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Ernteopfer

Ernteopfer

Titel: Ernteopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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Hand?«
    »Soweit sind wir noch nicht, Reiner. Im Moment ha ben wir einen verdeckten Fahnder auf ihn angesetzt. Die Ergebnisse sind bisher aber recht enttäuschend. Er scheint nur für Mary und seine Grabungsforschung zu leben. Ach, wenn wir gerade dabei sind, Verdächtige zu entlasten. Die Fensterputzer können wir auch vergessen. Es gibt keine Querverbindungen zu unserem Fall. Alle Mitarbeiter wur den gründlich überprüft. Tut mir leid, Reiner, da hast du dir was eingebildet.«
    Ich nickte ergeben.
    »Okay, was haben wir noch, Jutta?
    »Das Rätsel um das Buch mit dem finnischen Text ist ebenfalls gelöst. Katarzyna Schablinski sagte aus, dass ihr Bruder eine finnische Brieffreundschaft gepflegt hatte. Das Buch selbst hatte Jakub gehört.«
    Jutta machte eine kurze Gedankenpause.
    »Das wäre im Moment alles. Im Laufe des Tages wer den wahrscheinlich die ersten Erkenntnisse zu unserem heutigen Fall vorliegen. Sag mal, wie gehen wir jetzt wei ter vor, Reiner?«
    »Halt! Einen Punkt habe ich noch. Jutta, könntest du bitte mal recherchieren, ob dieser Marek Dzierwa bei der Firma Weiß beschäftigt war oder durch Siegfried vermit telt wurde?«
    »Klar. Das dürfte ja nicht so aufwendig sein.«
    »Super, vielen Dank. Ansonsten treffen wir uns wieder auf Zuruf, okay?«
    Damit war die Versammlung geschlossen. Ich ging auf einen Sprung in meinem Büro vorbei, um die Post durch zusehen, die sich in den letzten Tagen auf meinem Schreib tisch stapelte. Es war aber nichts Eiliges dabei. Nicht mal ein läppischer Drohbrief. Nur eine Ansichtskarte mach te mich stutzig. Ein Kollege, der sich zurzeit in Urlaub befand, schickte seine Grüße aus Dänemark. Im letzten Satz gratulierte er mir zu meinem Geburtstag. Geburts tag? Erschrocken blickte ich auf den Wandkalender. Es stimmte, am nächsten Tag hatte ich Geburtstag. Im Eifer des Gefechts der letzten Tage hatte ich überhaupt nicht mehr daran gedacht.
    Zu meinen Gunsten muss man allerdings sagen, dass bei mir der Drang nach Geburtstagsfeiern in den letzten Jahren stark nachgelassen hatte. Es war für mich inzwi schen ein Tag wie jeder andere geworden.
    Doch in diesem Moment fiel mir wieder Stefanie ein und so schloss sich der Gedankenkreis. Stefanie wollte mich heute Abend mit dem Essen überraschen und dann mit mir und ihrer Mutter in meinen Geburtstag reinfeiern. Oh Ste fanie, wie war das bitter. Stefanie wollte zurück zu mir, das fühlte ich jetzt ganz deutlich. Sie wollte einen Neuanfang und ich hatte einen Termin. Ich nahm mir vor, im Laufe des Tages bei ihr vorbeizufahren und die Situation in aller Ruhe zu klären. Doch zunächst schaute ich auf meine Uhr und kombinierte, dass das ›Caravella‹ inzwischen geöffnet hatte. Ich fuhr quer durch Schifferstadt zu dem Punkt, an dem die Burgstraße und die Iggelheimer Straße aufeinan dertrafen. Verbotswidrig parkte ich auf dem Gehweg ge genüber der Pizzeria. Eine halbe Stunde später hatte ich mich im Stehen mit Pizza, Hamburger und einer kleinen Flasche Cola light zu meiner Zufriedenheit gestärkt. Die leichte Cola kaufte ich bewusst, ich musste schließlich et was auf meine Figur achten. Immerhin schmeckte sie gut gekühlt um einiges besser als unsere amtliche Diätlimo nade im Waldspitzweg.

20
    Den ganzen Tag überlegte ich mir, ob ich es tun sollte. Doch mir fiel beim besten Willen keine vernünftige Al ternative ein. Manche Dinge müssen aber einfach getan werden.
    Ich fuhr in den Kestenbergerweg und hielt vor einem schlichten Einfamilienhaus aus den 60er-Jahren. Die Dach pfannen waren vermoost und die Fenster anscheinend seit Jahren ungeputzt.
    Ich ignorierte die namenlose Klingel am Hoftor, öffnete es und ging in den Hof. Massen an Metallschrott ließen nur einen schmalen Fußweg frei. Den Hauseingang, der sich an der Giebelseite befand, ignorierte ich gleichfalls. Ich schlüpfte durch einen kleinen Durchgang zwischen Garage und Haus. Ein ehemaliger Rasen, jetzt wohl eher als Trockenbiotop zu bezeichnen, lag hinter dem Haus. Mein Ziel war ein verfallen wirkender Schuppen, der di rekt hinter der Garage stand.
    Ich atmete noch mal tief durch, klopfte an und öffnete die Tür. Wie erwartet, hantierte Jacques mit irgendwelchen Rea genzgläsern mit farbigen Inhalten. Jacques sah aus, wie man sich einen Erfinder vorstellte. Ein bisschen Albert Einstein und ein bisschen Dr. Metzger. Seine ungekämmten grauen Haare standen in alle Richtungen ab, die tiefen Gesichts- furchen warfen bizarre Schatten. Das höchstens 1,60

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