Eroberer 2 - Die Rückkehr
Zykliken alt wurde, war gut im Speicherbuch verwahrt worden, das ihre Mutter zwei Vollbögen nach ihrer Geburt für sie angelegt hatte. Sie würde ihr fsss finden ... und dann müsste sie nur noch für ein paar Takte ungestört sein.
Die unter jeder Nische angeschlagenen Nummern waren klein und im grellen Schein des Sonnenlichtes nur schwer zu erkennen. Sie schritt die Wand des Schreins ab und ließ in Augenhöhe den Blick über die Nummern schweifen.
27781 - zu niedrig. 29803 - immer noch zu niedrig, aber die Richtung stimmte. 31822 ... 33850 ... 35830 ...
Und da war sie, auf Taillenhöhe kurz vor der Ecke es Schreins. 39516: ihre Nische. Und darin ruhte ...
Für ein paar Takte lugte sie durch die geflochtene Matte auf das fsss, das man ihr vor vielen Zykliken in einem chirurgischen Eingriff aus dem Gehirn entfernt hatte. Es erschien ihr so klein und zerbrechlich. Und so unwahrscheinlich, dass es die treibende Kraft hinter einem Großteil der Geschichte der Zhirrzh gewesen sein sollte.
Aber so war es nun einmal. Und wenn sie nicht vollendete, was sie an diesem Vollbogen begonnen hatte, würde es ihre eigene Geschichte ebenfalls prägen. Für eine lange, lange Zeit.
Das Herz hämmerte in der Brust, und der Schwanz rotierte wie ein Elektroquirl. Mit zitternden Fingern fummelte sie am Riegel der Flechtmatte herum. Er löste sich mit einem lauten Schnappen, das in der Landschaft widerzuhallen schien. Sie warf einen flüchtigen Blick auf die Protektor-Kuppeln, und der Schwanz rotierte fast schon im roten Drehzahlbereich. Das mussten sie doch bestimmt gehört haben.
Aber weder Thrr-tulkoj noch sonst jemand ließ sich blicken. Sie holte tief Luft, drehte sich wieder zur Nische um und hob die Klappe an ...
Und aus heiterem Himmel bog eine Gestalt um die Ecke des Schreins, und eine Hand schoss hervor und schloss sich um ihr Handgelenk. »Es tut mir leid, Thrr-pifix-a«, sagte Thrr-tulkoj ruhig, kam noch einen Schritt auf sie zu und packte sie auch am anderen Handgelenk. »Du weißt doch, dass du das nicht tun kannst.«
»Wovon redest du überhaupt?«, fragte Thrr-pifix-a ungehalten. Ihre Stimme zitterte vor Schreck und Frustration, obwohl sie das mit aller Macht zu unterdrücken versuchte. »Ich wollte doch nur mal einen Blick darauf werfen.«
»Komm mit«, sagte der Protektor und zog sie höflich, aber bestimmt vom Schrein weg. Er hielt sie mit einer Hand fest und schloss mit der anderen wieder die geflochtene Tür, die sie geöffnet hatte. »Komm mit«, sagte er noch einmal, drehte sie am Oberarm herum und führte sie den Pfad entlang zu den Kuppeln zurück. »Ich bringe dich zum Schienenstrang zurück, in Ordnung?«
Thrr-pifix-a schaute nach vom auf den glitzernden Raubtier-Drahtzaun; der bittere Geschmack des Misserfolgs mischte sich mit dem kavra-Sah auf der Zunge. Ihre einzige Chance war vertan. »Bitte, Thrr-tulkoj«, flüsterte sie.
»Bitte. Es ist mein fsss. Mein Leben. Warum kann ich nicht tun, was ich will?«
»Weil das Gesetz es verlangt«, erinnerte er sie freundlich. »Auf der Grundlage vieler Hundert Zykliken der Geschichte der Zhirrzh.«
»Dann irren sie sich eben. Beide - das Gesetz und die Geschichte.«
»Vielleicht«, sagte Thrr-tulkoj. »Es wäre auch nicht das erste Mal, dass Tradition und Realität nicht mehr in Einklang miteinander sind. Aber mein Auftrag lautet nicht, Gesetze zu machen. Sondern ihnen Geltung zu verschaffen.« Er schaute sie von der Seite an. »Vielleicht solltest du versuchen, mit den Familien- und Clan-Oberhäuptem zu sprechen. Trage ihnen deinen Fall vor.«
Thrr-pifix-a ließ in einer Geste der Verneinung die Zunge hervorschnellen. »Sie würden mir nicht zuhören. Einer alten Frau ohne Status und politisches Gewicht?«
Thrr-tulkoj zuckte die Achseln. »Man weiß nie. Vielleicht gibt es noch andere, die genauso denken und sich bisher nur nicht getraut haben, darüber zu sprechen. Überhaupt ist dein Status nicht annähernd so gering, wie du zu glauben scheinst. Wo Thrr-gilag die Mensch-Eroberer studiert und Thrr-mezaz sie bekämpft, schulden die Familienoberhäupter dir zumindest eine Anhörung. Und vergiss nicht, wenn Thrr-gilag und Klnn-dawan-a miteinander verbandelt sind, wird sie wahrscheinlich auch bei den Oberhäuptern des Dhaa'rr-Clans ein gutes Wort für dich einlegen.«
Thrr-pifix-a seufzte. »Vielleicht«, sagte sie.
Aber er irrte sich, und sie beide wussten es. Kein Clan-Oberhaupt würde sich die Zeit nehmen, sich das Jammern und Flehen einer alten
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