Eros und Evolution
Angelegenheit werden, die mit männlicher Muskelkraft besser zu regeln war. In Kulturen, in denen das Land von Hand beackert wird, übernehmen Frauen die meiste Arbeit. Mit der industriellen Revolution änderte sich diese Arbeitsaufteilung nicht – im Gegenteil. Die postindustrielle Revolution aber – das Erstehen einer Dienstleistungsindustrie in jüngster Zeit – kehrt sie wieder um. Frauen gehen wieder wie im Pleistozän, als sie Knollen und Beeren suchten, »außer Haus arbeiten«. 24
Von Seiten der Evolutionsbiologie gibt es somit nicht die geringste Rechtfertigung für den Standpunkt, Männer sollten Geld verdienen und Frauen zu Hause bleiben und Socken stopfen. Es mag Berufe wie Automechaniker oder Großwildjäger geben, für die Männer sich körperlich besser eignen als Frauen, doch genauso gibt es Berufe wie Ärztin und Krankenschwester, die Frauen vermutlich von Natur aus besser liegen.
Aber es gibt keine allgemeine biologische Grundlage für irgendeine sexistische Betrachtungsweise beruflicher Entwicklungen.
Auf merkwürdige Weise unterstützt die evolutionsbiologische Sichtweise die Ermutigungen zum Handeln sogar stärker als eine egalitäre Philosophie. Geht sie doch von der Überzeugung aus, daß Frauen nicht so sehr unterschiedliche Fähigkeiten haben, sondern vielmehr unterschiedliche Ziele. Der Reproduktionserfolg von Männern hing über viele Generationen mit dem Aufstieg innerhalb einer politischen Hierarchie zusammen. Frauen hatten kaum Veranlassung, ähnliche Erfolge anzustreben, hing doch ihr Fortpflanzungserfolg von anderen Dingen ab. Die evolutionsbiologische Betrachtungsweise sagt damit nur, daß Frauen nicht allzu häufig danach streben werden, die politische Leiter zu erklimmen, sie sagt aber nichts darüber, wie gut ihre Leistungen wären, wenn sie den Versuch tatsächlich unternähmen. Ich nehme an, daß es kein Zufall ist, daß Frauen in weit höherem Maße Spitzenpositionen innehaben (Premierministerinnen zahlreicher Länder zum Beispiel), als es ihr Anteil an niederen Positionen vermuten ließe. Ich nehme ferner an, daß es kein Zufall ist, daß es unter den englischen Königinnen sehr viel bemerkenswertere und beständigere Regime gegeben hat als unter den Königen. Vieles deutet darauf hin, daß Frauen im allgemeinen Länder ein bißchen besser regieren können als Männer. Alle verfügbaren Hinweise unterstützen zudem die feministische Überzeugung, daß es weibliche Züge gibt, die Frauen mit in diese Ämter einbringen – Intuition, Einschätzung von Charakteren, Verzicht auf Selbstbeweihräucherung –, auf die ein Mann nur neidisch sein kann. Da es das Verhängnis aller Organisationen – Unternehmen, Wohltätigkeitsverbänden oder Regierungen – ist, daß sie Ehrgeiz und List eher belohnen als Fähigkeiten (diejenigen, die an die Spitze gelangen, sind nicht notwendigerweise die besten für den jeweiligen Job), und da diese Art von Ehrgeiz Männern weit mehr liegt als Frauen, ist es völlig richtig, daß man Frauen bevorzugt fördern sollte – nicht, um den Vorurteilen abzuhelfen, sondern um der menschlichen Natur weiterzuhelfen.
Und natürlich auch, um weibliche Standpunkte zu repräsentieren. Feministinnen sind der Ansicht, Frauen müßten in Parlamenten und Kongressen in gleichem Maße vertreten sein wie Männer, da sie andere Anliegen haben. Das stimmt nur, wenn Frauen von Natur aus anders sind.
Wären sie genau wie Männer, dann gäbe es keinen Grund, weshalb Männer weibliche Interessen nicht ebenso vertreten könnten wie ihre eigenen. An die Gleichberechtigung der Geschlechter zu glauben, ist nur gerecht. Von der Gleichheit der Geschlechter überzeugt zu sein, ist eine höchst merkwürdige und unfeministische Sache.
Feministinnen, die diesen Widerspruch erkennen, werden ihrer Erkenntnis wegen angeprangert. Camille Paglia, Literaturkritikerin und notorische »Unruhestifterin«, gehört zu den wenigen, die erkennen, daß Feminismus ein unmögliches Kunststück versucht: die menschliche Natur verändern zu wollen und dabei gleichzeitig darauf zu beharren, daß die weibliche Natur nicht veränderbar sei. Sie vertritt den Standpunkt, Männer seien keine verkappten Frauen und Frauen keine verkappten Männer. »Wacht auf«, ruft sie, »Männer und Frauen sind verschieden.« 25
Die Ursachen männlicher Homosexualität
Ein Mann entwickelt eine sexuelle Vorliebe für Frauen, weil sich sein Gehirn in einer bestimmten Art und Weise entwickelt. Es entwickelt sich
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