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Eroberer

Eroberer

Titel: Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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»Ich glaube, dies ist ein Tag, an dem Gott will, dass wir kämpfen, Godgifu.«
    »Du wirst niedergemäht werden, ehe du dich versiehst.«
    »So wie viele andere, wie Grashalme. Aber alle zusammen sind wir vielleicht genug.«
    »Sihtric …«
    »Ich will nicht darüber streiten, Schwester. Hilf mir bitte, es anzulegen, ja?« Sihtric hielt das Kettenhemd mit den herabbaumelnden Lederbändern hoch; er sah aus, als könnte er dessen Gewicht kaum tragen.
    Harold kam auf der Anhöhe zu Fuß herbei. Er war ein großer, schwerer Mann, und er hatte das ergrauende Haar aus seinem klaren Gesicht zurückgebunden. Nun stieg er auf einen Karren, sodass seine Männer ihn sehen konnten, und ein rauer Jubelruf ertönte. »Die Normannen sitzen wie Ratten in der Falle. Sie werden kämpfen. Sie werden mit ihren Pferden auf uns losstürmen, aber Pferde können gegen Schildwälle nichts ausrichten. Greift das Pferd an, nicht den
Mann, merkt euch das. Und haltet die Stellung. Das ist alles, was wir tun müssen.
    Die Normannen sind Rohlinge, die Männer zu Sklaven und Frauen zu Huren machen. Sie wollen hier bleiben, und wenn sie uns heute besiegen, besiegen sie auch unsere Kinder und Kindeskinder, für alle Zeit. Aber sie werden uns nicht besiegen. Die Normannen sind auf unserer Erde, und ihr Blut wird unsere Feldfrüchte wässern. Haltet die Stellung  – vergesst das nicht, ganz gleich, was geschieht.«
    Ein weiterer rauer Jubelruf. Aber Harolds Gesicht war abgehärmt.
    Und dann erhob sich ein lautes Geschrei. Die Normannen rückten vor.

XXII
    Orm stand beim schweren Fußvolk, nahe am Zentrum der normannischen Linie.
    Es gab drei Blöcke von Fußtruppen. Vor jeder Abteilung waren die Schützen, die ihre Geschosse mit Bogen, Armbrüsten und Schleudern auf den Weg schickten. Und hinter ihnen kamen die Kavallerie auf ihren nervösen Pferden, die gepanzerten Ritter mit ihren Kettenhemden und Stahlstiefeln.
    Orm befand sich nicht in der vordersten Reihe. Nur Normannen nahmen diese Plätze ein, zumindest zu Beginn; Orm, ein bloßer Söldner, stand eine Reihe dahinter. Da Orm jedoch überdurchschnittlich groß war, hatte er freien Blick nach Norden, über ein sumpfiges Feld und eine steile Erhebung.
    Und auf dieser standen die Engländer in einer endlos langen Reihe, und ihre farbigen Schilde leuchteten in der Morgensonne. Harold stand William also zum ersten Mal seit jenem schicksalhaften Schwur in Bayeux gegenüber.
    Orm wusste, dass die Normannen sich möglichst nicht auf offene Feldschlachten einließen. Es war leichter, ein paar Bauern den Schädel einzuschlagen, als sich einem Kampf mit professionellen Soldaten zu
stellen; leichter, ein Land durch Terror zur Kapitulation zu treiben, als es durch Waffengewalt zu besiegen. Heute, so schien es, würden die Normannen jedoch gezwungen sein, auf die englische Art zu kämpfen.
    Orms eigener arg ramponierter und geflickter Kettenpanzer war bereits heiß und lastete schwer auf seinen Schultern. Die Haube, die Hals und Wangen schützte, war eine steife Masse über seinem Kopf. Unter dem Kettenhemd trug er ein wattiertes Wams mit Ärmeln aus gekochtem Leder, die seine Arme und Beine schützten. Sein kegelförmiger Helm saß schwer und fest auf seinem Kopf und war unter dem Kinn verschnürt. Sein Schild war eine blattförmige Erlenholzplatte mit einer Spitze, die bis zu seinen Füßen reichte – unhandlich beim Angriff, aber nützlich, wenn die Schildwälle aufeinandertrafen, weil er tief genug hinunterreichte, um seine Füße und Knöchel zu schützen.
    Er wog die Axt mit dem langen Eschenstiel und der Klinge aus gehärtetem Stahl in der Hand. Es war eine massive Waffe, so schwer, dass sie Kettenpanzer durchschnitt oder ein Pferd fällte, eine weitere Erinnerung an die Wikingerzeit. Sein Schwert war ebenfalls einsatzbereit, und er griff mit seiner behandschuhten Hand nach hinten, packte das Heft zwischen Knauf und Parierstange und prüfte die Glätte der Scheide auf seinem Rücken. Die lange, spitz zulaufende Klinge aus dickem, leichtem Stahl hatte eine Doppelschneide und eine so genannte Blutrinne, die ihr Gewicht reduzierte. Für die meisten normannischen Fußsoldaten
waren das Schwert, die Keule und die Lanze mit blattförmiger Spitze und schwerem Schaft die wichtigsten Waffen. Aber Orm war ein Nordmann und kämpfte auch wie einer – er kämpfte sogar eher wie die Engländer, die jetzt wie ihr König halbe Dänen waren, und hob seine große, zweihändige Streitaxt.
    Über dem dumpfen

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