Kichern hinzu.
    Später entschlummerte sie langsam in seinen Armen. Sie war froh, dass er bei ihr war, und froh, wenn auch ein bisschen verschämt, dass sie ihn so direkt zum Bleiben bewegt hatte.
    Als sie erneut die Maisfelder vor ihrem inneren Auge sah, kämpfte sie gegen das Bild an.
    Nein, nein, bitte. Nicht jetzt, nicht heute Nacht … Bitte, lass mir nur die heutige Nacht, lass mir ihn …
    Es war fast, als wurde ihr Gebet erhört.
    Sie war nicht allein in dem Maisfeld.
    Jeremy war bei ihr.
    „Zeig es mir“, sagte er.
    „Du willst es nicht sehen“, erwiderte sie, konnte jedoch die Bewegung im Traum nicht aufhalten. Sie liefen gemeinsam. Liefen durch die endlosen Reihen Mais.
    Sie wusste, was sie erwartete, konnte fast schon die heimtückischen leeren Augen vor sich sehen und versuchte anzuhalten. Doch es gelang ihr nicht, sie konnte nur bettelnd in seine Augen sehen, die nun von einem dunkleren Grau waren.
    Grau wie die Farbe des Himmels und mit jenem Anflug von Dunkelheit, der bald die Felder verhüllen würde.
    Sie hörte die erste Krähe krächzen und wusste, dass auch sie sich zu ihnen aufschwang wie ein grausamer Schatten, der sich schwarz gegen das aufgewühlte Grau des Himmels abhob.
    „Lauf“, sagte er. „Lauf!“ Und so liefen sie.
    „Rowenna!“
    Voller Schreck fuhr sie auf. Er beugte sich über sie. Seine Augen waren dunkel vor Sorge, sein Haar zerzaust, und er stützte sich mit dem Ellenbogen ab, während er sie sanft schüttelte.
    Sie starrte ihn an, und allmählich verblasste der Traum.
    Verdammte Kendall, dachte sie. Auf ihre Träume hören? Oh ja, das war genau das, was sie brauchte.
    „Es tut mir leid“, sagte sie laut.
    „Ein Albtraum?“, fragte er.
    Er wirkte besorgt und mitfühlend.
    Vermutlich dachte er, dass sein erster Eindruck von ihrrichtig gewesen war und er mit einem Nervenbündel geschlafen hatte.
    „Ich … denke schon“, sagte sie. „Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe.“
    „Ich muss sowieso los“, erwiderte er.
    Ein unerklärliches Frösteln überkam sie. Sie klammerte sich an ihn, lachte dann und zwang sich, ihn loszulassen.
    „Tut mir leid. Es ist Morgen, oder?“
    „Jedenfalls Morgen genug. Halb sieben ungefähr. Und ich muss noch fertig packen.“
    Er stand auf, rasch und unbefangen. Aber vermutlich kannte er sich mit Nächten voller wildem, spontanen Sex aus. Sie sah zu, wie er sich anzog, und genoss den Anblick seiner breiten Schultern.
    An den Seiten der Vorhänge drang Licht herein, und sie verspürte eine große Erleichterung. Aus irgendeinem Grund war ihr der Tag deutlich lieber geworden als die Nacht.
    In Jeans und Pulli kam er zurück und setzte sich auf die Bettkante, um Socken und Schuhe anzuziehen. „Kann ich helfen?“, fragte er.
    „Helfen?“
    „Mit deinem Traum. Deinem Albtraum.“
    „Ach nein. Ich erinnere mich nicht mal mehr genau“, log sie. „Bist du sicher? Du kannst mir davon erzählen. Und ihn so verscheuchen.“
    Sie zwang sich zu einem Lachen. „Nein, es geht mir gut. Versprochen.“ Das Lügen wird einfacher, was vermutlich kein gutes Zeichen ist, dachte sie.
    Dennoch war sie im Moment dankbar, dass es ihr so leicht über die Lippen ging.
    Er küsste sie kurz, hielt inne und küsste sie dann noch einmal tiefer.
    „Wir sehen uns in Boston“, sagte er. „Ruf mich auf dem Handy an, wenn du dein Gepäck hast. Ich hole nur den Mietwagen und sammle dich dann ein.“
    „Das klingt gut, danke“, sagte sie lächelnd.
    Er wandte sich zum Gehen, und sie war froh, dass er kein Wort mehr über ihren Albtraum verlor.
    „Schließ hinter mir ab“, sagte er an der Tür und zögerte kurz. „Und auch wenn ich sehr dankbar bin, dass du mir die Tür geöffnet hast, öffne sie bitte nicht wieder. Öffne überhaupt keine Tür, wenn du nicht weißt, wer davorsteht, okay?“
    Sie lächelte erneut. „Ich schließe ab. Versprochen.“
    Als er fort war, sprang sie aus dem Bett, schloss die Tür abund machte dann jedes Licht im Zimmer an. Und den Fernseher.
    Ein wenig später unter der Dusche fragte sie sich, ob es eine

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