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Eros und Evolution

Eros und Evolution

Titel: Eros und Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ridley
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von diesen Gesetzen aus. 58

Darwinistische Geschichte
    Diese Wissenschaftsform trägt den Namen darwinistische Geschichtsschreibung und wurde von richtigen Historikern – wie vorauszusehen – verlacht. Für sie bedarf es keiner weiteren Erklärung, wenn es um die Konzentration von Wohlstand geht. Für einen Darwinisten aber mußte diese einst (oder auch heute noch) ein Mittel zum reproduktiven Zweck gewesen sein: Die natürliche Selektion erkennt keine andere Währung an.
    Bei der Beobachtung von Beifußhühnern und See-Elefanten kann man sich relativ sicher sein, daß diese danach streben, ihren Reproduktionserfolg auf lange Sicht zu sichern. Dasselbe vom Menschen zu behaupten, ist allerdings ungleich schwieriger. Sicher ist, daß Menschen nach etwas streben, aber meist handelt es sich um Geld, Macht, Sicherheit oder Glück. Die Tatsache, daß sie dies nicht in Babys umsetzen, wird als Gegenbeweis für den gesamten evolutionären Ansatz zum Verständnis menschlicher Angelegenheiten gewertet. 59 Die Aussage der Evolutionsbiologen lautet jedoch nicht, daß diese Maßstäbe des Erfolgs heutzutage der Fahrschein zum Reproduktionserfolg sind, sondern daß sie es einst waren. In einem erstaunlichen Maße sind sie es sogar noch heute. Erfolgreiche Männer verheiraten sich häufiger mehrmals als wenig erfolgreiche, und auch wenn die moderne Empfängnisverhütung verhindert, daß sich dies in reproduktivem Erfolg niederschlägt, so haben doch reiche Leute in der westlichen Welt immer noch genauso viele oder gar mehr Kinder als arme Leute. 60
    Menschen in der westlichen Welt vermeiden es allerdings geflissentlich, so viele Kinder zu bekommen, wie sie könnten. Bill Irons von der University of Chicago hat sich mit diesem Problem herumgeschlagen. Er ist der Ansicht, daß Menschen immer dem Bedürfnis Rechnung getragen haben, einem Kind »einen guten Start ins Leben« zu verschaffen. Sie waren nie bereit, eine Minderung der Lebensqualität ihrer Kinder um der Quantität willen hinzunehmen. Als eine teure Ausbildung immer stärker zur Voraussetzung für Erfolg und Wohlstand wurde (ungefähr zum selben Zeitpunkt, an dem sich der Geburtenrückgang in demographischen Aufzeichnungen niederschlägt), waren die Menschen in der Lage, die Anzahl ihrer Kinder selbst zu bestimmen, so daß sie ihnen eine gute Schulbildung finanziell ermöglichen konnten. Genau das erhält man heutzutage von Thai zur Antwort, wenn man sie fragt, warum sie weniger Kinder haben als ihre Eltern. 61
    Seit unserer Jäger-und-Sammler-Vergangenheit hat kein genetischer Umbruch stattgefunden, und so schlummert tief im Innersten eines Mannes eine einfache Jäger-und-Sammler-Regel: Trachte danach, Macht zu erwerben, und benutze diese, um Frauen zu ködern, die dir Erben gebären werden; trachte danach, Reichtum zu erwerben, und verwende ihn dazu, Affären mit den Frauen anderer Männer zu haben, die dir uneheliche Kinder schenken werden. Es begann damit, daß ein Mann mit der attraktiven Frau des Nachbarn im Austausch gegen eine kurze Affäre ein Stück besonders guten Fisch oder Honig teilte, und dieses Verhalten lebt fort in dem Popstar, der ein Fotomodell in seinen Mercedes bittet. Vom Fisch zum Mercedes – die Geschichte ist lückenlos: über Häute und Perlen, Pflug und Vieh, Schwerter und Schlösser. Macht und Reichtum verhelfen einem Mann zu Frauen, und Frauen verhelfen ihm zu genetischer Unsterblichkeit.
    Ebenso tickt tief im Inneren einer Frau derselbe Jäger-und-Sammler-Rechner – seine Erfindung liegt zu kurz zurück, als daß sich viel geändert haben könnte: Trachte danach, einen fürsorglichen Ehemann zu finden, der in deine Kinder Nahrung und Pflege investiert; trachte danach, einen Liebhaber zu finden, der deinen Kindern erstklassige Gene verschafft. Nur wenn sie sehr viel Glück hat, findet sie beides beim selben Mann. Es begann mit einer Frau, die den besten unverheirateten Jäger im Stamm heiratete und eine Affäre mit dem besten verheirateten Jäger hatte, so daß ihren Kindern ein reichhaltiger Fleischvorrat sicher war. Dieses Verhalten lebt fort in der Frau des Großindustriellen, die ein Kind zur Welt bringt, das ihrem muskulösen Leibwächter ähnelt. Männer sind dazu da, als Quelle des Wohlstands, der Gene und der elterlichen Fürsorge ausgebeutet zu werden.
    Diese Feststellung sei zynisch? Nicht halb so zynisch, wie die meisten Beschreibungen anderer Kapitel der menschlichen Geschichte ausfallen würden.

ACHT
DAS GESCHLECHT DES

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