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Ernteopfer

Ernteopfer

Titel: Ernteopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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irgendein Notfall.«
    »Ja ich weiß, der Notfall sitzt gerade bei mir und schaut fern. Was gibt es noch?«
    »Wegen deiner kleinen Schießerei heute gibt es noch keine Erkenntnisse. Der Waffentyp steht inzwischen fest, die Waffe selbst ist aber bisher noch nirgends aufgetaucht. Die Spuren am Bahndamm haben uns nicht viel weiterge bracht. Ach ja, das Landeskriminalamt will sich morgen einschalten. Ich glaube, du wirst in Erklärungsnot kom men, weil deine und Beckers Abdrücke gefunden wur den. Die Affen vom LKA scheinen dich allen Ernstes in Verdacht zu haben.«
    »Meinetwegen«, entgegnete ich mürrisch.
    »Was ist morgen mit der Durchsuchung von Siegfried? Gibt es überhaupt noch jemand, der nichts davon mitbe kommen hat?«
    »Äh, ich weiß jetzt nicht, was du genau meinst, Reiner. Morgen früh um 6.30 Uhr geht der Sturm auf das Gemüse los. Allgemeiner Treffpunkt und Lagevorbesprechung eine Stunde vorher auf der Inspektion. Keine Angst, ich werde uns wieder einen schönen starken Kaffee machen.«
    »Du Gerhard, kannst du das morgen früh für mich übernehmen?«
    »Was ist los mit dir? Bist du krank? So etwas lässt du dir doch nicht freiwillig entgehen.«
    »Ja, da hast du vollkommen recht. Mein Hinderungs grund ist minderjährig, in zweifacher Ausführung vorhan den und muss morgen früh zur Schule. Mensch, Gerhard, Stefanie hat einfach beide Kinder vorhin bei der Nach barin abgeladen und ist nach Frankfurt zu ihrer kranken Mutter gefahren.«
    »Boah, da hast du im Moment wirklich ein Problem.«
    Gerhard schien zu überlegen.
    »Okay, Reiner, machen wir es so. Ich sage den ande ren, dass du erst gegen halb neun dazukommst, weil du noch einen wichtigen Termin hast. Das bleibt aber unter uns, okay?«
    Ich bedankte mich bei ihm und legte auf. Fast hätte ich der Versuchung nicht widerstanden und den zweiten Beitrag auf dem immer noch blinkenden Anrufbeantwor ter abgehört.
    Der Abend verlief wie früher. Nur ohne Stefanie. Ich hatte meine Mühe, Paul und Melanie ins Bett zu bringen. Melanie war noch einigermaßen vernünftig. Sie musste ich nur mit einer kleinen Taschengeldzulage bestechen. Anstrengender war Paul, der offensichtlich ein Witzeer zähldefizit aufzuholen hatte. Dennoch gelang es mir letzt endlich, ihn zum Schweigen zu bringen. Er schlief vor Erschöpfung ein.
    ›Am nächsten Morgen begann ein neuer Tag‹. Diese Stil blüte aus meiner Schülerzeit gab mir Hoffnung auf Besse rung. Der Stress der letzten drei Tage setzte mir kräftig zu. Nicht, dass neben meinem Magen auch noch irgendwann mein Herz rebellierte.
    Das Frühstück klappte erstaunlich gut. Melanie erklärte mir, wie man die Brötchen aufbackte und dass man selbst verständlich die Folie entfernen musste, bevor man sie in den Backofen steckte. Das Plastik würde sonst recht zäh in den Zähnen hängen bleiben, erklärte sie mir todernst.
    Bereits kurz nach halb acht konnten wir das Haus ver lassen und uns auf den Weg nach Ludwigshafen machen.
    »Papa, holst du uns nach der Schule wieder ab?«, frag te mich Paul, als wir vor der Schillerschule angekommen waren. »Bis dahin kenne ich bestimmt wieder ein paar neue Witze!«
    Ich versprach, dass ich pünktlich zur Stelle sein würde, und wünschte den beiden noch einen schönen Tag und viel Spaß beim Lernen. Ich drückte aufs Gaspedal und fuhr zu Siegfried nach Limburgerhof.
    Ich war in meiner beruflichen Vergangenheit schon bei der einen oder anderen Durchsuchung dabei gewesen. Was sich aber hier abspielte, stellte alles bisher Dagewesene in den Schatten. Spektakulär hatte man bereits auf der Straße die Zufahrt zu Siegfrieds Gelände mit metallenen Baustel lenabsperrungen blockiert. Auf sicherlich mehr als 100 Metern Länge standen am Straßenrand Streifenwagen und Zivilfahrzeuge wie eine Perlenkette aneinandergereiht. Die parkende Autoschlange reichte bis in die Ortsbebauung von Mutterstadt hinein. Auf dem breiten Zufahrtsweg, der zu den Hallen führte, standen vier oder fünf große Mannschaftsbusse der Bereitschaftspolizei und viele wei tere Fahrzeuge parkten anscheinend recht willenlos kreuz und quer. Ein paar Meter vor den Hallen hatte man eine weitere Absperrung installiert. Ein kleines Nadelöhr war die einzige legale Möglichkeit, um diese zu betreten oder zu verlassen.
    Nachdem ein mir flüchtig bekannter Beamter mich die äußere Absperrung passieren ließ, konnte ich ein ganzes Heer von Bereitschaftspolizisten ausmachen, die in einiger Entfernung in den Feldern einen Kreis um

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