Eroberer des Alls
zurück zu der Dusche transportiert wurde. Nicht zu vergleichen mit einem Duschbad auf der Erde, aber McCauley fühlte sich sehr erfrischt. Er rieb sich trocken, stieg in seinen Anzug und siehe da, seine Uhr war aus der Tasche verschwunden, in die er sie gesteckt hatte.
Das war ihm rätselhaft.
Während er noch den Ankleideraum gründlich absuchte, kam Major Randy Hall herein.
»Randy«, sagte McCauley, »ich habe meine Uhr verloren.«
»Ich hab' meine vor einer Woche verloren«, sagte Randy. Er packte einen Handgriff und arrangierte sich in eine sitzende Position, ohne eine feste Unterlage zu haben. »Hathaway verlor seine schon in der ersten Woche. Fallon sagte mir im Vertrauen, daß jemand ein oder zwei Tage nach dem Start seine Brieftasche geklaut hat.«
McCauley schwang herum.
»Unsinn!« sagte er. »Das ist doch völlig abwegig. Wer würde in einem Raumschiff etwas stehlen wollen!«
»Auch ich dachte so«, sagte Randy, »bis vor ein paar Minuten. Jetzt bin ich eher geneigt, es zu glauben. Die Nachprüfung der Vorräte ergab, daß einige sehr wertvolle kleine Instrumente fehlen. Eine Kiste ist aufgebrochen worden. Und zwar nach unserer Landung.«
McCauley starrte ihn an. Randys Behauptung schien auf den ersten Blick jeder Wahrscheinlichkeit zu entbehren. Ganz abgesehen von der persönlichen Seite, war es undenkbar, daß ein Mitglied der Expedition ein anderes Mitglied bestehlen könne oder Material verschwinden ließ. In einem Schiff, in dem es außer dem Dieb nur noch fünf andere Männer gab, konnte man mit einem gestohlenen Artikel nichts anfangen. Man konnte ihn auch nicht verkaufen. Und niemand durfte hoffen, die Beute zur Erde zurückbringen zu können. Wenn alles gut ging, bestünde für die Männer selbst eine schwache Hoffnung, irgendwann die Erde wiederzusehen. Aber das gesamte Reisegepäck würde nur aus wissenschaftlichem Material, meist in Form von Mikrofilmen, bestehen. Diebesgut konnte nicht verwendet, verkauft oder auf die Erde zurückgebracht werden. Selbst Geld war keinen Diebstahl wert. Material im Wert von vielen Millionen Dollar hatte unbewacht und unberührt zwei Jahre lang dort draußen gelagert. In der ganzen Zeit war nichts weggekommen. Sinnlos, jetzt etwas davon zu stehlen.
Aber jemand tat es.
Es war eine schwerwiegende Angelegenheit, weniger wegen der Tatsache an sich als wegen der Folgerungen, die daraus zu ziehen waren. Die erste Mars-Expedition war ein Gemeinschaftsunternehmen. Wenn einer von der Besatzung sich absonderte, wenn einer gewillt war, die anderen zu schädigen, indem er sie bestahl, war die Situation sehr ernst. Ein Dieb unter der Besatzung war dasselbe wie ein schwerer Schaden an der Ausrüstung. Man könnte es mit einer schweren Beschädigung des kleinen Atomreaktors vergleichen, der ihnen die notwendige Energie für den Aufenthalt auf dem Mars liefern sollte.
Die Expedition war nur durch das zufällige Zusammentreffen zweier Ereignisse zustande gekommen. Das erste Ereignis war die Tatsache, daß vor über zwei Jahren der Asteroid Eros auf seiner langen Ellipse um die Sonne dicht an der Erde vorbeigekommen war. Eros ist ein Fragment aus Metall und Gestein, wie man es am häufigsten auf Umlaufbahnen zwischen Mars und Jupiter antrifft. Es besteht die Ansicht, daß es sich dabei um Fragmente von einem Planeten handelt, der vor Hunderten von Millionen Jahren explodiert war, und einiges spricht auch für diese Annahme. Eine ganze Anzahl dieser Fragmente umkreist die Sonne in sehr unregelmäßigen Umlaufbahnen. Eros schert am meisten zwischen Mars und Jupiter aus, aber wenn dieser Asteroid der Sonne am nächsten ist, taucht er in den Raum zwischen Erde und Venus hinein. Manchmal – sehr selten – kommt er auf seiner Passage, wenn sie die Umlaufbahn der Erde kreuzt, dicht an die Erde heran. So war es vor zwei Jahren geschehen.
Das zweite Ereignis war nichts als ein glücklicher Zufall: Nur zwei Erdjahre später würde Eros noch näher am Mars vorbeikommen. Diese zwei Zufälle summierten sich zu einer Chance, die McCauley mit den dem Raumdienst zur Verfügung stehenden Mitteln untermauerte. Und der Raumdienst war bereit, diese Chance zu nutzen.
So war Oberst Ed McCauley vor zwei Jahren mit einem Raumschiff auf dem damals in Erdnähe befindlichen Asteroiden gelandet. Die Mannschaft bohrte Löcher in die harte Metalloberfläche des Asteroiden, in die Verankerungen für die Vorräte eingelassen wurden. Dann flog er zur Erde zurück. Unterwegs begegnete er anderen
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