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Eroberer der Unendlichkeit

Eroberer der Unendlichkeit

Titel: Eroberer der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ray Cummings
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die Angst aus seinem Gesicht gewichen. Er grinste. Ich sah, daß er blitzschnell etwas in den Mund steckte. Hatte er noch etwas von der merkwürdigen Droge genommen? Hatte er seinen Gefährten zugerufen, sie sollten das gleiche tun? Ich vermute es, denn er schrumpfte vor meinen Augen schnell zusammen. Ich kniete vorsichtig neben dem Mädchen nieder. Sie lag da, die Knie an das Kinn gezogen. Vermutlich war sie ohnmächtig geworden. Ich konnte mich nicht um sie kümmern, aber ich achtete sorgfältig darauf, daß ich nicht aus Versehen gegen sie stieß. Mit ausgestrecktem Arm faßte ich nach dem Mann, aber er war mir mit einem Sprung entwischt. Er grinste immer noch. Er war jetzt so klein, daß er sich hinter einem Grashalm verstecken konnte. Auf allen vieren verfolgte ich ihn. Aber es war, als hätte ich versucht, einen Floh einzufangen. Er entkam mir immer wieder. Und dabei schrumpfte er auch noch zusammen, bis ich schließlich im Gras nach ihm tasten mußte. Einen Moment lang sah ich ihn ameisengroß, dann verschwand er in einem Grasbüschel.
    Ich hatte meine Waffe ganz vergessen. So unlogisch es klingen mag, ich hatte nicht den Wunsch, die winzige Gestalt zu töten – ich wollte sie nur fangen. Aber Martt hatte andere Gefühle. Er stampfte durch die Lichtung, in der Hoffnung, dabei wenigstens die anderen zu erwischen, und schimpfte wütend vor sich hin. Ich fragte ihn, ob er einen der Angreifer erledigt habe. Er wußte es nicht. Er hatte sie ganz kurz gesehen – wie sie die Hände an den Mund hoben. Aber sie waren so schnell kleiner geworden, daß er sie im nächsten Moment aus den Augen verloren hatte.
    Das Mädchen war bewußtlos und lag zusammengekauert im Gras. Sanft hob ich sie auf und legte sie auf meine Handfläche. Sie war wie eine kleine Wachsfigur – weiß und schön und so winzig, daß ich es kaum wagte, sie mit meinen großen Fingern zu berühren.
    Martt brachte Wasser vom See. Ich legte meine Hand vorsichtig ins Gras, damit sie nicht erschrak, wenn sie sich plötzlich ein Stück über dem Boden wiederfand.
    Und dann öffnete sie die Augen.«
    Brett machte eine Pause.
    »Vor euch, meinem Vater, meinem Bruder und meinem Freund brauche ich meine wahren Gefühle nicht zu verbergen. Ich glaube, in diesem Moment verliebte ich mich in sie – sie lag so weich und zart in meiner Hand, daß ich nicht anders konnte.«
    Er fuhr leise fort:
    »Sie öffnete die Augen. Ich wollte nicht, daß sie Angst vor uns bekam. Ich versuchte, ganz sanft und mitfühlend zu sein. Ich hielt meine Hand so ruhig wie möglich. Ich glaube, einen Moment lang atmeten Martt und ich nicht einmal … Sie öffnete die Augen – und sah mich an. Ich erkannte das Aufkeimen des Entsetzens. Aber irgendwie unterdrückte sie es. Sie sah mich an. Die Angst verging, die winzigen Lippen lächelten mir zu – dankbar und freundlich …«
     

 
9.
     
    Niemand von uns unterbrach Brett, als er sich eine Zigarette anzündete und überlegte, wie er fortfahren sollte. Er sprach leise, verhalten und mit einer sonderbaren Zärtlichkeit.
    »Ich trug sie zum Transporter und zeigte ihn ihr. Offensichtlich verstand sie meine Worte nicht, aber sie beobachtete aufmerksam meine Gesten. Ihre Furcht war vollkommen verschwunden, und sie lächelte mich immer wieder an. Sie saß auf meiner Hand und hatte einen Arm um meinen Daumen geschlungen, um nicht herunterzurutschen. Schließlich gab sie mir durch Gesten zu verstehen, daß ich sie bis zu meinem Ohr heben sollte. Ihre Worte – es war das zarteste Stimmchen, das ich je gehört hatte – waren vollkommen unverständlich, aber ich erkannte, daß sie mir ihren Namen verraten wollte. Sie hieß Leela.
    Sie stand in einiger Entfernung neben einem Baum, als wir wieder den Transporter betraten und ihn auf normale Größe brachten. Dann gingen wir wieder zu ihr hinaus.«
    Martt mußte wieder dazwischenreden.
    »Ich sage euch, in dem Moment merkte ich erst, wie schön sie war. Also, so ein Mädchen habt ihr noch nie gesehen – es ist einfach unbeschreiblich …«
    »Ich versuche es gar nicht mit einer Beschreibung«, sagte Brett mit einem weichen Lächeln. »Wir trafen uns also vor dem Transporter – sie war nun etwa so groß wie du, Frannie – vielleicht noch etwas kleiner. Sie nahm unsere Hände und legte sie an ihre Stirn. Es sah wie ein Willkommensgruß aus. Und dann führte sie uns zu ihrem Haus – es war das einzelne Gebäude ganz in der Nähe. Ihre Mutter ist schon lange tot. Ihr Vater ist Musiker. Ein

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