Erotischer Roman
sie ihn abgewiesen hatte. Sie war augenscheinlich versorgt. Mit allem versorgt, was sie brauchte. Eifersucht stieg in ihm auf, und kurz malte er sich aus, wie das Gesicht dieses Mannes aussehen würde, wenn er, Gordon, ihn in seine Finger bekäme. Doch auch dieser Gedanke half nicht, die Erregung, die Aufregung zu mildern, die in ihm aufgestiegen waren, als er diese beiden Bilder angesehen hatte. Diese Fotos hatten ihn erregt, und in seiner Hose, die wie immer etwas zu groß schien, zeichnete sich seine Erregung trotzdem deutlich ab. Mit einem leicht säuerlichen Grinsen sah er an sich herunter und zischte leise, sein Kumpel solle sich in seine Urform zurückscheren.
Natürlich passierte daraufhin gar nichts. Leise seufzend legte er den Kopf in den Nacken und lachte noch etwas leiser. Er machte sich zum Gespött seiner Umgebung. Gordons Reputation in Bezug auf Eroberungen hatte aufgrund Avas Prinzipien schon arg gelitten. Es musste doch für einen Chef möglich sein, seine Sekretärin ins Bett zu kriegen. Die süffisanten Bemerkungen seiner Freunde bohrten arg an seinem Selbstbewusstsein. Und wenn er ehrlich war, dann waren seine sexuell amourösen Abenteuer nur ein Ablenkungsmanöver. Aber dies würde er nie zugeben. Nicht vor seinen Freunden. Und schon gar nicht vor Ava. Niemals.
Gordon hatte sich angewöhnt, immer dann eine Frau mit zu sich zu nehmen, wenn ihm seine Phantasie bezüglich Ava wieder einmal einen Streich spielen wollte. Es hatte sehr lange gedauert, bis er sich dessen bewusst geworden war, und noch etwas länger, bis er es sich eingestanden hatte. Er litt dann unter Schlaflosigkeit, und wenn er sie am Morgen im Büro sah, wie sie ihn anlächelte, war der Tag für ihn kaum zu überstehen. Also holte er sich eine von den Frauen, die glaubten, es über sein Bett in seine Modelkartei zu schaffen, vögelte sie ordentlich durch, und danach konnte er Ava wieder gegenübertreten, ohne sie auf ihrem Schreibtisch flachzulegen.
Eine Vorgehensweise, die sich bis heute bewährt hatte. Dass Ava den Damen dann meist das Ende dieser Affären beibringen musste, fiel für ihn unter ausgleichende Gerechtigkeit. Sie wollte nicht mit ihm schlafen, dafür musste sie wenigstens hinter ihm aufräumen. Hatte eine seiner Affären länger Bestand, versuchte er für gewöhnlich die Damen von seiner Vorliebe für bestimmte sexuelle Praktiken zu überzeugen. Bis heute, so gab er ungern zu, ohne viel Erfolg. Und nun das.
Da saß diese Traumfrau direkt vor seiner Tür, und sein elendiger Ehrenkodex, ihre saublöden Prinzipien zu respektieren, brachte ihn schier um den Verstand und um jede Gelegenheit, sie doch noch in sein Bett und in sein Leben zu bekommen. Gordon hörte es hinter sich rascheln und wandte sich um. Ava stand lächelnd in der Tür zum Bad und kramte in ihrer kleinen Handtasche. Wie sie dort stand, mit diesem unschuldigen Lächeln, war schon fast Hohn zu nennen. In seiner aufkeimenden Phantasie trug sie nicht dieses schwarze Outfit, von dem er sicher war, dass der Franzose entzückt sein würde. Nein, sie stand mit Fesseln vor ihm und genoss seine Berührungen. Innerlich verpasste er sich eine schallende Ohrfeige, damit er sich wieder beruhigen konnte. „Fertig?“ Er versuchte seiner Stimme den üblichen Klang zu geben, er bezweifelte aber, dass es ihm gelang. Ava nickte und ging an ihm vorbei zur Tür. Ihr Parfüm stieg ihm in die Nase und berauschte zusätzlich seine Sinne. Wie er den Abend neben ihr überstehen sollte, ohne zum Tier zu werden, war ihm schleierhaft. Gordon gab sich einen Ruck und ging hinter ihr her.
„Neues Parfüm?“, fragte er und versuchte möglichst beiläufig zu klingen.
Ava schüttelte den Kopf. „Immer noch das gleiche wie vor fünf Jahren.“ Sie lächelte nachsichtig, als er an ihr vorbeiging und sie die Tür abschloss.
Die Fahrt zum Restaurant war für ihn die Hölle. Ständig musste er den Drang unterdrücken, rechts ranzufahren und über sie herzufallen. In seinem Kopf tobte ein Krieg. Das hier, das war doch eine ganz einfache und offensichtliche Sache. Er Chef, sie Sekretärin. Überall im Land konnte man diese Kombination im Bett vorfinden. Nur hier bei ihm nicht. Gab es wirklich keine Möglichkeit für ihn, diesem Problem Herr zu werden? Je länger er darüber nachdachte, desto fester krallten sich seine Hände um das Lenkrad. Irgendwann traten seine Knöchel weiß hervor, und er merkte es nicht einmal. Bis jetzt hatte er sich immer gut unter Kontrolle halten können,
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