Eroberer 3 - Die Rache
aufbrechen. Und passen Sie unterwegs auf die Karten auf.«
Colonel Pemberton regt sich nicht, aber in ihrem Gesicht und der Stimme liegt nun ein leicht spöttischer Ausdruck.
»Dann geht es Ihnen also nur darum? Sie glauben, dass Ihre Schwester noch vor allen anderen im Commonwealth ein Recht auf diese Informationen hätte?«
Die Blutzufuhr in Commander Cavanaghs Wangen erhöht sich für einen Augenblick. Anhand seines Ausdrucks berechne ich mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,92, dass das Erröten Ärger geschuldet ist und nicht peinlicher Verlegenheit. »Ich will Ihnen mal etwas sagen, Colonel Pemberton. Ich habe die Aufzeichnungen überprüft, bevor ich von Edo hierhergekommen bin. Es hat bisher einen Angriff - nur einen - auf die Blockadeschiffe der Zhirrzh um Dorcas gegeben. Und das ist auch schon wieder über zehn Tage her. Man hat seitdem nicht einmal mehr Aufklärungsschiffe ins System entsandt, um sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Es sieht wohl so aus, dass das Friedenstruppen-Kommando sie abgeschrieben hat.«
Er zeigt auf die Karten in Colonel Pembertons Hand. »Vielleicht haben sie die Möglichkeit, diese Technik anzuwenden. Und diese Chance ist höher zu gewichten, als dass ein einzelner Mensch sein Leben riskiert.«
Colonel Pemberton richtet sich zu ihrer vollen Größe auf und nimmt dabei eine so straffe Haltung an, dass sie noch einmal 1,98 Zentimeter an Höhe gewinnt. »Und wenn ich mich weigere, Sie gehen zu lassen?«
Commander Cavanagh greift unter das Gewand und zieht die verborgene Nadelpistole. Mitten in seiner Bewegung verändert Colonel Pembertons Ausdruck sich, und ich berechne mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,83, dass sie plötzlich den Abdruck der Waffe unter dem Stoff erkannt hat. Sie versucht aber nicht, ihm in den Arm zu fallen, während er die Nadelpistole zückt. »Sie haben keine Wahl, Colonel.«
Colonel Pemberton schaut mit einem Kopfnicken auf die Nadelpistole. Ihr Ausdruck zeigt eine Mischung aus Vorsicht und Spott, aber keine Angst. »Und ich soll Ihnen abnehmen, dass Sie das Ding wirklich gegen mich einsetzen würden?«
Commander Cavanagh lächelt wieder. Im Gegensatz zum vorherigen Lächeln beinhaltet dieses wirklich einen gewissen Grad von Humor. »Natürlich würde ich es tun. Ich bin ein verzweifelter Mann.«
»Ich verstehe.« Es schwingt immer noch keine Angst in Colonel Pembertons Stimme mit. »Im Klartext heißt das, wo ich mit vorgehaltener Waffe bedroht werde, bin ich aus dem Schneider und kann Sie gehen lassen, ohne Konsequenzen zu befürchten?«
»So ungefähr. Max, was ist mit den Pumpen?«
»Es dauert noch etwa eine Minute, Commander.«
»Gerade noch Zeit genug für Colonel Pemberton, um uns zu verlassen. Auf Wiedersehen, Colonel.«
Ein weiteres Wechselbad der Gefühle spiegelt sich in Colonel Pembertons Gesicht. Nach 1,44 Sekunden dreht sie sich um und geht zur Türöffnung des Kontrollraums. Dort hält sie für 0,61 Sekunden inne, dreht sich noch einmal um und sieht Commander Cavanagh ins Gesicht. »Trotz allem, Commander, bewundere ich die Loyalität gegenüber Ihrer Familie. Wären Sie nämlich nicht bereit gewesen, Ihre Karriere für Ihre Schwester zu riskieren, hätte ich das vielleicht sogar als Beweis für eine Konditionierung durch die Zhirrzh betrachtet. Inoffiziell wünsche ich Ihnen viel Glück; offiziell sehen wir uns vor dem Kriegsgericht.«
Commander Cavanagh entbietet ihr einen militärischen Gruß. »Ich hoffe es, Colonel.«
Colonel Pemberton wendet sich ab und verlässt nun endgültig den Raum. Commander Cavanagh wartet noch 3,02
Sekunden und verbirgt die Nadelpistole dann wieder unter dem Gewand. »Beobachte sie, Max. Vergewissere dich, dass sie auch wirklich geht und unterwegs keine Dummheiten macht.«
Ich überwache bereits die Bewegungen von Colonel Pemberton. »Jawohl, Commander.«
Commander Cavanagh erhebt sich vom Klappsitz, greift in die Aussparungen an der Seite und zieht die Sicherheitsgurte heraus. Dann setzt er sich wieder. »Und wenn sie unten ist, warte ab, bis sie einen ausreichenden Sicherheitsabstand vom Schiff hat. Dann verschwinden wir von hier.«
Colonel Pemberton erreicht die Luke und betritt den Käfig. Ich lasse sie an der Seite des Tankers herunter. »Ich muss dem Colonel dahingehend Recht geben, Commander, dass Sie ein großes Risiko eingehen. Ein Aufklärungsschiff von Edo könnte die Daten doch auch per Laser an die Friedenstruppen auf Dorcas übermitteln.«
Commander Cavanagh legt
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