ErosÄrger
mich zu meiner ehemaligen Freundin um. Dabei gelang es mir kein bisschen, Interesse zu heucheln.
Die Elfe seufzte, als wäre ich schwer von Begriff, allerdings fühlte ich mich auch langsam so.
»Sie ist eine Mitarbeiterin der Aufspürung und Verfolgung GmbH«
»Und was macht sie mit Johannes?« Mir blieb der Mund offen stehen, als sich ein Gedanke in meinem Gehirn formierte. Ich korrigierte mich. »Was machte sie in der Bar?« Konnte es sein, dass mein Stalker tatsächlich hinter den Zaubern steckte? Und dichter und unauffälliger hinter mir her war, als ich wusste?
»Lilly?« Airielle fiel beinahe in mein Büro. Sie knallte die Papiere förmlich auf den Schreibtisch und wedelte mich näher. »Der Chef der Aufspürung und Verfolgung GmbH ist ein Formwandler, er ist spezialisiert auf Stalking und … halt dich fest: Liebestests!« Sie legte zwei Fotos auf den Haufen und genoss die ungeteilte Aufmerksamkeit, die Helena und ich ihr widmeten. »Er will beweisen, dass es Liebe nicht gibt.«
»Und was bitteschön hat das mit mir zu tun?« Ich starrte auf den gut aussehenden Mann, der mir von den Bildern entgegen lächelte. Wieso hatte so ein attraktiver Mann solche Probleme mit der Liebe und …?
Plötzlich rutschten die wenigen, ergoogelten Fakten wie von selbst an ihren Platz und entfachten einen sehr selbstgerechten Zorn in mir. Ich fühlte mich, als müsse ich jeden Moment implodieren.
»Ist sicher nicht persönlich gemeint«, tröstete Airielle. Selbst für eine naive Sylphe war das ganz schön naiv.
»Nicht mit meinen Kunden!«
Das war nicht nur persönlich von diesem Dorian, das war sogar unterhalb der Gürtellinie, eigentlich sogar so tief, dass man eine Schaufel benötigte, um das Niveau seines Planes auszugraben. Aber wenn er seinen Liebes-Kampf auf meinen privaten Ebene führen wollte – dann bitte schön! Ich würde nicht verlieren! Und ja … ich nahm das verdammt persönlich!
»Als wäre die Welt nicht schon schlimm genug – oder Liebe schwer genug!«, formulierte Airielle meinen Gedanken in eine freundliche Version um.
Ich brachte nur einen zustimmenden Universallaut zustande. Er klang nach einem mittelschweren Ächzen (»Uaaaghrr.«) Übersetzt hieß er: Mir scheißegal, ich mache ihm die Welt gerne noch ein wenig schwerer, schon allein wegen der Lemuren, des Golems und der Regenwolke, und seinen Traum von Liebe oder Liebeszerstörung mache ich auch kaputt, koste es, was es wolle, so ein Arsch! (Sehr praktisch, so ein Universallaut und so schön kurz.)
Leider gab es noch ein ganz anderes Problem. Oder eigentlich mehrere: Problem eins. Wen wollte Dorian testen?
Seine Angestellte, die hübsche Sirena war in meiner Lieblingsbar gewesen. Sirena. Bar. Sinnliches Psi. Johannes. Ich drehte die Informationen hin und her. Doch sie ergaben keinen Sinn. Die hübsche Mitarbeiterin der Aufspürung und Verfolgung GmbH hatte mit niemandem geredet oder geflirtet. Nur mit Johannes. Mit Johannes, der eben erst bei mir angefangen hatte und über den ich praktisch nichts wusste, außer, dass er sympathisch war.
Ich griff mir an den Kopf. Konnte ich wirklich so blöd sein?
»Wir sollten noch jemanden überprüfen.«
»Wen?« Helena vergaß sogar für einen Moment ihre Aversion gegen mich.
»Sekunde!«, ich stand auf, um mir anzusehen, was das Faxgerät ausspuckte. Offenbar waren wir noch nicht ganz vom Rest der Welt abgeschnitten, nur »normal« geschlossen.
»Ah, Herr Staats«, murmelte ich leise und versuchte die Sauklaue zu entziffern. Der vorgebliche Ex-Spion. Wer hätte gedacht, dass er auf meinen nächtlichen (zugegebenermaßen etwas wütenden und herausfordernden) Brief einging und auch noch tatsächlich etwas herausfand? Naja. Ich drehte die Din A4 Seite in den Händen. Er dachte, er hätte etwas herausgefunden. Sollte ja noch nicht viel heißen.
»Wer ist Herr Staats?« Helena spähte über meine Schulter.
»Mein Nachbar.«
»Das kann unmöglich stimmen.« Sie deutete auf die zweite Seite des Dokumentes. Die erste Seite der Erosakte. Meiner Erosakte. Oder korrekter: die meiner Mutter.
Ich nahm sie hoch und las die handgeschriebenen Notizen. Sie waren echt – und vollständig.
»Das kann nicht sein!«, behauptete ich, obwohl ich den Beweis für das Gegenteil direkt vor der Nase hatte.
»Sag ich doch.« Helena nickte am Rand meines Blickfeldes.
Überflüssig, ihr zu erklären, dass wir von zwei verschiedenen Dingen sprachen. Ich drehte die nächsten Seiten um und staunte. Dann setzte die
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