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Ernteopfer

Ernteopfer

Titel: Ernteopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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heraus, sodass die Trage samt Inhalt beängstigend zu wippen begann.
    Fritz fluchte.
    »Der Strich soll eine Kerbe symbolisieren. Ich hab auf den Scheißautomaten eingetreten, weil der wieder so eine Diätlimonade ausgespuckt hat.«
    Die Sanitäter hatten sich inzwischen wieder tragfähig beruhigt und schleppten den Verlierer des Duells in Rich tung Ausgang.
    Ich verzichtete darauf, mir ein Getränk zu ziehen, und ging gleich zum Besprechungsraum. Vielleicht half ja eine Tasse Sekundentod mit Milch.
    Meine Kollegen waren natürlich, genau wie das letzte Mal, alle bereits versammelt.
    »Ach, der Reiner kommt. Wir haben gerade überlegt, ob wir dir zu Weihnachten ein Navi schenken sollen. Es ist kompliziert, von Limburgerhof hierher nach Schiffer stadt zu finden. Vielleicht solltest du dir abgewöhnen, dich tagsüber nach dem Sonnenstand zu orientieren.«
    Ich lachte müde.
    »Ja, ich weiß, die Sonne dreht sich um die Erde, unge fähr einmal am Tag. Können wir jetzt anfangen?«
    Jutta nahm ihre berüchtigten Notizen zur Hand.
    »Okay, dann wollen wir mal. Zuerst zu der anonymen Drohung, die unser Reiner bekommen hat. Die Überwa chungskamera zeigte einen etwa elfjährigen Jungen, der den Brief eingeworfen hat. Morgen sind wir im Schulzen trum und klappern die Klassen fünf und sechs der Haupt schule, der Realschule und des Gymnasiums ab. Dann werden wir weiter sehen.«
    Irgendetwas irritierte mich schon die ganze Zeit, ich kam aber nicht gleich drauf, was es war. Erst als ich zu fällig noch einmal durchs Fenster schaute, war es mir klar. Manche Fenster standen auf Kippstellung. Das wäre an für sich noch nichts Ungewöhnliches gewesen. Doch draußen stand auf einem Gerüst ein Fensterputzer und machte sich gerade an den Scheiben zu schaffen. Sah ich jetzt schon Ge spenster? Ich stand auf und schloss die gekippten Fenster. Der Fensterputzer fuhr in seiner Tätigkeit unaufhaltsam fort und tat so, als hätte er mich gar nicht bemerkt.
    Fünf Augenpaare starrten mich an, als ich zu meinem Platz zurückging.
    »Was ist los mit dir Reiner, ist dir kalt?«
    Ich ging auf diese Frage erst gar nicht ein.
    »Lasst uns unsere Besprechung in einem anderen Raum fortführen.«
    Diskret zeigte ich mit dem Daumen in Richtung der Fenster.
    »Ich glaube, ich weiß, was du meinst«, flüsterte Jutta.
    »Kommt, lasst uns in das Besprechungszimmer B 114 gehen. Das steht leer.«
    Wir schnappten uns unsere Unterlagen und Tassen und wechselten den Raum. Gerhard kam zwei Minuten spä ter nach.
    »Ich war noch schnell bei den Kollegen. Die versuchen die Reinigungsfirma ausfindig zu machen. Einer von denen meinte, dass die schon seit 20 Jahren hier sauber machen.
    Kann es sein, dass du langsam Halluzinationen be kommst, Reiner?«
    »Ach, hör auf. Ich weiß es doch auch nicht. Es war nur so ein blödes Gefühl. Wahrscheinlich ist ja nichts dran. Lasst uns einfach weitermachen.«
    »Okay«, Jutta schnappte sich wieder ihre Liste.
    »Den Schützen vom Bahndamm konnten wir immer noch nicht identifizieren. Die Waffe war nicht registriert und die gefundenen Fußabdrücke bringen uns nicht wirk lich weiter. Ebenso unbekannt ist, ob es einen Zusammen hang mit dem Drohbrief gibt. Allerdings vermuten unsere Psychologen, dass der Anschlag nicht unbedingt dir ge golten haben müsste. Unter Umständen warst du nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Und hier habe ich noch eine Einschätzung von unserem Old Firehand.«
    Sie zog ein leicht angeknittertes Blatt Papier aus ihrem Stapel.
    Old Firehand hieß mit bürgerlichem Namen Fünffinger und war unser Waffenexperte. Wer ihm den Spitznamen Old Firehand verpasst hatte, ist nicht bekannt.
    Jutta las die Stellungnahme vor:
    »Aufgrund der Einschlagwinkel der beiden Geschosse, der Entfernung, der Wetterbedingungen und der Muniti onsbeschaffenheit komme ich zu der Feststellung, dass der Schütze ein Profi war. Die Einschüsse in die Blechhütte wurden exakt geplant und mit minimaler Abweichung platziert. Eine direkte Lebensgefahr schien nicht bestan den zu haben.«
    Ich schaute betreten drein.
    »Ich habe mir fast in die Hose geschissen. Soviel dazu, ob Lebensgefahr bestanden hat oder nicht.«
    »Wir glauben dir, dass das eine Extremsituation für dich war. Es könnte trotzdem sein, dass dir da nur jemand einen Denkzettel verpassen wollte.«
    »Und wer sollte das gewesen sein? Dr. Metzger, weil ich mich nicht von ihm operieren lassen will? Oder dieser Professor Müller, der niemand an seine Grabungsstätte

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