Eroberer 3 - Die Rache
sich für den Start die Sicherheitsgurte an. »Nur dass ich mich nicht unbedingt darauf verlassen kann, dass Edo die Daten weiterleitet.« Er legt eine Pause von 0,92 Sekunden ein. »Außerdem - selbst wenn Williams' Technik das Blatt wenden sollte, hast du noch einen großen Treibstoffvorrat an Bord, den sie wahrscheinlich dringend brauchen. Das allein würde den Flug schon rechtfertigen.«
Colonel Pemberton erreicht den Boden. Sie verlässt den Käfig und entfernt sich eilig vom Tanker. Ich hole den Aufzugskäfig wieder hoch. »Ich verstehe.«
»Gut.« Commander Cavanagh hat die Sicherheitsgurte nun angelegt. »Ich bin bereit. Wo ist Colonel Pemberton?«
Colonel Pemberton zieht sich zurück. Der Aufzugskäfig ist wieder oben, und ich drehe ihn sicher in seine Kammer hinein. »Sie ist zweiundfünfzig Meter von der Basis des Tankers entfernt und bewegt sich nach Nordosten. Der Mindestsicherheitsabstand ohne Schutzausrüstung beträgt sechzig Meter.«
»Warte, bis sie mindestens siebzig Meter entfernt ist -ich will nicht das Risiko eingehen, sie zu verletzen. Oder irgendjemand anders.«
Ich scanne den Bereich mit den Außenkameras. Es ist sonst niemand in der Nähe. »Ihnen wird aber auch bewusst sein, dass Melinda Cavanagh den Angriff der Zhirrzh mit großer Wahrscheinlichkeit nicht überlebt haben wird.«
Commander Cavanaghs Kiefermuskeln verspannen sich sichtlich. Die Algorithmen zeigen große Furcht. »Ich weiß das, Max. Aber sie und Aric haben mich von hier befreit. Ich muss versuchen, ihnen zu helfen.«
Ich bringe 0,02 Sekunden damit zu, diese Anmerkung zu verarbeiten und verbringe weitere 0,04 Sekunden mit der Auswertung des letzten Gesprächs. Aric Cavanaghs Name war bisher nicht einmal erwähnt worden. »Wie passt Aric denn in dieses Bild?«
Commander Cavanagh lächelt und kaschiert die Furcht mit gezwungener Lustigkeit. »Ach, komm schon, Max.
Wohin, glaubst du, sind er und Paps wohl verschwunden?«
Ich verbringe nochmals 0,05 Sekunden damit, diese Aussage zu prüfen. Commander Cavanaghs Schlussfolgerung ist plausibel, aber ich vermag dennoch keinen logischen Pfad zu solch einem Schluss zu entdecken. »Wollen Sie damit sagen, dass sie auch auf Dorcas sind?«
»Wo Melinda in Gefahr schwebt? Wohin hätten sie sonst gehen sollen?«
»Ich nehme an, dass die Frage rein rhetorisch ist. Die Schlussfolgerung ist dennoch eine durch nichts begründete Vermutung.«
Commander Cavanagh schüttelt den Kopf; sein Ausdruck zeigt eine unerschütterliche Gewissheit. »Ich kenne meine Familie, Max. Sie haben mich aus den Fängen der Zhirrzh befreit; und nun haben sie sich aufgemacht, um Melinda rauszuhauen. Ich wette mit dir um meine Pension, dass sie dort sind.«
»Ich wette grundsätzlich nicht, Commander.« Ich bringe 0,06 Sekunden mit einer Durchsicht der Friedenstruppen-Bestimmungen zu. »Zumal Sie gar nicht in den Genuss einer Pension kommen werden, falls Sie vom Kriegsgericht abgeurteilt werden.«
Commander Cavanagh bekommt sonderbare Zuckungen im Gesicht. »Und da heißt es immer, dass Paraintelligenzen keinen Sinn für Humor hätten. Befindet Pemberton sich schon außerhalb der Gefahrenzone?«
Colonel Pemberton ist 82,74 Meter vom Tanker entfernt. »Ja.«
»Dann wollen wir mal den Abflug machen.« Commander Cavanagh atmet tief durch und macht es sich bei dem Spielraum, den die Sicherheitsgurte ihm lassen, bequem. »Meine Familie wartet auf mich.«
17
Fast zwei Vollbögen waren seit ihrem letzten Besuch schon vergangen, als der Mensch namens Doktor-Cavan-a schließlich wieder zum Metallraum zurückkehrte. »Du bist zurück«, sagte Prr't-zevisti, wobei er die menschlichen Wörter sorgfältig artikulierte. »Ich war schon in Sorge.«
»Ich war auch schon in Sorge«, sagte Doktor-Cavan-a und schloss die Tür hinter sich.
Für ein paar Takte studierte Prr't-zevisti ihr Gesicht. Ein fremdartiges Gesicht, dessen gefühlsmäßige Regungen ihm verborgen blieben. Dennoch war etwas an ihrem Ausdruck, das ihn störte. »Du warst eine lange Zeit fort«, sagte er und versuchte, irgendetwas in diesem Gesicht zu lesen. »Ist etwas geschehen?«
»Mein Kommandeur glaubt, dass du mich belügst«, sagte Doktor-Cavan-a. »Er glaubt, dass du von hier aus mit deinem Kommandanten sprechen kannst.«
Prr't-zevisti starrte sie an - bei der unverblümt vorgebrachten Anschuldigung hatte es ihm für einen Augenblick die Sprache verschlagen. »Ich lüge dich nicht an«, widersprach er. »Wieso glaubt dein Kommandant, dass
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