ErosÄrger
Die Liebe hört niemals auf. 1. Korinther 13, 4.«
»Ich will nur, dass die Matching-Myth geschlossen wird und jeder erkennt, dass Liebe eine Fiktion ist, ein schöner Traum.«
»Was, wenn du dich irrst?«
Dorian warf seinem Bruder einen scharfen Blick zu, doch der fuhr ungerührt fort. »Vielleicht solltest du dich von uns vermitteln lassen!«
Der Formwandler lachte bitter, schüttelte aber den Kopf. »Von uns?«
»Ich mache dir einen Fragebogen fertig und erwarte ihn ausgefüllt zurück.«
»Spar dir die Mühe.« Dorians Stimme war sanft. Er liebte seinen Bruder. Dafür, dass dieser ihm helfen und retten wollte, erst recht. Leider war es dafür zu spät. Genau einen Brief zu spät.
Der Formwandler schnaubte leise und öffnete die Schublade, um das Papier hervorzuziehen. Das Klingeln des Telefons stoppte ihn mitten in der Bewegung und sein Lächeln hatte die Nummer seiner reizenden, blonden Klientin bereits erkannt, bevor sein Verstand aufholen konnte.
Drei Stunden später war ich immer noch genauso schlau wie vorher. Und die Zeit lief.
Inzwischen hatte ich alles über »den Feind« in Erfahrung gebracht, was es laut »Wikipedia« über ihn zu wissen gab. Überraschend wenig Informationen und Fakten – nichts über seine Familie oder seine Kindheit und Jugend –, dafür umso mehr »Blabla«. Dank beschriebener Anti-Dorian-Kampagnen, geplanter Formwandler-Gesetze, der zahlreichen Statements (von führenden Menschen und Wesen jedweder Gattung und Gesinnung) und einiger Fotos (Politiker, die Dorian am liebsten in Sicherheitsverwahrung sehen würden; Demonstranten, die Plakate mit fiesen Parolen schwangen uvm.), wusste ich, warum Dorian generell wütend war. Wäre ich vermutlich auch, wenn ich an seiner Stelle wäre. Schließlich hatte er nichts getan, um für die Verbrechen seiner Eltern an den Pranger gestellt zu werden.
Aber im Gegensatz zu ihm wollte ich nicht in den Rat – und auf Erpressung reagierte ich eher mit der komplett gegenteiligen Handlung. Da kam ich wohl eher nach der Uli Stein Pinguin mit dem »Dagegen« Schild. Schon aus Prinzip!
Nur kam man mit seinen Prinzipien nicht weiter, wenn es keinen Zusammenhang zwischen einem erpresserischen Formwandler und gezielt in meiner Nähe gestreuten Liebeszaubern gab – und weit und breit keine Mitarbeiter in Sicht waren, die einem helfen wollten. Schließlich war ich nicht Sherlock Holmes, ich war Liebesvermittlerin. Und hatte 24 Stunden. Tick-Tack.
Der Telefonhörer zerschellte unter ohrenbetäubendem Getöse an der Wand. Kleine Bruchstücke regneten auf den schwarzen Teppich. Kurz darauf folgten Teile der Kaffeemaschine und Porzellan.
»Hast du es gewusst?«, brüllte Dorian, kaum dass Johannes, aufgeschreckt durch den Krach, die Bürotür aufriss.
»Was?« Der Zauberer sah sich nach einem Angreifer um, konnte aber keinen entdecken.
»Das war der Rat.«
»Sie haben dich abgelehnt?«
»Nein, haben sie nicht. Aber mein Gegenpart überlegt noch.«
»Also wäre das Gleichgewicht der Stimmen gefährdet …«
»Nein, wenn sie nicht will, werde auch ich nicht genommen – und sie ist die einzige, die zurzeit für einen Sitz in Frage kommt.«
»Sie?«
»Deine Lilly.«
Johannes konnte nicht anders. Er lachte bis ihm die Tränen kamen.
»Das Universum hat einen fiesen Sinn für Humor«, murmelte Dorian und starrte auf das Chaos, das eben noch ein Teil der Inneneinrichtung gewesen war.
»Könnte man meinen«, pflichtete ihm sein Bruder bei, der immer noch gegen ein Giggeln ankämpfte. »Aber ich werde jetzt nicht sagen „Habe ich dir ja gesagt“.«
»Danke, für dein Mitgefühl.«
»Gerne, kleiner Bruder.«
Die beiden musterten sich einen Moment lang. Dann meinte Johannes: »Wenn Lilly herausfindet, wer ihr die Stalker auf den Hals gehetzt hat …«
»Sie weiß es noch nicht?«, unterbrach Dorian und stand auf. Elektrisiert von dem Gedanken, doch noch eine Chance auf eine Happy End zu haben.
»Ich glaube nicht, dass sie es weiß – aber sie ahnt es sicher.«
Dorian schnaubte und fuhr sich mit der Rechten durch die verwuschelten Haare.
»Weiß sie, dass ich ihr Gegenpart im Rat wäre?“«
»Siehe Antwort A.«
»Sie ahnt es sicher … Gott, verdammt!« Wieder zauste Dorian durch seine Haare. Dieses Mal mit beiden Händen.
»Beichte, entschuldige dich bei ihr und zieh ihren derzeitigen Stalker ab«, schlug Johannes vor.
»Entschuldigen?«
»Ja, das ist das, wenn man sagt, dass einem etwas leid tut. Du weißt schon: Mit Worten und
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