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Ernten und Sterben (German Edition)

Ernten und Sterben (German Edition)

Titel: Ernten und Sterben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter M Hetzel
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Gewehrkolben einen Stoß in den Rücken, der ihn zu Boden warf. Friedhelm spürte, wie ihm ein breites Hundehalsband umgelegt wurde. Er wehrte sich nicht, denn er wollte seinen Entführer nicht provozieren. Seine Augenlider juckten höllisch, weil ein Klebeband wie bei einem Paket mehrfach um seinen Kopf gewickelt worden war. Außerdem meldete sich sein Arm. Der Streckverband wurde langsam locker, und die Schmerzen nahmen zu.
    Er wurde an der Hundeleine einige unbehauene Stufen hinuntergezogen und auf einer muffigen Decke in die Knie gezwungen. Friedhelm war sich des Ernstes seiner Lage bewusst, doch er hatte beschlossen, sich nicht einschüchtern zu lassen. Je weniger Widerstand er leistete, desto weniger Gewalt würde der Psycho auf ihn ausüben. Sein räumliches Vorstellungsvermögen verließ ihn langsam, und er tastete mit den gefesselten Händen nach einem Halt. Er fand eine kratzige Decke, an deren Kopfende ein dicker unbehauener Pfahl stand. Seine Hundeleine war an einem schweren Ring verknotet worden.
    »Scheiße!«, sagte er und bereute sofort, dass ihm das Wort herausgerutscht war. Er glaubte, ein zufriedenes Schnaufen als Antwort wahrgenommen zu haben.
    Der Entführer schien jetzt aus der Grube hinauszusteigen und eine Abdeckung aus Holzstämmen zusammenzufügen. Friedhelm registrierte, wie warm sein eigener Körper war. Er war froh, dass ihm etwas Schutz geboten wurde. Dann hörte er es über sich rascheln. Anscheinend wurden große Äste auf dem Dach verteilt, und auch am Eingang der Grube tat sich etwas, wie die nachrutschende Erde bewies. Der Eingang wurde verschlossen. Dann breitete sich Stille aus.
    Ist ja wie bei den Pharaonen, dachte Friedhelm, der schon in der Jugend für seinen Galgenhumor bekannt gewesen war und sich von niemandem hatte einschüchtern lassen. Es bereitete ihm nur ein wenig Sorge, dass offenbar vergessen worden war, ihn auf der Reise in die Ewigkeit mit Nahrung zu versorgen.
    »Geduld ist vornehmste Bürgerpflicht«, hatte mal jemand geschrieben. Hubsi wüsste bestimmt, wer das gewesen war. Friedhelm rollte sich wie ein Hund auf der Decke zusammen. Kurz darauf war er eingeschlafen.
    Albertines Wohn- und Esszimmer hatte sich von einer Oase der Ruhe in eine Art Kommandozentrale verwandelt.
    »Wir sollten jetzt nicht warten. Weiß der Teufel, was der Typ wirklich vorhat«, sagte Egon-Erwin.
    »Wir halten uns erst mal im Hintergrund. Sie können mich jederzeit via Handy erreichen. 0171 21223 456 ist meine Nummer. Wir postieren das SEK auf Abruf ebenfalls in Groß-Büchsen. Damit wir zuschlagen können«, sagte Müller Zwo.
    »Ich würde gerne Frau von Krakow begleiten. Mich kennt der Serienmörder wahrscheinlich nicht, und ich würde mich besser fühlen, wenn wir nicht wieder überrumpelt werden.« Susanne Kampnagel schaute in die Runde und wartete darauf, dass alle nickten.
    Niemand tat ihr den Gefallen. Nur Clementine rührte sich, sagte aber nichts.
    »Was ist los, Clementine?«, fragte Albertine.
    »Nichts. Nur langsam wird mir die Sache unheimlich.« Clementine holte tief Luft. »Und ich finde, die Polizei wird dafür bezahlt, dass sie alles unter Kontrolle hat.«
    »Ich bin sowieso der Erste vor Ort.« Egon-Erwin deutete auf seine Kamera, die vor ihm auf dem Esstisch lag. »Wer soll sonst die Fotos schießen? Und ich bitte Fräulein Kampnagel zu akzeptieren, dass das meine Story ist. Erst wenn ich den Täter demaskiert habe und er alle Taten gesteht, kann ihn die Bullerei abtransportieren.«
    »Also, erstens sind wir keine Bullen, und zweitens wird gemacht, was wir wollen, sonst landen Sie im Knast.« Müller Zwo stand auf und forderte seine Praktikantin auf, ihm zu folgen. »Wen Sie sich nicht alle dreißig Minuten bei mir melden, wird das SEK eine Spur der Verwüstung durch Klein-Büchsen ziehen. Kein Stein bleibt da auf dem anderen. Frauen werden um ihre Männer weinen, Kinder ihren Vätern nachtrauern. Es kann nur einen geben, und das bin ich! Hasta la vista.« Diesen letzten Ausruf schleuderte Müller Zwo förmlich über den Tisch. Das »Ruhig Blut!« von Susanne versuchte er dabei zu überhören.
    »Super.« Hubertus verdrehte die Augen. »Jetzt haben wir mal wieder die Polizei gegen uns aufgebracht.«
    »Wir müssen jetzt, und zwar sofort, etwas unternehmen«, sagte Albertine. »Denkt an Friedhelm. Heute bietet sich uns die Möglichkeit, endlich alles zu beenden.« Sie deutete auf den verknitterten Zettel. »Ich bin mir sicher, da steckt zwischen den Zeilen die

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