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Eroberer der Unendlichkeit

Eroberer der Unendlichkeit

Titel: Eroberer der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ray Cummings
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berühmter Mann – seine Landsleute achten und verehren ihn. Ein freundlicher alter Herr mit graumeliertem Haar, das er schulterlang trägt. Martt und ich ließen uns das Haar nicht wachsen, obwohl wir die andere Mode mitmachten.«
    »Wie lange seid ihr dort gewesen?« fragte ich.
    »Wir schliefen etwa dreihundertmal«, erwiderte er. »Es gibt keine Tage und Nächte – immer das gleiche düstere Zwielicht. Und fast keinen Wechsel der Jahreszeiten. Es ist Natur in ihrer sanftesten Art. Man weiß nicht, was Kampf ist – das Leben wird einem leichtgemacht. Zu leicht … Nicht wir lernten Leelas Sprache, sondern sie lernte Englisch – wie ein frühreifes Kind. Wir verursachten allerhand Aufsehen bei ihrem Volk. Sogar der Herrscher wollte uns sehen … Oh, es gibt noch so viel zu erzählen. Aber das kann Martt tun – wenn ich …«
    Er sprach den Satz nicht zu Ende, sondern machte eine kleine Pause und fuhr dann fort:
    »Ich möchte euch so gern von Leelas Volk erzählen. Eine Rasse, die im Frieden mit der Natur und sich selbst lebt. Der Existenzkampf ist etwas seit langer Zeit Vergessenes. Ihr müßt von den Sitten hören, von der Regierung, von ihrer Lebensweise … Ein anderesmal vielleicht – oder Martt kann es für mich tun. Es war alles so wunderschön – aber jetzt bin ich müde. Ich glaube, ich habe zuviel geredet. Aber ich mache mir Sorgen. So gern ich weitererzählen möchte, ich habe keine Zeit dazu. Die Zeit ist der schlimmste Gegner …«
    Brett schien wirklich vollkommen erschöpft. Vielleicht quälten ihn aber auch Sorgen. Ich merkte plötzlich, daß die Frühdämmerung heraufgezogen war. Im Zimmer war es kühl. Ein roter Streifen zeigte sich im Osten.
    Martt war meinen Blicken gefolgt. »Nanu, Brett hat ja die ganze Nacht geredet.«
    »Viel zu lang!« sagte Brett mit einem merkwürdigen Tonfall. »Vater, diese sanfte Rasse, die da draußen in scheinbarer Sicherheit lebt, wurde von Wesen der Großen Welt besucht. Eine Welt, die sie nur von den Legenden der Alten kennen und an die sie nicht so recht glauben. Die drei Angreifer Leelas – und andere wie sie – waren plötzlich aus dem Nichts erschienen. Riesen, die schnell zusammenschrumpften. Sie haben bereits eine Stadt vernichtet …«
    Bretts Stimme war lauter geworden. Er sprach jetzt schneller.
    »Unsere Ankunft dort, Vater – die drei Angreifer Leelas – ich glaube, der Größere, den wir den Riesen nannten, ist der Anführer der Eindringlinge. Unser Erscheinen – die Tatsache, daß wir auch unsere Größe verändern können – muß ihn erschreckt haben. Die Eindringlinge verschwanden. Aber kurz vor unserer Heimkehr wurde wieder so ein Riese gesehen.
    Sie kommen zurück – sie bedrohen Leela und ihr Volk. Ich wollte nur heim, Vater, um dir alles zu erzählen und um Martt hierzulassen. Aber ich gehe zurück – ich muß gegen diese Drohung tun, was ich kann. Ich muß die Invasion verhindern. Und ich will zurück zu Leela. Sie …«
    »Sie hatte Angst, mit uns zu kommen«, warf Martt ein. »Ich wollte, daß sie mitkommt – und jetzt will ich wieder mit Brett zurück. Wir streiten schon seit Tagen deswegen – er will es nicht zulassen. Er ist so stur …«
    Brett ergriff wieder das Wort. Er hatte wirklich etwas Hartnäckiges an sich.
    »Ich gehe zurück. Und ich gehe allein. Sobald ich geschlafen habe – ich muß jetzt unbedingt schlafen, entschuldigt mich bitte. Gute Nacht, Frannie, gute Nacht, Vater und Frank.«
    Er verließ das Zimmer. Dr. Gryce hatte neben mir gesessen. Jetzt legte ich ihm die Hand auf den Arm. Sein Gesicht war blutleer, und seine Stimme klang plötzlich alt und hilflos.
    »Ich will nicht, daß er wieder hinausgeht«, murmelte er. »Ich habe Angst – ich will nicht, daß er es tut.«
     

 
10.
     
    »Brett, ich möchte dir noch ein paar Fragen stellen«, sagte ich.
    »Über deine Rückreise zum Beispiel …«
    Es war Nachmittag. Brett hatte sich gründlich ausgeruht und war wieder ganz der alte. Ruhig, beherrscht und lächelnd, aber sehr entschlossen – sogar ein wenig hart. Er hatte geschlafen, und er hatte sich eine Stunde lang mit seinem Vater unterhalten. Allein. Dann waren Martt und Frannie hinzugezogen worden. Ich war ein Außenseiter und hatte nichts bei der Unterredung zu suchen. Was hinter der verschlossenen Tür des Arbeitszimmers verhandelt wurde, wußte ich nicht. Aber als sie herauskamen, war mir klar, daß Brett gewonnen hatte.
    »Ich gehe heute abend zurück, Frank«, sagte er ruhig, als er aus der

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