ErosÄrger
Empörung ein. Wie war Staats an diese Informationen gekommen? Die waren unter Verschluss! Und zwar so richtig. Nur meine Mutter und ich wussten wo und … und vielleicht war mein neugieriger, nervigen, schneller Frührentner-Nachbar doch ein Superspion?
Musste, denn das Wort »Target« auf der ersten Seite (hingekrickelt und so schlecht lesbar, dass jeder Arzt stolz ob dieser Schrift gewesen wäre) konnte nur bedeuten, dass Eros das Ziel von diesem Dorian war.
Ich atmete tief aus (Dabei hatte ich die Luft gar nicht angehalten, oder?), weil mir ein Stein vom Herzen fiel. Deswegen also war die hübsche, blonde Sirena im »Sinnliches Psi« gewesen. Johannes hatte gar nichts damit zu tun. War vielleicht nur als Alibi von Sirena angesprochen worden – oder um ihn in meinen Augen verdächtig zu machen.
Ich griff nach dem Telefon. Kurz spielte ich ernsthaft mit dem Gedanken, bei der Aufspürung und Verfolgung GmbH anzurufen und dem Chef meiner Stalker, dem Anti-Liebesvermittler und beinahe Rats-Mitglied die Leviten zu lesen, dann beschloss ich, mich erst einmal auf das Wesentliche zu konzentrieren
»Hallo, mein Name ist Lilly Valentina. Ich bin die neue Leiterin der Matching-Myth«, stellte ich mich vor und fügte hinzu, »wie ihre Vermittlerin Li verfügt hat, wollte ich meinen Monatsanruf dazu nutzen, um mich nach der Liebe zu erkundigen.«
»Alles bestens!«, behauptete ein schlecht gelaunter Eros. Er klang, als wolle er durch das Telefon springen. Machte nichts. Ich hätte beinahe ins selbige gekotzt. Die Übelkeit kam spontan und schien direkt aus dem Ursumpf ererbten Wissens zu stammen. Danke für die Erinnerungen, Mama. Hätten auch sanfter kommen können.
Ich setzte mich – und hatte auch noch nicht den Hörer besudelt. Selbstbeherrschung, sag ich nur, Selbstbeherrschung.
»Sagt Psyche das auch?«
»Nein, sagt sie nicht!« Der zornige Ex-Liebesgott fauchte beinahe. »Ich …« Er atmete einmal tief durch. Dann noch einmal. »Tut mir leid«, rang er sich schließlich ab. »Es ist nur …« Er schwieg einen Augenblick lang. »… sie denkt, ich flirte mit anderen Frauen.«
»Blond, schön, Besuche häufen sich in letzter Zeit und sie lungert in Ihrer Nähe herum.«
»Woher wissen Sie das?«
»Ich bin Chefin der Matching-Myth.«
Ich konnte selbst durch das Telefon hindurch spüren, wie sich Eros sammelte und schließlich nickte. »Li wäre ziemlich stolz auf Sie.«
Für eine Sekunde drohte der Kloß in meinem Hals mich zu ersticken. Wäre sie nämlich nicht. Kein bisschen. Schließlich hatte ich alles gegen die Wand gefahren. Mit Vollgas.
»Aber es ist nicht nur die eine. Eine könnte ich erklären und wegdiskutieren. Bei so vielen liegt der Verdacht nahe, dass ich es darauf anlege.«
So viele? Ich warf Helena einen Blick zu. Sie schob sich ein Stückchen vor und tippte mit ihren kleinen, flinken Fingern etwas auf meiner Tastatur.
Sekunden später ergab sich ein vollkommen neues Gesamtbild.
»Lassen Sie mich raten, eine heißt Maebd und eine Nora?«
»Jaaaa…«
»Wir müssen reden, heute Abend.«
»Heute Abend ist Halloween.«
»Ach?!« Ich gab mir große Mühe nicht sarkastisch zu klingen. Ehrlich.
»Wir haben geschlossen.«
»Nein, habt ihr nicht, schließlich brauchst DU unsere Hilfe«. Es war gar nicht nötig eine Betonungen zu setzen, das plötzliche »du« reichte vollkommen. Dann kam mir ein Geistesblitz. »Außerdem richtest du die Feier der Matching-Myth aus.«
»Heute und so spontan?« Eros schien nicht zu wissen, ob er begeistert sein oder pikiert klingen sollte. Für einen ehemaligen Liebesgott war er manchmal ganz schön lahm.
»Psyche wird mich lynchen!«
»Nein, das wird sie erst, wenn das Fernsehteam kommt.«
»Fernsehteam?« Eros stöhnte. »Bei uns ist Drehen verboten. Wir sind nicht umsonst eine In-Bar.«
»Heute Abend nicht.«
»Sie wird mich wirklich lynchen!«, meinte er. Dieses Mal mit Begeisterung in der Stimme. Anscheinend war die Info von wegen Liebe und Liebesvermitteln jetzt doch bei dem ehemaligen Gott angekommen.
Ich lachte leise, als mein Verstand das Erbwissen nutzte. »Erinnere sie doch einfach an die Aufgaben deiner Mutter.«
»Nach so vielen Jahrhunderten kann ich damit nicht mehr kommen … glaube ich.«
Was sollte ich sagen? Ich fand schon. Eine Schwiegermutter wie Aphrodite war definitiv ein Argument gegen die Ehe. Sagte ich natürlich nicht laut. Von allen ehemaligen Liebesgöttinnen war Aphrodite jemand, dem man besser nicht dumm kam. Nicht
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