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Eroberer

Eroberer

Titel: Eroberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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an der Südküste auf die normannische Invasion zu warten. Englands Kräfte wurden von diesem Jahr unablässiger Kriege aufgezehrt.
    Godgifu schaute nach Süden und fragte sich, wie weit der nächste Normanne entfernt sein mochte.
    Sihtric schien von Zweifeln geplagt zu werden. »Manche meinen, Harold sei zu schnell marschiert, um den Normannen entgegenzutreten. Er habe vor Zorn über die Übergriffe des Bastards auf das Land der Godwines rot gesehen.«
    »Nein«, erwiderte Godgifu. »Harold hat einen Plan. Bei Haestingaceaster hat William zwar eine leicht zu verteidigende Stellung, aber Harold hat seiner Kriegsflotte befohlen, den Normannen jede Rückzugsmöglichkeit übers Meer abzuschneiden, und wenn wir hier im Norden stationiert sind, halten wir ihn davon ab, tiefer ins Landesinnere zu ziehen. Wir haben den Bastard eingeschlossen. Jetzt brauchen wir nur noch ein paar Tage, damit die Earls aus dem Norden sowie der Rest der Fyrd zu uns stoßen können, während die Normannen Hunger leiden und sterben.«
    »Nur ein paar Tage«, sagte Sihtric leise. »Aber werden die Normannen uns so viel Zeit geben?«
    »Also, ich habe jetzt erst mal Hunger. Ich besorge uns was zu essen.« Sie ging davon und hielt Ausschau nach den ersten Feuern.

XX
    Orm erwachte von einem Tritt in die Rippen. Seine Hand fuhr reflexartig an sein Schwert.
    Der Fuß, der ihn getreten hatte, gehörte Guy fitz Gilbert. Er hatte eine Laterne dabei, damit die Männer sein Gesicht sehen konnten. Auf dem Fußboden dieser schäbigen Wirtsstube mit ihren Lehmwänden rührten sich überall um Orm herum Männer murrend unter ihren Umhängen.
    Das Fenster, nur ein Loch in der Wand, ging nach Süden, und der Himmel war noch dunkel. Orm hörte das Rauschen des Meeres, und er roch Salz und Rauch. Ihm fiel wieder ein, wo er war. »Haestingaceaster.«
    »Ja«, sagte fitz Gilbert. »Du bist immer noch hier in diesem Drecksnest.«
    Orm setzte sich vorsichtig auf. Er hatte Kopfweh und Bauchschmerzen. In der vergangenen Nacht hatte er zusammen mit den Männern den Biervorrat dieser elenden Wirtsstube ausgetrunken. Er hätte ein bisschen mehr Zeit gebrauchen können, um seinen Rausch auszuschlafen, aber das sollte nicht sein. Er stand auf und suchte seine Stiefel. »Ich weiß nicht mal, was für ein Tag heute ist.«
    »Samstag«, sagte fitz Gilbert mit wütendem Blick.
»Bei Gottes Zähnen, Egilsson, ich bin froh, dass ich dir heute nicht den Sold zahle.«
    Orm sah ihn finster an. »Weshalb bin ich überhaupt wach?«
    »Weil der Herzog eine Nachricht von Robert fitz Wimarc bekommen hat …«
    Es hatte auch schon vor Williams Landung Normannen in England gegeben – Händler, Söldner, Einwanderer. Dieser fitz Wimarc war unter Edward Gerichtsbeamter gewesen und hatte nicht viel für Harold übrig. Nun hatte fitz Wimarc William über die Ereignisse der letzten paar Wochen informiert: Harolds Sieg bei Stamfordbrycg, sein Eilmarsch nach Lunden.
    »Sie versuchen uns einzuschließen«, sagte Orm. »Jedenfalls würde ich das tun.«
    »William wird es nicht zulassen«, meinte fitz Gilbert.
    »Nein?«
    Fitz Gilbert grinste wölfisch. Er war um die dreißig, klein, beleibt und mit schütterem Haar. In der Normandie hatte Orm ihn für aufgeblasen und ehrgeizig gehalten – eine Nervensäge, die kaum je viel erreichen würde. Doch in England schien er an Statur zu gewinnen; er wirkte auf einmal, als wäre er es gewohnt, Befehle zu erteilen. Normannen waren geborene Krieger, und auf diesem gestohlenen Flecken ausländischer Erde war fitz Gilbert in seinem Element. Er sagte: »Wir rücken aus, um gegen sie anzutreten, bevor Harold Zeit hat, sich von seinem Marsch zu erholen und sich zu verschanzen.«

    »Wann?«
    »Heute. An diesem Morgen. Jetzt . Bei Gottes Zähnen, Orm, finde endlich deine elenden Stiefel und komm mit.«
    Heute war also der große Tag. Der Augenblick der Entscheidung. Orm spürte, wie sein Herz klopfte.
    Draußen vor der Wirtsstube, unter einer von brennenden Gebäuden erzeugten Rauchglocke, stank es nach Blut und Kot. Der Geruch stammte von den Leichen des Wirts, seiner Frau und seiner Töchter. Die Frauen waren auf die übliche Weise vergewaltigt worden; ihr Leben hatte mit betrunkenen Pfählungen mittels Schwertern, Lanzen und Axtstielen geendet.
    Dies war ein hübscher Ort gewesen, als sie hierher gekommen waren, so wie ein großer Teil des Landes, das Orm zuvor gesehen hatte; Schafherden auf gepflegten Feldern, brandneue Gemeindekirchen, die in der

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