Eros und Evolution
Männerwelt? Deshalb, weil Männer diese Arbeit ihrer Persönlichkeit entsprechend geformt haben, und eine männliche Persönlichkeit unterscheidet sich von einer weiblichen.
Feminismus und Determinismus
Das Groteske an dieser Zuerkennung unterschiedlicher Wesensarten ist, daß es sich dabei um eine durch und durch feministische Argumentationsweise handelt. Tief im Innersten des Feminismus ruht ein Widerspruch, zu dem sich nur wenige Feministinnen je bekannt haben.
Man kann nicht erstens behaupten, daß Männer und Frauen für jede Arbeit gleich gut geeignet sind, und dann zweitens erklären, daß eine Arbeit anders ausgeführt würde, läge sie in den Händen von Frauen. Der Feminismus selbst ist also alles andere als egalitär. Feministinnen argumentieren ausdrücklich, daß es ein fürsorglicheres Wertesystem gäbe, wenn Frauen mehr Verantwortung hätten. Sie gehen damit von der Voraussetzung aus, daß Frauen von Natur aus anders sind. Regierten Frauen die Welt, gäbe es keinen Krieg. Führten Frauen große Unternehmen, lautete das Zauberwort Kooperation, nicht Konkurrenz. Das alles liest sich als ausdrückliche und handfeste Bestätigung des Sexismus: Die weibliche Natur unterscheidet sich von der männlichen Natur. Wenn Frauen eine andere Persönlichkeit haben, ist es dann nicht wahrscheinlich, daß sie sich bei manchen Arbeiten als besser oder schlechter erweisen als Männer? Es ist problematisch, sich auf Unterschiede zu berufen, wenn man sie gerade braucht, und andernfalls deren Existenz zu leugnen.
Gesellschaftliche Zwänge als Quelle aller Persönlichkeitsunterschiede hinzustellen, führt in diesem Zusammenhang ebenfalls zu nichts. Denn wäre der gesellschaftliche Druck so groß, wie die Sozialwissenschaftler es uns glauben machen wollen, dann wäre die natürliche Veranlagung einer Person irrelevant, und nur der (soziale) Hintergrund des Betreffenden zählte. Ein Mann aus einem zerrütteten Zuhause, der ein Leben in der Kriminalität führt, wäre somit ein Produkt dieser Erfahrung, und seine Seele wäre in keiner Weise negativ vorbelastet durch seine Natur.
Natürlich wischen wir das als Unsinn beiseite. Uns ist klar, daß er sowohl ein Produkt seines Hintergrunds als auch seiner Veranlagung ist. Dasselbe gilt für geschlechtsspezifische Unterschiede. Zu sagen, daß Frauen in der westlichen Welt nur deshalb in der Politik nicht im gleichen Maße vertreten sind, weil man sie in der Überzeugung erzogen hat, es sei dies eine rein männliche Karriere, bedeutet eine gönnerhafte Haltung gegenüber Frauen. In der Politik geht es in erster Linie um Ehrgeiz und Statusstreben, um Dinge also, denen Frauen vielleicht einen gesunden Zynismus entgegenbringen. Frauen haben einen eigenständigen Intellekt. Sie sind durchaus in der Lage, sich für eine politische Laufbahn zu entscheiden, wenn sie das wollen, was immer die Gesellschaft davon hält (und die westlichen Gesellschaften unterstützen derzeit solche Bestrebungen in hohem Maße). Einer der Gesichtspunkte, der eine politische Karriere möglicherweise wenig einladend erscheinen läßt, ist der in diesem Umfeld allgegenwärtige Sexismus, aber es ist unsinnig, anzunehmen, dies sei der einzige Grund.
Der Kern meiner Aussagen bis hierher lautet also, daß Männer und Frauen verschieden sind und daß ein Teil dieser Unterschiede in unserer Vergangenheit zu suchen ist, als Männer jagten und Frauen sammelten. Damit befinde ich mich gefährlich dicht an dem Argument, der Platz einer Frau sei der heimische Herd, während ihr Ehemann das Brot verdiene. Eben das aber läßt sich gerade nicht aus der hier präsentierten Logik schlußfolgern. Daß jemand zur Arbeit in ein Büro geht, ist ein fremder und neuartiger Aspekt für die Psychologie eines die Savanne bewohnenden Menschenaffen. Für einen Mann ist dies ebenso fremd wie für eine Frau. Wenn ein Mann im Pleistozän das Lager verließ und zur Jagd ging, während Frauen beim Pflanzensammeln kürzere Entfernungen zurücklegten, dann mag sich der männliche Verstand vielleicht dem Pendelverkehr über lange Strecken besser angepaßt haben. Keinen von beiden macht die Evolution dadurch jedoch geeigneter, am Schreibtisch zu sitzen und zu telefonieren, oder den ganzen Tag am Fließband Schrauben anzuziehen. Daß »Arbeit« Männersache und »Zuhause« Frauensache wurde, ist nicht mehr als ein historischer Zufall: Die Domestikation des Rindes und die Erfindung des Pfluges ließen die Nahrungsgewinnung zu einer
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