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ErosÄrger

ErosÄrger

Titel: ErosÄrger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Schreiner
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Jaja, politisch nicht korrekt, aber ich hatte eine Gehirnerschütterung. Mindestens. Außerdem regnete es immer noch über mir. Nur über mir.
    Apropos … Als mir ein schrecklicher Verdacht kam, drehte ich mich einmal um meine eigene Achse – und wieder zurück.
    Neben einigen Einhörnern lungerte nur ein einziger, ziemlich zerrupfter, aber glücklich wirkender Vogel in der Nähe der Matching-Myth. Er trug eine kleine Metallkapsel mit einem Zettel an seinem einen, einzigen Bein und ich hätte auf der Stelle mein gesamtes Vermögen (Ha!) darauf verwettet, dass in der Botschaft auf jeden Fall die Aufspürung und Verfolgung GmbH erwähnt würde.
    »Ich habe das nicht verdient!« Wirklich nicht! Und so langsam wurde ich mehr als wütend, nämlich wirklich, wirklich sauer.
    »Was?«
    »«Wie bitte?« heißt das!« Und: Die Aufspürung und Verfolgung GmbH stalkt mich!«
    »Warum?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    Kirke wirkte ungläubig, dann fing sie an zu lachen. Schön, dass ich wenigstens einen Menschen am Tag glücklich machen konnte.
    »Kannst du das«, ich deutete auf die Wolke, »bitte ausschalten?«
    »Nein, da kann ich nichts machen.«
    »Großartig. Einfach nur großartig.«
    Mein Leben ist nicht seltsam und schrecklich, mein Leben ist nicht seltsam und schrecklich … Ich drehte mich zu dem Kranwagen, den zwei Männer gerade benutzten, um die Halloweendekoration am Matching-Myth Gebäude zu befestigen. Immerhin das funktionierte reibungslos. Zumindest, wenn man das Ultimatum einmal außer Acht ließ. Schließlich würde es zu 100% mit meiner Vermittlungsfeier kollidieren.
    »Ich glaube, es liegt an deinem Sitz im Rat.«
    »Ich habe keinen Sitz im Rat.«
    »Noch nicht.«
    Punkt für Hathor. Konnte das sein? All der Aufwand nur wegen eines Sitzes im Rat, den ich ohnehin nicht haben wollte und bereits abgelehnt hatte? Oder war es gerade weil ich ihn
nicht
haben wollte?
    Nachdenklich ging ich zurück. Das würde ja bedeuten, dass irgendjemand mir entweder diese Position neidete oder selbst nicht in den Rat wollte. Blieb entweder die ganze Welt oder der zweite Kandidat.
    Instinktiv tippte ich auf Letzteres. Wenn man mitten am schönsten Tag des Herbst mit einer schlumpfigen Gargamel-Wolke herumlief, fühlte sich das persönlich an.
    Oder …? Ich blieb im Eingang zur Matching-Myth stehen und drehte mich zu den beiden Ratsfrauen um. »Es ist genau das Gegenteil, oder? Das ist eine Erpressung, damit ich »ja« sage und zusammen mit dem zweiten Kandidaten in den Rat komme?«
    Also wieder der zweite Kandidat. Wie man es drehte und wendete, es lief auf ihn hinaus, oder? Ein Lächeln schlich auf mein Gesicht. Es fühlte sich kein bisschen gut an, eher böse. Sehr sehr böse. Schön!

KAPITEL 19

    Mein Hochgefühl verflog schlagartig, als ich das Stockwerk der Matching-Myth erreichte. Es war so gut wie leergefegt – der SEKM Einsatztrupp Balthasars war zwar endlich verschwunden, hatte aber Computer, Akten und so gut wie alles andere beschlagnahmt – und außer mir war niemand mehr anwesend. Ich war mutterseelenallein.

    Dorian schwamm auf einer Welle der Euphorie.
    Die Gegnerin hatte die Lemuren abgewehrt, den Golem manipuliert, aber der Gedanke daran, wie sie unter den Augen der ganzen Medienwelt und denen ihrer Kunden unter einer Gewitterwolke schmollte, war einfach nur göttlich, die Rache unglaublich einfach, aber ebenso unglaublich süß.
    »Das ist … infantil. Du kannst sie doch nicht dafür verurteilen, dass sie sich zur Wehr setzt.« Johannes rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her. Obwohl sein kleiner Bruder lächelte und aussah wie ein Kind, dem der Weihnachtsmann alle Wünsche erfüllt hatte, fühlte sich der Zauberer nicht wohl. Denn trotz allem konnte er den wahren Dorian unter dem aktuellen Triumph förmlich spüren. Traurig und desillusioniert.
    Selbst jetzt lag ein stilles Leid in seinen Augen. Ein Hunger so groß, das er niemals gänzlich gestillt werden konnte. Verborgen von den langen, dichten Wimpern gähnte ein tiefes Loch, gefressen von Entbehrungen, im Spiegel der Seele und ließ den Formwandler aussehen wie die ältere Version eines vernachlässigten Kindes.
    »Meine Liebe wird niemals genug sein, nicht wahr?« Die Stimme des Älteren brach.
    »Johannes …«
    »Nicht!« Der Zauberer hob die Hand und Dorian verstummte gerade lange genug, um das Zitat des Bruders zu hören: »Die Liebe ist langmütig und freundlich; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.

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