Eroberer 3 - Die Rache
finden, der genügend Atome verdrängen würde, um kritische Molekülbindungen zu belasten.« Er deutete auf zwei Tanks mit Schläuchen, die an Rückschlagventile angeschlossen waren. »Das Zeug greift auch Metall an, aber zum Glück kann man es als Zweikomponenten-Substanz aufbewahren - die eine Chemikalie in einer Flasche, die zweite in der anderen, und wenn man sie dann vereinigt, bilden sie den Katalysator.«
»Und das ist schon alles?«, fragte Pemberton. »Man sprüht das Zeug auf die Wand, und dann löst sie sich einfach auf?«
»Nein, das ist eigentlich nur der erste Schritt«, sagte Williams ihr. »Der Katalysator bewirkt, dass die Keramik entlang versetzter Ebenen kristallisiert - diesen Effekt wollten wir künstlich erzeugen. Aber es ist nur ein temporärer Effekt: Sobald die Reaktionsenergie umgewandelt wurde, werden die Molekülbindungen wiederhergestellt, und zwar entlang der Fremdmoleküle des Katalysators. Das ist vielleicht auch die Erklärung, weshalb das Zeug kaum auf Schrapnell-Geschosse zu reagieren scheint. Bevor sie ihre Wirkung entfalten können, muss man dem Material also einen kräftigen Schlag versetzen.«
»Und womit - mit Sprengstoff?«, fragte Pemberton mit gerunzelter Stirn und ließ den Blick über die versammelte Mannschaft schweifen.
»Komischerweise nein«, sagte Williams und deutete auf eine trötenartige Metallröhre, die mit einer Reihe von Schaltkästen verbunden war. »Wir haben herausgefunden, dass die effektivste Methode eine schnelle, exakt modulierte Salve von Ultraschallstößen ist. Bei der Schaffung dieser Kristallisationsebenen konfiguriert der Katalysator anscheinend ein völlig neues Spektrum natürlicher Frequenzen in der Keramik, und wenn man diese Resonanzkatastrophen dann in schneller Folge und in der richtigen Reihenfolge auslöst, gibt das Material einfach nach. Dann löst es sich auf.«
Pemberton schüttelte den Kopf. »Verblüffend«, sagte sie. »Da sind in der Tat Glückwünsche angebracht, Lieutenant.«
»Ich sehe aber nur zwei Härchen in der Suppe«, sagte Pheylan. »Härchen Nummer eins. Woher wollen Sie wissen, dass diese Technik auch bei den Hüllen von Zhirrzh-Kriegsschiffen funktioniert? Sie haben doch selbst gesagt, dass die Keramik nicht exakt identisch sei.«
»Das werden wir natürlich noch überprüfen müssen«, räumte Williams ein. »Aber ich habe eine Kopie der vollständigen Analyse, die das Kommando von den Fragmenten der Hülle hatte durchführen lassen, die man am Schauplatz des Jütland-Gefechts gefunden hatte. Wo wir nun die grundsätzliche Methodik kennen, müssten wir auch schnell herausfinden, wie man den Katalysator modifizieren muss, um die andere Keramik zu zerstören.«
»In Ordnung«, sagte Pheylan. »Dann das Härchen Nummer Zwei: Wie um alles in der Welt wollen Sie im Vakuum des Weltalls Ultraschall gegen ein Zhirrzh-Kriegsschiff einsetzen?«
»Das wird sich wohl etwas schwieriger gestalten«, gestand Williams. »Ich weiß es noch nicht. Ein paar Ideen habe ich zwar schon, aber leider bräuchten wir eine viel größere Rechenleistung, als sie uns hier zur Verfügung steht, um diese Ideen weiterzuentwickeln. Wir müssen alle Daten nach Edo schicken und sie dort verarbeiten lassen.«
»Vielleicht auch nicht«, sagte Pheylan. In einem Winkel seines Bewusstseins nahm eine Idee Gestalt an. »Wie viel Rechenleistung brauchen Sie?«
»Ach, wir bräuchten mindestens...« Williams verstummte, und seine Augen weiteten sich etwas. »Stimmt, Sie haben doch einen paraintelligenten Computer im Tanker, oder? Welcher Typ und technische Daten?«
»Er ist ein Carthage-Ivy-Gamma von CavTronics«, sagte Pheylan und versuchte sich zu erinnern. »Mit einer Ent-scheidungsfindungsfähigkeit der Klasse Sieben, glaube ich, und einem komprimierten Speicher mit acht Megamyncs und ein paar gequetschten.«
»Das müsste genügen«, sagte Williams. Doch er wirkte plötzlich skeptisch. »Ich weiß nicht - wir sprechen hier über einen Zivilcomputer. Das Kommando wäre wahrscheinlich nicht begeistert, wenn wir militärische Geheimnisse dort hochladen würden.«
»Andererseits - wenn die Technik funktioniert, wird es sowieso die längste Zeit ein militärisches Geheimnis gewesen sein«, gab Pemberton zu bedenken. »Wir müssen dann dafür sorgen, dass die Technik möglichst weiträumig bereitgestellt wird.«
»Eben«, bestätigte Williams - aber er hatte immer noch einen skeptischen Blick. Die Gelegenheit, seine Theorien auf den Prüfstand zu
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