Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ernten und Sterben (German Edition)

Ernten und Sterben (German Edition)

Titel: Ernten und Sterben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter M Hetzel
Vom Netzwerk:
ein Schlamm-Catcher aus. Doch proportional zum Grad seiner optischen Verwahrlosung stieg seine Laune. Es half, dass Albertine mitfieberte und ihm ihr schönstes Lächeln zeigte.
    Im Kuh-Schach war Friedhelm unschlagbar. Ein Teil des Feldes wurde in ein Schachbrettmuster aufgeteilt, während die vollgefressene Prachtkuh Queen auf ihren Einsatz wartete. Friedhelm setzte tausend Euro auf das Feld C6. Langsam kam Queen in Bewegung. Durch gebrüllte Kommandos ließ sie sich nicht aus der Ruhe bringen. Wie eine Verkäuferin im Kino verteilte Bäuerin Strunk Knabberkram aus ihrem Bauchladen, während Bauer Strunk Schnaps verkaufte und dabei »Die Kuh trinkt Wasser nie mit Rum, nach achtzehn Jahren fällt sie um« skandierte. Friedhelm bekämpfte seinen Kater mit Hochprozentigem und kam so nur noch mehr in Stimmung. Als sich Queen dem Feld C5 näherte, feuerte er sie nach Leibeskräften an.
    »Ich kauf dir einen eigenen Bauernhof und ’ne Masseuse. Und jeden Tag wirst du mit Bier eingerieben und so, wie deine japanischen Freundinnen. Nie werde ich dich schlachten, und an deinem Grab spielt Elton John ›Candle in the Wind‹«, brüllte Friedhelm und sang lauthals:
    »Goodbye loveley Queen
    Though I never knew you at all
    You had the grace to hold yourself
    While those around you crawled
    They crawled out of the woodwork
    And they whispered into your brain
    They set you on the treadmill
    And they made you change your name.«
    Beim Chorus stimmten alle Zuschauer mit ein: »And it seems to me you lived your life like a candle in the wind …«
    »Jetzt reiß dich mal zusammen, Friedhelm«, zischte Albertine ihm zu. »Du wirst immer peinlicher. Und morgen fährst du zurück nach Hause in dein schickes Loft, und wir hier müssen uns den Spott anhören. Schau mal lieber, ob die dicke Queen jetzt ihren Fladen im richtigen Feld abwirft.«
    »Die kackt bestimmt ins falsche Feld. Knapp daneben ist auch vorbei.« Friedhelm versuchte, Queen aus der Ferne zu hypnotisieren. Und es klappte tatsächlich. Die dralle Kuh drehte mit ihrem Hinterteil in Richtung Feld C6 ab und ließ den Fladen genau in die Mitte fallen. Endorphine durchströmten Friedhelms Körper, genau wie früher, wenn er mit dem Geld seiner Anleger gezockt hatte.
    Hubertus klopfte seinem Bruder auf die Schulter. »Bevor du hier Wurzeln schlägst, gehen wir jetzt zu Bauer Schlüter. Dort findet das große Finale statt. Die Kühe sind schon gesattelt für die wilde Jagd durchs Gelände.«
    »Genau. Ich bin schon ganz scharf auf das Siegerfoto.« Egon-Erwin wurde es offensichtlich langsam langweilig.
    »Versuch lieber, diesen Mel-Gibson-Typen zu erwischen«, sagte Hubertus.
    »Ich zeig ihn dir, wenn ich ihn irgendwo sehe«, sagte Albertine.
    Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Schlüter’schen Anwesen. Friedhelm rechnete sich noch Chancen auf den Sieg aus und eilte im Sturmschritt davon. Er wollte sich die Kühe als Erster ansehen, um die Kräftigste auswählen zu können.
    »Was ist nur mit deinem Bruder los?« Albertine schaute Friedhelm kopfschüttelnd hinterher. »Er ist ja wie entfesselt. Geld allein scheint nicht glücklich zu machen.«
    »Wie sieht eigentlich Mel Gibson aus?«, fragte Hubertus.
    »Da!«, rief Albertine und blieb abrupt stehen.
    »So wie dieser Typ, der sich gerade mit Friedhelm unterhält. Allerdings ist der Gibson deutlich größer.« Egon-Erwin unterdrückte den Impuls, einfach loszurennen. Möglichst unauffällig näherte er sich Friedhelm und dem Unbekannten und schoss eine Serie erstklassiger Nahaufnahmen.
    Albertine beobachte die beiden aus sicherer Entfernung. Sie war sich sicher, dass Mel Gibson ihr wieder zugelächelt hatte.
    Dann wurde zum Rennen auf dem Schlüter-Hof gerufen. Friedhelm hatte seiner Kuh den Sattel abgenommen und schwang sich nun wie ein Turnierreiter auf Elfriede. Als Zaumzeug diente ihm ein einfaches Stallhalfter mit einem Zügel daran.
    Der Wettkampf wurde mit einem original Kuhhorn angeblasen, und Friedhelm setzte sich sofort an die Spitze des Feldes. Erschwert wurde das Rennen durch ein paar Hindernisse, die Elfriede allerdings wie im Schlaf passierte. Sie gehörte neben drei anderen Kühen zu den eingerittenen Exemplaren. Bauer Schlüter bot diesen Service seinen Feriengästen an, seit es Mandy Krieger aus Beverstedt bei Bremen mit ihrer Kuh bis in das Mittagsmagazin der ARD gebracht hatte. Die Marktlücke bescherte dem Bauer zusätzliche Einnahmen.
    Die Runde war ungefähr dreihundert Meter lang und setzte

Weitere Kostenlose Bücher