ErosÄrger
geht dir im Kopf vor?«
Ungerührt sah ich zu Helena. Doch ich hatte mich geirrt. Keine Spur Feindseligkeit war auf ihren Gesichtszügen zu erkennen. Nur Interesse.
»Dass es niemand verdient hat ohne Liebe zu bleiben.«
Sie nickte und ein sanftes Lächeln erschien auf ihren Lippen. Obwohl mir meine Antwort – und eigentlich auch das Ablehnen einer Person, mochte sie noch so unvermittelbar sein – emotional falsch vorkam, hatte ich objektiv Recht. Und eine Freundin zurückgewonnen.
»Bereitet ihr schon einmal die Bar für die Feier vor?« Ich machte eine Frage aus meiner auffordernden Bitte und erhielt zumindest von Hulda ein Strahlen. Wenn die Winterholle eines toll fand, dann dekorieren.
»Sollen wir die Eroten einfangen und wegsperren?«
»Ich …« dachte einen Moment lang ernsthaft über diese Option nach, konnte aber schlecht über das Personal von Eros bestimmen. Deswegen schüttelte ich den Kopf, obwohl alles in mir nicken wollte. Babyengel hin, Liebesgöttchen her, wer im »Sinnlichen Psi« feiern wollte, musste mit Putten, Windeln, kleinen Frechheiten und mehr oder weniger gut gezielten Herzpfeilen leben. Immerhin sorgten sie nicht nur für Getränke und schmerzende Körperteile, sondern auch für Ambiente. Irgendwie.
»Helena?« Ich rief die Elfe zurück, die mit den anderen voran fliegen wollte. »Du müsstest noch eine Sache für mich überprüfen.«
Ich drückte ihr einen Umschlag in die Hand.
»Was ist das?«
»Die Post, an der heute morgen der Liebeszauber gewesen ist.«
»Oh…« Vorsichtig zog sie den Inhalt aus dem Umschlag. »Das ist die Erosakte?!«
Die Elfe starrte mich verwundert an. Ich starrte genauso verwundert zurück. Okay, ja. Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet. Kein bisschen. Ich nahm die Akte entgegen und schlug die erste Seite auf. Es war eine Kopie von unseren normalen Dateien. Keine Überraschung.
»Eine Warnung oder eine Drohung?«
»Verdammt!«, fluchte ich. Immer wenn ich dachte, ich hätte alles durchschaut und alles im Griff kam von irgendwoher eine Überraschung. »Ich habe keine Ahnung!«
Wir schwiegen einen Augenblick und starrten das Papier an, als könne es uns die Lösung zeigen. Halt, Moment! Konnte es doch!
»Fingerabdrücke.«
»Hä?«
»Eigentlich solltest du die auf dem Umschlag prüfen, aber auf der Akte ist noch besser.«
»Ich soll sie mit Dorians vergleichen?« Zum Glück hatte Helena sich endlich wegen mir (also ihrer vermeintlich neuen Chefin) eingekriegt und lief wieder im Super-Liebes-Spionagemodus.
Ich auch. »Ja, und mit denen unserer neuen Mitarbeiter.«
Die Elfe schaute mich an als habe ich mich vor ihren Augen in ein paranoides Miststück verwandelt – oder in 00SuperLilly. Und weil SuperLilly gerade so schön in Fahrt war, setzte ich meine LieblingsWerKuh und Journalistenfreundin auf die illegalen Liebeszauber an. Natürlich, ohne ihr meinen wahren Plan zu verraten, der natürlich keinerlei heimliche Liebesvermittlung für sie vorsah …
Wie schrieb Terry Pratchett so passend:
Ein schlechter Jäger jagt. Ein Guter wartet
.
Ein Spruch, den ich voll und ganz auf die Liebesvermittlung ummünzen konnte. Die meisten Leute vermitteln sich nämlich selbst, wenn man ihnen Zeit und Gelegenheit bietet.
Als ich, nach einer ziemlich intensiven Leibesvisitation (»Ich muss prüfen, dass niemand einen Zauber einschmuggelt, Schatz«) durch Gabriel das »Sinnliche Psi« betrat, konnte ich nur noch staunen. Hulda und Co hatten ganze Arbeit geleistet. Nicht nur dekotechnisch (Die Bar sah schlimmer aus als das Restaurant, in dem das Speed-Dating stattgefunden hatte. Also so, als habe jemand Kürbisse, Herzen und Engel in einen Beutel getan und geschüttelt.), sondern auch Klientenmäßig. Ich erkannte Hades (griechischer Gott der Unterwelt), der sich in einer Ecke rumdrückte und versuchte einem genervten Loki (nordischer Gott der Intrigen und Lügen) seine Ansicht von der Weltordnung aufzuschwatzen (wusste ich nur, weil er das mit jedem tat, der länger als drei Sekunden zuhörte). Hel (nordische Herrscherin der Unterwelt), hatte sich mit Persephone (Frau von Hades, Göttin des Frühlings und irgendwie durch Heirat auch Unterweltsgöttin) an einen Tisch gesetzt, Garm (der Höllenhund) und Fenrir (Wolf und Sohn Lokis, irgendwann und irgendwo verantwortlich fürs Weltende …) leisteten ihnen Gesellschaft. An der Theke entdeckte ich die Peri, der ich einen Vermittlungsgutschein geschenkt hatte. Sie wirkte dieses Mal deutlich besser gelaunt,
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