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Ernteopfer

Ernteopfer

Titel: Ernteopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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lassen will? Oder gleich der Siegfried?«
    »Reiner, wir wissen halt noch zu wenig. Komm, lass uns weitermachen. Du musst bald wieder weg.«
    »Okay, Jutta. Hat das LKA sich inzwischen wegen des Buchs von Schablinski geäußert?«
    Meine Kollegin zog ein weiteres Blatt aus ihren Un terlagen hervor.
    »Ja, das LKA hat was gefaxt. Zuerst dachte man, dass es Ungarisch sei. Hier steht, dass Ungarisch die einzige nicht indogermanische Sprache in Mitteleuropa sei. Schließlich hat man aber festgestellt, dass es sich um Finnisch handelte. Ungarisch und Finnisch sind stark miteinander verwandt, obwohl man sie nicht gerade als Nachbarn bezeichnen kann. Jedenfalls bringt uns der Text nicht weiter. Das muss wohl einer der Vorbesitzer eingetragen haben.«
    »Und was stand da jetzt genau in dem Buch?«
    »Es ist nur eine kurze Beschreibung über die finnische Seenlandschaft. Da war wohl jemand als Tourist dort un terwegs.«
    »Also wieder eine Sackgasse. Sei so gut und leg mir trotzdem eine Kopie ins Büro, ja?«
    »Mach ich, Reiner. Wir haben noch einen Punkt. Ei nen interessanten Punkt. Wir sind dabei, die Fahrzeuge zu überprüfen, die am Polentreff beteiligt waren. Heute Morgen war übrigens keiner da. Es scheint sich schnell herumgesprochen zu haben, dass Siegfried ein Problem hat.«
    Ich mischte mich ein.
    »Petersen wird seine Spezis schon angerufen haben, dass er heute nicht auftaucht. Auch wenn wir inzwischen wissen, was der Zweck dieser Treffen war, bleibt die Sa che mit Schablinski dennoch im Dunkeln. Das kann kein Zufall sein, dass der Mord gerade zum Zeitpunkt der Tref fen stattfand.«
    »So sieht es aus«, antwortete Jutta.
    »Dank deiner Fotostory kennen wir mittlerweile jede Menge Kennzeichen und Personen. Neben Siegfried und der Firma Weiß haben wir weitere beteiligte Genossenschaftsmitglieder identifizieren können. Dazu kommt jedoch eine weitere Ungereimtheit.«
    »Schieß los!«
    »Ein Herr Wanda von der Handels- und Vertriebsge sellschaft Wanda GmbH aus Böhl-Iggelheim war zugegen, obwohl er kein Genossenschaftsmitglied ist. Noch selt samer ist die Tatsache, dass ein gewisser Herr Knoll dort Gesellschafterfunktion hat. Bevor ihr nachfragt: Ja, es ist der Knoll, der bei Weiß arbeitet.«
    »Gute Arbeit. Bitte überprüft, ob er bei dem Treffen am Freitag dabei war. Gibt es noch mehr Überraschungen?«

»Nein, bis jetzt eigentlich nicht. Außer, du siehst es als Überraschung an, dass der Bürgermeister von Klein-Bro keldorf dort war.«
    »Der Bürgermeister von Klein-Brokeldorf? Was hat der damit zu tun?«
    »Er vermutlich nichts. Aber seine Töchter haben einen kleinen Betrieb und die beliefern Siegfried.«
    »Also gut, hängt euch an den Bürgermeister. Seid aber vorsichtig, damit nicht wieder ein Landrat oder eine Partei aufschreit und uns politische Beeinflussung vorwirft.«
    »Wird gemacht, Reiner.«
    »So, das wärs für heute«, schloss Jutta ihren Bericht.
    »Zur Durchsuchung bei Siegfried kann ich noch nichts sagen, das ist noch zu früh. Ob sich daraus allerdings Er kenntnisse zu unserem Fall ergeben, möchte ich im Mo ment bezweifeln. Was Siegfried und Petersen da aufgebaut haben, ist zwar alles andere als ein Kavaliersdelikt, zu ei nem Mord passt das Ganze aber trotz alledem nicht.«
    »Du weißt aber, dass Menschen schon für fünf Euro umgebracht wurden?«
    »Sicher, dennoch ist es ziemlich weit hergeholt, dass ein Erntehelfer Einblick in die finanziellen Machenschaften von Siegfried gehabt haben soll.«
    »Na ja, wir werden sehen. Ich bleibe bis auf Weiteres auf Bereitschaft. Ansonsten sehen wir uns morgen früh wieder, okay?«
    Zusammen mit Gerhard verließ ich als Erster das Zim mer. Ein diskreter Blick auf meine Armbanduhr verriet mir, dass das Timing nicht besser hätte sein können. Wenn ich jetzt sofort losfuhr, war ich pünktlich zum Schulschluss da.
    Auf der B 9 nach Ludwigshafen registrierte ich wegen meines knurrenden Magens, dass das Timing wohl doch nicht so gut war. Irgendwann sollte ich vielleicht doch mal ein paar Kalorien zu mir nehmen.

16
    Kinder mit dem Auto von der Schule abzuholen, ist kri minell. Obwohl es gerade in Großstädten mehr als genug Grundschulen gibt und somit der Schulweg für die we nigsten länger als ein Kilometer ist, wurden schätzungs weise die Hälfte der kleinen Prinzen und Prinzessinnen mit dem Auto gebracht und wieder abgeholt. In regnerischen Zeiten oder gar bei Schnee schnellt die Menge der elterli chen Chauffeurdienste noch mehr in die Höhe.

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