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-Adressen den benachbarten Geräten zugeordnet sein könnten. »Meine E-Mails abrufen« dauerte also nur wenige Sekunden, dann war er schon wieder ausgeloggt und bereit zu gehen. Er bewegte sich auf Zula zu, verlangsamte jedoch seinen Schritt, als er noch ungefähr einen Meter von ihr entfernt war, und wandte sich zur Seite. Er war nämlich nicht zum Reden auf sie zugegangen, sondern nur, um in ihrer Nähe zu sein. Das war ihm zur Gewohnheit geworden. Zula hatte sich ebenfalls daran gewöhnt. Ihr ging es besser, wenn er da war, genau am Rand ihrer persönlichen Distanzzone. Dort schien auch er sich wohler zu fühlen.
Am Nachmittag zuvor hatte Sokolow mit seinem Handy ein paar Fotos von Anglern gemacht, die aus einem Fährterminal herausgeschlendert kamen, und als er sie Yuxia jetzt zeigte, zeigte er auf die herangezoomten Köpfe der Männer und drängte sie, einen Haufen von diesen Hüten zu besorgen. Es waren die idiotischsten Hüte, die Zula je gesehen hatte, und sie glaubte nicht eine Sekunde lang, dass Sokolow wirklich angeln gehen wollte. Er hatte irgendeinen anderen Plan im Kopf und spontan erkannt, dass Yuxia ihm bei der Durchführung helfen konnte.
Das einigermaßen tröstliche Gefühl, das Zula aus Csongors Nähe gewann, wurde jetzt durch den Eindruck zunichtegemacht, jemand hätte ihr einen Eiszapfen ins Herz gestoßen, denn ihr wurde bewusst, dass Yuxia gerade in das alles hineingezogen wurde. Und dass das zumindest teilweise Zulas Schuld war.
Yuxia und Sokolow beendeten ihre Arbeit und loggten sich aus. »Wir gehen Hüte kaufen«, verkündete Sokolow, bevor er, wie es seine Gewohnheit war, zur Seite trat, um den Damen den Vortritt zu lassen.
Yuxia würde ihnen das Auffinden von wangbas tausendmal leichter machen, doch das hatte seinen Preis, nämlich dass sie nicht unter immer demselben Vorwand, Csongor müsse seine E-Mails abrufen, einfach von einem direkt ins nächste gehen konnten. Niemand musste so oft seine E-Mails lesen; und wenn, dann wäre es leichter, in einem wangba zu bleiben, statt von einem zum nächsten zu ziehen.
Sokolows Plan – was zum Teufel es auch war – in Zusammenhang mit der Angelausrüstung half ihnen bei der Lösung des Problems. Sie brauchten nämlich ungefähr eine Dreiviertelstunde zu Fuß bis zu einem Laden, wo man die albern aussehenden Stoffhüte erstehen konnte, die bevorzugt von siebzigjährigen chinesischen Anglern getragen wurden. Auf dem Weg dorthin lernte Zula Yuxia etwas besser kennen. Genau genommen löcherte sie die Chinesin mit Fragen, da sie etwas beunruhigt war, Yuxia könnte anfangen, ihr Fragen zu stellen, die unter den gegebenen Umständen schwer zu beantworten sein würden. Das Drehbuch, von dem sie ausgingen, war dürftig und würde einer genaueren Prüfung durch Qian Yuxias wachen Geist nicht standhalten.
Sie erfuhr, dass Yuxia in einer Stadt oben in Yongding lebte, die von Touristen wegen ihres Tulou aufgesucht wurde: Tulous waren gewaltige, festungsartige Rundbauten aus gestampftem Lehm, die das Volk der Hakkas vor Jahrhunderten errichtet hatte. Die Touristen waren zumeist Chinesen, die in Bussen von Xiamen heraufkamen. Der Ort zog aber auch Reisende aus dem Westen an, hauptsächlich Rucksacktouristen, und so arbeitete sie während der Hochsaison für ein Hotel, das sich auf solche Leute eingestellt hatte. Sie trieb sich an der Bushaltestelle und auf den Haupttouristenpfaden herum, und wenn sie Amerikaner oder Europäer sah, die verloren wirkten, grüßte sie sie, sprach mit ihnen und lotste sie zu dem Hotel. In einem Lieferwagen fuhr sie die Leute in der Gegend herum, damit sie auch einige der abgelegeneren Tulous besichtigen konnten. Auf diese Weise, und indem sie sich Kinofilme ansah und Bücher las, die die Rucksacktouristen im Hotel liegen ließen, hatte sie sich ihr Englisch angeeignet. Außerhalb der Saison brachte sie den Lieferwagen in einen weit entfernten Vorort von Xiamen und sah zu, dass sie ihn irgendwo abstellen konnte, dann fuhr sie mit dem Bus nach Xiamen zurück, zog in ein Wohnheim und ging ihrem Gewerbe als fliegende Teehändlerin nach. Obwohl es vorwiegend darum ging, Tee en gros an selbstständige Einzelhändler zu verkaufen, war sie sich auch nicht zu schade, Endverbraucher direkt anzusprechen, wie sie es am Vortag mit Zula gemacht hatte.
Auf diese Weise gelangten sie zu dem Hutladen, wo Sokolow ein glattes Dutzend der formlosen Hüte erstand, die er haben wollte. Dann war es wieder Zeit für Csongor, »seine Mails
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