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Eroberer

Eroberer

Titel: Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Godgifu mit verblüffender Intensität. »Es ist eine normannische Schachtel. Ein Sarg für Gott. Sie hat in England nichts zu suchen.«
    Sihtric grinste Orm an. »Du musst meiner Schwester vergeben. Manchmal mangelt es ihr an Kultiviertheit. Die Kathedrale ist ein Zeichen dafür, wie die Kirche unter Edward aufgeblüht ist. Genau wie ich.«
    »Godgifu hat in ihrem Brief geschrieben, du stündest Harold jetzt näher«, meinte Orm.
    Godgifu nickte. »So ist es. Seit dieser Geschichte mit William und dem Eid.«
    Sihtric hatte also seine Gelegenheit gesehen und sie genutzt, dachte Orm. »Ich bin überrascht«, zog er ihn auf. »Ich dachte, du wärst Earl Tostigs Mann. Bist du nicht loyal? Bist du deinem Herrn nicht ins Exil gefolgt?«
    Sowohl Godgifu als auch Sihtric schauten sich nervös um. Offenbar gab es starke Spannungen im Zusammenhang mit dem Sturz von Harolds Bruder.
    »Komm mit«, sagte Sihtric. »Nicht hier, man weiß nie, wer einem zuhört. Lass uns etwas trinken und miteinander reden.« Er führte sie beide in die Wirtsstube und holte frisches Bier.
    »Offenbar ist es mein Schicksal, euch beide in Wirtshäusern zu treffen«, sagte Orm.
    »Mein Bruder will sein Bier«, meinte Godgifu.
    »Mein einziges Laster«, ergänzte Sihtric, »im Gegensatz zu dem armen Tostig.«

    Harolds Bruder war vor einem Jahrzehnt zum Earl von Northumbrien ernannt worden. Es war ein schwieriges Reich voller Engländer, die sich nach der großen Zeit ihres Königreichs zurücksehnten, und voller Dänen, die von der Wiedereinsetzung der Wikingerkönige von Jorvik träumten. Sieben oder acht Jahre lang hatte es jedoch den Anschein gehabt, als wäre Tostig nicht in Gefahr. Dann ermordete er ein paar Rivalen, und was noch schlimmer war, er versuchte, den Northumbriern die Steuern zu erhöhen.
    Sihtric war ein wenig betrunken. »Die Thegns und Ealdormen wollten es nicht zulassen, o nein, Tostig konnte ihre Söhne ermorden, wenn er wollte, aber sich an ihrem Geldbeutel zu vergreifen …«
    Die Krise war im Oktober ausgebrochen, erst vor drei Monaten. Tostig war im Süden gewesen, auf der Jagd mit Edward, als die Thegns Jorvik besetzt, Tostigs Beamte und seine Huscarls niedergemacht und seinen Schatz geraubt hatten. Und dann hatten sie nach einem neuen Earl verlangt: Morcar, Bruder von Edwin, dem Earl von Mercien, Sohn von Siward, dem alten Rivalen Godwines, ein Spross der einzigen großen englischen Familie, die stark genug war, die Söhne Godwines herauszufordern.
    Es war eine echte Krise gewesen. König Edward hatte Tostig, den von ihm ernannten Earl, unterstützt. Aber Harold war unbewaffnet nach Norden geritten. Und er riet dem König, die Forderungen der Rebellen zu erfüllen. Edward gab widerstrebend nach, Morcar wurde ernannt, und die Krise war vorbei.

    Aber der Preis für Harold war ein irreparabler Bruch mit seinem Bruder. Tostig fuhr mit dem Schiff nach Flandern ins Exil; Gerüchte besagten, dass er eine Verschwörung plante.
    »Harold hat seinen Bruder dem Wohl des größeren Ganzen geopfert«, sagte Sihtric. »Das hat er schon einmal getan, mit einem anderen schwierigen Bruder namens Swein, der eine Nonne verführt hatte – allerdings hat er Tostig am Leben gelassen, und ich glaube, das war ein Fehler. Harold ist ein großer Mann, der die Sache des Friedens noch über seine Familie stellen wird – ein bemerkenswerter Mann.«
    »Und du, der du Tostigs Mann warst«, sagte Orm, »bist jetzt an Harolds Hof willkommen.«
    »In der Normandie habe ich Harold die Beichte abgenommen«, sagte Sihtric fromm, »weil er einen Eid abgelegt hat, den er nicht halten zu können glaubte.«
    Godgifu schnaubte. »Du warst nicht nur dabei, als Harold den Eid abgelegt hat. Du hast ihn dazu gedrängt . Ich denke, Harold betrachtet dich als Zeugen seiner Sünde. Oder vielleicht sogar als den Dämonen, der ihn dazu getrieben hat. Deshalb behält er dich bei sich.«
    »Die göttliche Vorsehung bestimmt unser aller Leben. Wenn ich nicht bei Harold wäre, könnte ich ihm das Menologium nicht nahe bringen.«
    »Das was?«
    »Seine Prophezeiung«, sagte Godgifu trocken. »Du erinnerst dich. Kometen, Könige und fragwürdige Poesie.«

    »Er glaubt das alles immer noch?«, fragte Orm.
    »O ja«, sagte Godgifu. »Er schreibt sogar an maurische Gelehrte in Iberien, damit sie seine Berechnungen der Daten überprüfen.«
    »Ich habe einen Astronomen in Toledo gefunden, der sich einige Gedanken über den Kometen gemacht hat«, erklärte Sihtric.
    »Über

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