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Ernteopfer

Ernteopfer

Titel: Ernteopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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Stefanie? Habe ich was falsch gemacht? Habe ich mich nicht bemüht? Ich weiß, dass ich nicht ge rade der geborene Koch bin.«
    »Okay, lass uns damit aufhören. Ich wollte dich fragen, ob du morgen Abend Lust hast, zum Essen vorbeizukom men, es gibt allerdings keine Pizza. Ich koche selbstver ständlich selbst. Allerdings wird meine Mutter dabei sein. Na, was ist?«
    »Ja, klar komme ich. Ich freue mich über die Einla dung. Was soll denn die Anspielung mit deiner Mutter? Ich habe nichts gegen sie. Sie hat zwar manchmal etwas altmodische Ansichten, damit komme ich aber locker klar.«
    »Okay, dann erwarten wir dich gegen 20 Uhr bei mir in Ludwigshafen.«
    Kurz darauf hatte sie mit Melanie und Paul das Feld ge räumt. Ich räumte die Küche auf. Nach einer Woche wurde es langsam Zeit, den Geschirrspüler zu leeren.
    Dann fiel mir wieder der ominöse zweite Anruf auf dem Anrufbeantworter von gestern ein. Sollte ich es wagen?
    Die Neugier siegte nach kurzer Bedenkzeit.
    »Tag, Herr Palzki. Ich bin es, Dietmar Becker. Ich habe eine Neuigkeit für Sie, die vielleicht interessant ist. Samuel Siegfried trifft sich am Dienstagabend in Frankenthal im Congressforum mit einigen wichtigen Leuten. Er hat alle Geschäftsführer beziehungsweise Inhaber seiner Genos senschaft eingeladen. Da wird bestimmt ein großes Ding gedreht. Um was es geht, weiß ich leider nicht.«
    Grußlos endete die Botschaft. Becker hatte das gestern auf Band gesprochen. Wahrscheinlich wusste Siegfried zu diesem Zeitpunkt noch nichts von der Durchsuchung. Oder doch? Scheißspiel, immer diese ambivalenten Alter nativen. Egal, das konnte ich morgen immer noch klären. Eile war hier im Moment nicht geboten. Ich musste jetzt erst mal eine Pause einlegen.
    Ich genoss den Augenblick. Es war Montagmittag, die Kinder waren wieder bei Stefanie und in Sachen Schab linski konnte ich in den nächsten Stunden nichts tun. Ich warf mich mit einem angedeuteten Fosbury-Flop über die Rückenlehne der Couch und räkelte mich in den Kissen. Nicht mal eine Zeitung würde ich in den nächsten zwei Stunden anrühren, schwor ich mir. Ich streckte meinen geschundenen Körper und gähnte wie ein brünstiges Nil pferd.
    Ich schloss die Augen.
    Das Telefon läutete.
    Ich ließ meine Augen geschlossen.
    Das Telefon läutete immer noch.
    Ich öffnete meine Augen und stand auf.
    Noch guter Dinge nahm ich den Hörer auf.
    »Hallo Reiner, wo bleibst du denn?«, begrüßte mich Gerhard am anderen Leitungsende.
    »Was heißt hier, wo ich bleibe? Ich bin zu Hause, du hast immerhin meine Privatnummer gewählt.«
    »Ja, das weiß ich natürlich. Dann mach mal, dass du schleunigst ins Büro kommst.«
    »Was habt ihr jetzt schon wieder? Probleme mit dem Kopierer oder ist die Diätlimonade zu warm?«
    »Mach keinen Scheiß, Reiner, komm her, wir haben Besuch. Die Schwester von Schablinski ist da!« Was blieb mir anderes übrig, als meine Schuhe wieder anzuziehen und mich auf den Weg zu machen. Auf der einen Seite war ich wegen meiner Nichtpause zutiefst frustriert, auf der anderen Seite konnte die Aussage von Schablinskis Schwester wichtige Impulse bringen. Kurz darauf betrat ich bereits Gerhards Büro.
    In einem Besuchersessel saß eine schwarzhaarige Frau, die ihre Haare zu einem Knoten zusammengesteckt hatte. Das verbittert wirkende Gesicht sah in Kombination mit der verschmierten Schminke nicht gerade einladend aus. Ich vermutete, dass sie unter normalen Umständen eigent lich sehr hübsch aussah. Sie trug Trauerkleidung, was sie zusätzlich noch älter wirken ließ. Ich schätzte sie auf höchs tens 25 Jahre. In der Hand hielt sie eine braune Krokodil ledertasche sowie einen Regenschirm. Einen Regenschirm? Ich konnte mich gar nicht daran erinnern, wann es hier in dieser Gegend zum letzten Mal geregnet hatte.
    Sie blieb sitzen, als ich sie händeschüttelnd freundlich begrüßte.
    »Guten Tag, Frau Schablinski. Mein Name ist Reiner Palzki. Es freut mich, dass Sie nach Deutschland gekom men sind. Das mit ihrem Bruder tut mir sehr leid. Doch ich kann Ihnen versichern, dass wir alles Menschenmögliche tun, um den Täter schnell zu fassen.«
    Mit leicht weinerlicher Stimme antwortete sie in per fektem Deutsch:
    »Danke, Herr Palzki. Ich weiß, dass die deutsche Polizei im Regelfall sehr gründlich ist. Ihr Kollege, Herr Steinbeißer, hat mir schon von den bisherigen Ermittlungen erzählt.«
    »Nanu, Sie sprechen ja die hiesige Landesprache besser als wir«, bemerkte ich erstaunt.
    Ich konnte in

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