Erotischer Roman
diese Bilder anzusehen. Es war ein wunderbares Gefühl zu wissen, dass sie es war. Sie schwelgte in der Betrachtung, als es klingelte und sie mit Schrecken feststellte, wie spät es mittlerweile war. Für gewöhnlich wartete Gordon unten im Wagen, doch seinem genervten Klingeln nach zu vermuten, stand er direkt vor der Tür. Sie öffnete und sein Körper füllte die gesamte Öffnung aus. Ava zog ein Schnütchen zur Entschuldigung und bat ihn herein. „Bin gleich so weit“, sagte sie und huschte noch einmal kurz ins Bad.
Gordon stöhnte theatralisch und schickte ihr ein „Weiber“ hinterher. Er sah ihr breit grinsend nach und ließ sich auf die Couch fallen, auf der Ava kurz zuvor noch gesessen hatte. Gordon rückte sich zurecht und sah sich um. Diese Wohnung hatte nichts typisch Weibliches. Sie war praktisch, aber trotzdem gemütlich eingerichtet. Allerdings wusste er, dass Ava Nippes hasste, und aus diesem Grund war die Einrichtung schon fast spartanisch zu nennen. Er erinnerte sich an ein Geschenk einer Kollegin, eine kleine Porzellanfigur, die einen Clown darstellte. Kaum hatte Ava das Papier darum abgewickelt, stieg ihr das Entsetzen ins Gesicht, und Gordon, der in der Nähe der Szene stand, hatte sich köstlich über Avas Fauxpas amüsiert. Der Clown verschwand auf unerklärliche Weise, um Monate später, als es darum ging, für einen Wohltätigkeitsbasar zu sammeln, auf genauso unerklärliche Weise wieder aufzutauchen. Und es fand sich tatsächlich ein Käufer für diese Scheußlichkeit. Er hörte, wie Ava im Bad hantierte, und sah auf die Uhr. Das würde wohl noch etwas dauern . Gordon schob den Laptop so, dass er sehen konnte, woran Ava bis noch vor ein paar Minuten gearbeitet hatte. Er legte seine Hand auf das Touchpad, der Bildschirmschoner verschwand, und Gordon blieb vor Staunen der Mund offen stehen.
Das Bild einer Frau war dort zu sehen, nackt und in Fesseln, und sie genoss diese mehr als offensichtlich. Gordon sah noch einmal genauer hin. Diese Frau war Ava. Fassungslos starrte er auf die Bilder. Das, was er da zu sehen bekam, war genau das, was er in all den Jahren, in denen er sie kannte, beinahe verzweifelt unterdrückt hatte. Sein Herz schlug schneller, sein Atem raste, und Schweiß stand ihm auf der Stirn. Es war ein Schwarzweißbild,doch ihre Gesichtszüge würde er überall erkennen. Nicht genug, dass Ava auf diesem Bild Fesseln trug, sie trug auch Striemen von eindeutigem Handwerk auf ihrer Haut. Da verstand jemand sein Handwerk. Gordon rieb sich über den Mund und leckte sich über die plötzlich und unerwartet trockenen Lippen. Dieses Bild dort war mehr, als er ertragen konnte. Seine Ava. Nun … genau genommen nicht seine Ava, aber immerhin. Wie … und wann? So viele Gedanken jagten durch seinen Kopf, und er starrte immer noch fassungslos auf dieses Bild. Irgendwie löste er sich aus dieser Starre und klickte ein weiteres Bild an. „Falscher Fehler“, schalt er sich selbst. Dieses Bild war noch weit erregender als das vorherige. Nicht nur dass Ava hier gefesselt war, nein … hier kamen noch einige Spielzeuge gut sichtbar zum Einsatz. Er klappte den Laptop zu und sprang auf. Das war zu viel. Das Leben konnte so ungerecht sein. Dort drüben im Bad stand seine Traumfrau, an die er keinen Deut herankommen würde. Dort drüben war die schönste Frau, die er je gesehen hatte, und dieses verdammte Weib hatte auch noch die gleichen sexuellen Vorlieben wie er? Gab es etwas Ungerechteres? Gab es etwas Irrsinnigeres? Hier stand er, aufgewühlt wie das Meer nach einem Sturm, und fragte sich, welche Sünden er in seinem Leben begangen haben mochte, dass man ihn so bestrafen musste. Die gesamte Situation entbehrte sicher nicht einer gewissen Komik, doch sie war genauso tragisch für ihn in diesem Moment. Gordon hatte alles versucht, um sich ihr zu nähern. Vorsichtig und mit dem nötigen Maß an Verständnis für ihre Situation, war er an sie herangetreten. Je häufiger sie ihn abgewiesen hatte, desto mehr hatte sich der Wunsch in ihm manifestiert, dass er sie besitzen wollte. Mit allem, was sie zu bieten hatte. Sie sollte nicht nur vor der Tür seines Büros sitzen, nein … er wollte sie in seinem Bett haben.
Wollte Körper und Geist dieser Frau sein Eigen nennen können. Wollte sie lieben, mit allem, was dazugehörte. Doch immer wies sie ihn ab. Und nun das. Fassungslos ging er in ihrem Wohnzimmer auf und ab, immer wieder rieb er sich über die Stirn. Nun hatte er eine Ahnung bekommen, warum
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