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ErosÄrger

ErosÄrger

Titel: ErosÄrger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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mein Mund, der irgendwie schneller zu einer Schlussfolgerung gekommen war, als ich.
    »Muh«, machte die Kuh – und sprach mir aus der Seele.
    »Das verstehe ich nicht«, meinte Hathor hinter mir.
    »Ich auch nicht.«
    »Nein, nicht die Kuh. Den Zauber.« Die Ratsherrin schüttelte sich, als hätte sie die Liebe doch abbekommen.
    Keine Ahnung, was mich mehr irritierte, dass der Zauber in den Händen einer ehemaligen Liebesgöttin verschwand, ohne dass sie die Liebe ergründen könnte, oder dass sie es nicht merkwürdig fand, dass eine Kuh im zweiten Stock stand. Denn auch das zweite, etwas vehementere »Muh«, überspielte die Ex-Göttin.
    »Zurückverwandeln?!«, empfahl ich, obwohl ich wusste, dass es ein doofer Rat war. Manchmal war doof einfach genau das, was einem einfiel. Aber meistens war das Gehirn zwischengeschaltet und hinderte den Mund am Sprechen. Meistens war nicht heute.
    »Zurück?« Hathor warf jetzt doch einen zweiten Blick gen Tür. Dieses Mal deutlich interessierter.
    »Darf ich vorstellen: Tatjana Franke, Fernsehmoderatorin.« Ich zeigte in die andere Richtung. »Hathor, ehemalige Liebesgöttin aus Ägypten. Kirke, Zauberin, aus Griechenland.«
    »Aus Hellas.«
    »Hellas!«
    »WerKuh?«, riet Hathor ungeachtet Kirkes Einwand und zum ersten Mal wusste ich nicht, ob ich einen Pluspunkt hinzufügen oder abziehen sollte.
    »Ja?«, raunzte es an mein Ohr und ich benötigte einen Moment, um festzustellen, dass meine Finger ohne mein Zutun mein Handy benutzt hatten – und ich jemanden auf der anderen Seite der Leitung hatte.
    »Äh, ja?«
    »Ist es wichtig und kommt da noch was, oder kann ich auflegen?«
    »Arslan?«
    »Du hast mich doch angerufen!«
    Hatte ich das? Und wenn ja, warum? Dann fiel es mir wieder ein. Siedendheiß. Kurz schilderte ich ihm die Situation, bis er mich unterbrach und mir die Lösung nannte. Sie warf gleich ein neues, tiefergehendes Problem auf.
    »Sandro?«, wiederholte ich. Dieses Mal wirklich wie doof. Großartig! Die letzte Person, die Tatjana sehen möchte.
    Leider kam ich nicht mehr dazu, meinen folgenden Gedanken laut auszusprechen, denn Kirkes Ausruf »Stampede« übertönte alles und wurde von den Geräuschen einer zufallenden Tür und dem »Klapperdiklapp« von vier Hufen begleitet. Immerhin wusste ich nun, dass eine WerKuh genauso treppauf wie treppab gehen konnte. Wenn auch letzteres ungleich schneller.
    »Shit!«
    Sekunden, nachdem ich durch die Tür und ebenfalls die Treppe hinabgelaufen war, begriff ich, dass a) es mein Ausruf gewesen war, ich mich b) schon wieder auf einer paranormalen Verfolgungsjagd befand und ich c) mit zwei Beinen klar im Nachteil war. Sollte man bei meiner Geschwindigkeit gar nicht für möglich halten, war aber Fakt.
    Trotzdem gelang es mir durch dieselbe Öffnungsspanne der automatischen Tür zu gelangen wie Tatjana – nur um im nächsten Moment beinahe von einem (ebenfalls vierbeinigen WerLöwen) erwischt zu werden, auszuweichen und gegen einen Waldschrat zu rennen. Es fühlte sich an, als hätte mich ein Baum überfahren. Sah vermutlich auch genauso aus.
    Sekundenlang kämpfte ich darum, trotz der Schmerzen nicht ohnmächtig zu werden und wieder Luft in meine Lungen zu bekommen. Als Kirke und Hathor aufholten, lag ich immer noch halb unter dem Mann-/Baum-Wesen und wusste vor Ästen und Blättern nicht, wohin mit meinen Gliedmaßen. Außerdem war ich Dank des Regens inzwischen pitschnass.
    Rüde zog mich Kirke unter dem Wald hervor und half mir auf die Beine, während Hathor sich um den Schrat kümmerte, der benommen im Sonnenlicht stand.
    Moment mal!
    Sonnenlicht?
    Wieso, denn …? Ich sah nach oben und starrte direkt auf eine kleine, pechschwarze Wolke, die über mir hing. Ich sah wieder weg. Und wieder hin.
    Dann bekam ich Kopfschmerzen. Die Wolke war immer noch da.
    »Äh …« Ich deutete nach oben. »Ich sehe keine Sterne, aber eine Regenwolke.«
    »Sehe ich auch«, meinte Kirke in einem beruhigenden Tonfall, der alles tat, außer mich zu beruhigen. Hallo? Über mir schwebte eine Regenwolke. Eine winzig kleine, private Wolke. Ganz in Schwarz. Wo war ich? Bei den Schlümpfen? Wenn das kein Grund zur Sorge war, was dann? Okay, vielleicht eine WerKuh, die mitten in der Stadt von einem Löwen in eine Seitenstraße gehetzt wurde, aber das war jetzt Arslans Problem, nicht meines. Das Baumwesen schon.
    Wie fremdgesteuert entschuldigte ich mich bei der Kreuzung aus Baum und Mensch, wünschte ihm viel Glück bei der Rettung des Waldes.

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