Eroberer 3 - Die Rache
außerhalb der Nordgrenze des Lagers erklommen. »Sie glaubten zuerst, dass es auf der Jagd wäre oder sich verletzt hätte.
Nightbear Raille hat es heruntergeholt, einen Blick daraufgeworfen und es dann gemeldet.«
Das Tier hatte sich halb an einen Baum gelehnt und eins seiner spitzen Hörner in ein Laubbüschel gestoßen. Drei Männer - zwei Angehörige der Friedenstruppen und ein Zivilist - standen stumm darum herum. »In Ordnung, bringen wir es weg«, sagte Holloway. »Doktor?«
»Nightbear hatte Recht, Colonel«, sagte der Doktor. »Es ist die Haluzin-Krankheit.«
»Schrecklich«, sagte Holloway. »Geben Sie mir einen kurzen Überblick.«
»Es sieht ziemlich schlimm aus«, sagte der Doktor. »Aber ganz so schlimm ist es auch wieder nicht. Das Haluzin-Vi-rus existiert im Wasser, aber man kann es leicht neutralisieren beziehungsweise ausfiltern. Und wenn doch einmal ein Mensch davon befallen wird, hat es in der Regel nur eine leichte Wirkung.« Er presste kurz die Lippen zusammen und deutete nach unten auf das tote Klingenhom. »Bei wem es aber richtig reinhaut, sind die Wildtiere.«
Holloway richtete seine Aufmerksamkeit auf den groß gewachsenen, schwarzhaarigen zivilen Jäger. »Besteht die Möglichkeit, es bis zu dem Punkt zurückzuverfolgen, wo es vom Virus infiziert wurde, Nightbear? Vielleicht können wir diesen Sumpf dann trockenlegen, bevor es sich noch weiter ausbreitet.«
»Wir können es natürlich versuchen, Colonel«, meinte Nightbear und schüttelte den Kopf. »Aber ich glaube nicht, dass es noch einen Sinn hätte. Der Geruch liegt bereits in der Luft.«
»Welcher Geruch?«, fragte Takara.
»Der veränderte Geruch eines kranken Klingenhorns«, erklärte der Doktor. »Bei einzelnen Tieren lockt er Räuber an und hält andere Klingenhörner auf Abstand. Aber wenn es gleich eine ganze Herde von ihnen gibt, die diesen siechen Geruch ausströmen, vertreiben sie alle Lebewesen aus dem betroffenen Gebiet. Räuber und Beutetiere gleichermaßen.«
Und der Wind wehte stark aus Nordosten und trieb den Geruch direkt auf die Zeltstadt der Zivilisten zu. »Wann werden die Auswirkungen sich zeigen?«
»Die Auswirkungen zeigen sich bereits«, sagte Nightbear. »Die Jäger haben schon einen Rückgang bei der Ausbeute festgestellt.«
»Die Trapper auch«, fügte der Doktor hinzu. »Ich habe den Ertrag über die letzten fünf Tage kontrolliert. Er hat sich bisher nicht allzu sehr verringert, aber der Effekt ist trotzdem schon spürbar. Und er wird sich bestimmt noch verstärken.«
Holloway verzog das Gesicht. »Wie lange wird die Epidemie anhalten?«
»Der letzte Haluzin-Ausbruch in diesem Abschnitt des Kontinents hatte die Klingenhörner für vier Monate aus einem Gebiet von etwa achttausend Quadratkilometern
vertrieben«, sagte der Doktor. »Das Virus selbst ist nach ungefähr zwei Monaten wieder verschwunden, aber die Tiere haben dann noch einmal zwei gebraucht, um wieder in ihre alten Reviere zurückzukehren.«
Holloway biss sich auf die Innenseite der Wange. Vier Monate. Und es waren nur noch drei Monate bis zum Einbruch des Winters. »In Ordnung«, sagte er. »Nightbear, Sie gehen zu den Oberjägern und Fallensteller-Trupps und sagen ihnen, dass sie ab sofort in Doppelschicht arbeiten sollen - wir müssen noch eine möglichst große Ausbeute erzielen, bevor das Wild zu grüneren Weiden abwandert. Doktor, ich möchte, dass Sie den veränderten Geruch dieses Tiers analysieren und nach einer Möglichkeit suchen, ihn zu neutralisieren oder zu überdecken. Und schicken Sie ein paar Teams zu den Flüssen im näheren Umkreis; sie sollen den Ursprung der Seuche ermitteln.
Wir könnten das Virus dann gleich ausrotten.«
»Jawohl, Sir«, sagte der Doktor. »Kommen Sie, meine Herren, wir wollen das Tier zum Lager bringen.«
Holloway winkte Takara, und zusammen setzten sie den Aufstieg am Hang fort. »Das wird nichts nutzen«, merkte Takara beim Klettern mit leiser Stimme an. »Und ich glaube, das wissen Sie auch. Früher oder später wird uns keine andere Wahl mehr bleiben, als das Risiko einzugehen und von hier zu verschwinden.«
»Sie wissen doch gar nicht, was Sie da sagen, Fuji«, sagte Holloway. »Mit fünfundzwanzigtausend Zivilisten mindestens fünfzig Kilometer durch eine Gebirgslandschaft marschieren? Noch dazu unter feindlicher Beobachtung und wahrscheinlich auch unter Beschuss?«
»Ich sagte auch nicht, dass die Vorstellung mir gefiele«, sagte Takara nüchtern. »Allein schon der Gedanke,
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