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Ernten und Sterben (German Edition)

Ernten und Sterben (German Edition)

Titel: Ernten und Sterben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter M Hetzel
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einiges an Mut voraus. Aber Friedhelm, der Exbanker, und Elfriede, die Reitkuh, schienen miteinander zu einer Einheit verschmolzen. Kein Hindernis war zu hoch, kein Schlammloch zu tief, um ihren Siegeszug zu gefährden.
    Nach drei Runden gewann Friedhelm mit fünf Körperlängen Vorsprung. Er riss die Arme in die Luft und hätte seinen Triumph voll auskosten können, wäre Elfriede nicht ins Stolpern geraten. In hohem Boden landete Friedhelm auf der Weide. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rappelte er sich auf. Albertine spurtete zu ihm, um seine Schulter zu untersuchen. Doch der war bockig wie ein junges Kälbchen und versuchte erfolglos, auf die Beine zu kommen.
    »Lass mich doch«, sagte Friedhelm. »Das ist nur eine Prellung. Und ich muss doch das Kuh-Umschubsen und das Kuh-Voltigieren und was sonst noch ansteht gewinnen.«
    »Nichts da. Die Sanitäter sind schon unterwegs.« Albertine tastete Friedhelms Schulter vorsichtig ab. »Da ist nichts gebrochen, aber wir lassen dir einen Streckverband anlegen, und dann kannst du mit der rechten Hand noch ein paar Schnäpse trinken. Morgen sehe ich mir das dann in der Praxis genauer an. Hubertus passt auf dich auf. Ich gehe jetzt nach Hause zu Clementine. Sie fühlt sich sonst von uns vernachlässigt. Sicher machte sie uns noch etwas zur Stärkung. Und außerdem können wir uns ja nicht jeden Tag dem Alkoholmissbrauch hingeben.« Sie schaute sich in der Runde um.
    Doch Egon-Erwin wollte noch Fotos machen, und Hubertus musste bei Friedhelm Kindermädchen spielen. Da ging Albertine eben allein nach Hause.
    Clementine war immer noch mit Aufräumen und Reinemachen beschäftigt.
    »Nun mach doch endlich einmal Feierabend und setz dich zu mir. Ich könnte jetzt einen Beruhigungstee vertragen«, sagte Albertine.
    »Was hältst du von meiner Spezialmischung aus Kamillenblüten, Melisse, Minze, Brombeerblättern, Himbeerblättern und Ringelblumenblüten? Verfeinert mit ein wenig Blütenhonig.« Clementine wartete Albertines Antwort gar nicht erst ab, sondern setzte gleich Wasser auf. Mit zwei Tassen und einer großen Kanne kam sie zum Esstisch. »Was ist los?«
    »Ich glaube, dass ich den Killer gesehen habe.« Albertine stieg der krautige Duft des Tees in die Nase. »Er ähnelt irgendwie Mel Gibson, ist aber einen Kopf kleiner und sieht kräftiger aus. Es hätte mich interessiert, was du zu dem Typen gesagt hättest.«
    »Ich bin überzeugt, dass dieser Kreisjägermeister der Psycho ist«, sagte Clementine und schenkte Tee ein. »Allerdings spiele ich nicht mehr den Lockvogel. Ich verrate es nur dir, aber mich verfolgt dieser Kampf bis in die Träume. Und ich werde diese fiese Maske nicht mehr los. Dieses widerliche Grinsen hat sich in mein Gehirn gebrannt.« Sie senkte kurz den Blick. »Und außerdem tun mir die Frau des Bürgermeisters und Pia unendlich leid. Wir haben Unglück über diese Familie gebracht. Das kann niemand mehr gutmachen.«
    »Leider hast du vollkommen recht. Ich würde am liebsten ins Bett gehen und mir die Decke über den Kopf ziehen.« Albertine nippte an ihrem Tee.
    »Dann machen wir das jetzt einfach. Es ist ja noch nicht spät am Abend, aber ich richte mir das Gästezimmer her, und du kannst dich beruhigt hinlegen. Ich schlafe im Moment eh nur ein paar Stunden.« Clementine stand auf und räumte rasch den Tisch ab. Sie schaltete das Licht in der Küche aus und dirigierte Albertine sanft die Treppe hoch.
    »Aber Hubertus und Friedhelm wollten noch mal vorbeikommen und auch Egon-Erwin«, sagte Albertine mit schläfriger Stimme.
    »Die Tür ist verschlossen, und wir machen nicht auf«, sagte Clementine. »Wenn die beiden sehen, dass bei uns das Licht aus ist, melden sie sich eben morgen wieder.«

achtzehn
    »Was wollen die denn hier?« Hubertus staunte nicht schlecht, als er am nächsten Morgen Müller Zwo und das Fräulein Kampnagel an Albertines Esstisch sitzen sah. »Wo ist denn die andere Müllerin?«
    »Im Urlaub und wird nun vertreten von meiner Kollegin Kampnagel, die gerade an einem großen Forschungsprojekt über psychopathische Gewaltverbrecher arbeitet«, sagte Müller Zwo. »Frau von Krakow hat uns übrigens angerufen, weil sie uns in ihre Pläne einweihen möchte. Sie scheinen ja dem Täter direkt auf der Spur zu sein.«
    »Dann können Sie in einem Aufwasch auch meinen Bruder suchen, der ist nämlich gestern Nacht nicht nach Hause gekommen.« Hubertus ließ sich sichtbar müde auf einen Stuhl fallen.
    »Wahrscheinlich hat er wieder zu viel

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