Erotischer Roman
Tisch neben ihrem Bett fand, war er unruhig. Ava ging niemals ohne ihr Handy. Man konnte sie sogar auf der Toilette erreichen. Ava ohne ihr Telefon war undenkbar. Und Cox war auch verschwunden. Warum hatte diese blöde Ziege von der Festivalleitung ihn nicht auch angerufen? Gordon setzte sich in einen der dicken Sessel in ihrem Zimmer und wartete. Als sie sich nach zwei Stunden immer noch nicht meldete, dafür aber ihr Handy unentwegt läutete, erhob er sich, ging hinüber ins Büro und wählte die Notrufnummer. Nach einigem Hin und Her mit der Dame am Amt wurde er zu einem Inspektor durchgestellt, dessen französischen Akzent er schon in dem Moment hasste, als dieser ihm seinen Namen nannte. Kurz erläuterte er die Situation, und eine halbe Stunde später stand der Polizeibeamte mit seinem Assistenten im Schlepptau in Gordons Büro.
„Sie wissen“, sagte der Inspektor, während er sich umsah, „dass Sie normalerweise 24 Stunden warten müssen, bevor Sie eine Vermisstenmeldung aufgeben können?“ Er dehnte die Worte auf entsetzliche Art und Weise, sein Akzent verursachte Gordon Schauer, die ihm über den Rücken liefen.
„Das weiß ich“, antwortete er unwirsch, „aber hier handelt es sich um eine Frau, die nicht mal ein Sandwich zu sich nimmt, ohne dies auf einem Notizblock für jeden sichtbar zu notieren.“ Gordon war verärgert. Nicht nur, dass dieser Mensch gelangweilt hier herumstand, er machte keinerlei Anstalten, überhaupt etwas zu tun. Der Inspektor hatte bisher nicht einmal nach ihrem Namen gefragt, geschweige denn, ihre Beschreibung aufgenommen. Das hier würde eine lange Geschichte werden, dachte er und rieb sich über die Augen. Der Inspektor beobachtete ihn und bat Gordon dann, ihm Avas Zimmer zu zeigen. Dort angekommen, heuchelte der Beamte ein wenig Interesse.
„Wie stehen Sie zu Ms …?“ Er unterbrach sich und sah Gordon fragend an.
„Ms Ava Fisher“, warf Gordon ein.
„Also: Wie stehen Sie zu Ms Fisher?“
Gordon räusperte sich und gewann einen Moment, in dem er sich dafür entschied, die Wahrheit zu sagen. „Sie arbeitet seit fünf Jahren für mich als meine persönliche Assistentin… Seit ein paar Tagen sind wir auch privat verbunden.“
Der Inspektor drehte sich abrupt um. „Erst seit ein paar Tagen? Oh … mon Dieu. Hier in Frankreich geht das schneller.“
Der Mann kicherte leise und sah sich dann weiter um. Gordon ärgerte sich maßlos. Indirekt hatte dieser Mensch gerade Avas Behauptung bestätigt, dass Vorgesetzte mit ihren Assistentinnen eine Beziehung einzugehen hatten. Und dass dieses Vorurteil in allen Vorzimmern dieser Welt zu Hause war. „Was werden Sie jetzt tun?“, fragte er, um Fassung bemüht.
„Nichts.“ Die Antwort fiel kurz und knapp aus und brachte Gordon zum Kochen.
„Nichts? Warum sind Sie dann hier?“ Er war lauter geworden, als er es beabsichtigt hatte, und die Reaktion des Beamten fiel dementsprechend aus. „Wir nehmen den Vorfall auf, warten eine Zeitlang und sehen dann weiter. Wir sind nur hier, weil Sie Ausländer sind, aber mehr können wir im Moment nicht tun.“ Gordon ballte die Fäuste, und der Inspektor, dem diese Geste nicht entging, zog pikiert die Augenbraue hoch. „Sie sollten froh sein, dass wir überhaupt gekommen sind.“ Der Beamte deutete eine Verbeugung an. „Monsieur.“ Mit schnellen Schritten hatten er und sein Assistent einen Augenblick später die Villa verlassen. Das durfte doch nicht wahr sein? Gordon stapfte wütend durch das Zimmer, in dem er noch vor Stunden mit Ava zusammengelegen hatte. Die wollten einfach nichts tun? Warten? Einfach nur abwarten?
Sie hatte das Gefühl für Zeit verloren. Ihr war immer noch schwindlig von dem, was ihr für Stunden die Besinnung geraubt haben musste, und sie musste gegen die immer wieder aufkeimende Übelkeit ankämpfen. Ab und an gab ihr Cox einen Schluck Wasser zu trinken, doch die meiste Zeit saß ihr der Regisseur gegenüber und brütete stumpf vor sich hin. Seine Stirn war schweißnass, und das, obwohl es hier in dieser Halle nicht übermäßig heiß war. Seine Haut glänzte speckig, und die Ringe unter seinen Augen waren nicht zu übersehen. Skeptisch beobachtete sie, dass er immer wieder eine Dose aus seiner Jacketttasche zog und diverse Pillen einwarf. Cox keuchte bei jeder Bewegung, und sein schmerzverzerrtes Gesicht machte Ava mehr Angst als ihre eigene Situation. Ihre Beine waren eingeschlafen und kribbelten vor sich hin, genauso wie ihre Arme. Immer wieder
Weitere Kostenlose Bücher