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zuschnappen, dann packte er Zulas linke Hand und rammte ihr den anderen Ring ums Handgelenk. Unterdessen wurde Csongor in einem anderen Teil des Raums an ein Kaltwasserrohr gefesselt, während ein dritter Sicherheitsberater Peter am Fuß der Treppe an das eiserne Geländer anschloss.
Die anderen Russen waren auf den Beinen, überprüften ihre Ausrüstung und verbargen ihre Waffen. »Wir gehen Troll in 505 Besuch abstatten«, sagte Iwanow. »Wenn Sie Wahrheit gesagt haben, erreichen wir unser Ziel und sind weg, alle zufrieden. Wenn Sie kleinen Fehler gemacht haben, werden wir in diesen Raum zurückkommen und Diskussion über Konsequenzen führen. Also. Ist 505 richtiger Ort? Oder vielleicht 405?«
»Es ist 505«, sagte Zula.
»Sehr gut«, sagte Iwanow und erteilte Befehle. Sokolow, alle Sicherheitsberater und Iwanow machten sich auf den Weg die Treppe hinauf.
Der dicke fette Russe hatte versucht, Schreckensgefühle in Qian Yuxias Herz zu erzeugen, was ihm zum Teil auch gelungen war, doch als sie allein da saß, mit Handschellen ans Lenkrad gefesselt, schwand der Schrecken rasch, und was zurückblieb, war ein Gefühl der Enttäuschung und Kränkung. Als er sie gestern angerufen und gebeten hatte, den Lieferwagen zu holen und einen Angelausflug zu organisieren, hatte es ihr geschmeichelt, unter all den Leuten in Xiamen auserwählt, mit einer solchen Verantwortung betraut worden zu sein. Sie war die halbe Nacht wach und damit beschäftigt gewesen, mit dem Bus in die kleine Stadt auf dem Land zu fahren, wo sie den Lieferwagen abgestellt hatte, ihn zurück nach Xiamen zu bringen und Vorbereitungen zu treffen. Als besondere Geste, um zu zeigen, wie sehr sie diese Gelegenheit zu schätzen wusste, war sie an diesem Morgen schon früh erschienen, mit Kaffee und Muffins von einer Bäckerei westlichen Stils.
Das Schlimmste war jedoch, dass der dicke Mann sie bezirzt hatte, indem er ihr großartige Geschichten darüber erzählte, wie er ihr helfen würde, Gaoshan Da in Europa zu verkaufen, und dass sie komplett darauf hereingefallen war. Diese Leute hatten sie anscheinend als eine Art Landei eingeschätzt. Ein opportunistisches Landei, das jede Lüge schlucken würde, wenn es glaubte, das würde ihm helfen, seinen Tee zu verkaufen.
Bis dahin war es nur kränkend. Was ihr aber richtig wehtat , war die Tatsache, dass er recht gehabt hatte.
Jetzt brauchte sie nur die Tür aufzumachen und loszubrüllen und diese Leute würden den Rest ihres Lebens im Gefängnis verbringen.
Aber der dicke Mann war mächtig – er hatte Geld, er hatte Soldaten, und sie alle waren bewaffnet.
Wenn er allerdings so mächtig war, warum brauchte er dann die Hilfe von jemandem wie Qian Yuxia, um so etwas Simples wie das Ausleihen eines Lieferwagens zu bewerkstelligen?
Weil sie austauschbar war. Deswegen. Sie war ein Niemand, ganz allein in der großen Stadt. Niemand würde es bemerken, wenn sie verschwände.
Es war also Zeit, die Tür aufzumachen und loszubrüllen.
Doch wenn sie das machte, würde der dicke Mann Zula schreckliche Dinge antun. Das hatte er ihr versichert. Yuxia mochte Zula und verspürte ihr gegenüber eine gewisse Loyalität, einfach aufgrund der Tatsache, dass Zula Tränen der Scham in die Augen gestiegen waren, als sie von ihrem Versäumnis, Yuxia zu warnen, gesprochen hatte.
Vielleicht gab es abgesehen vom Losbrüllen ein paar kleine Dinge, die sie tun konnte, um die Situation ein wenig zu verbessern. Prüfend sah sie sich in ihrer Umgebung um. Nicht in der unmittelbaren Umgebung, die vor allem aus Leuten bestand, die sie anschrien, weil sie die Straße versperrte, sondern eher in mittlerer Entfernung. Dort wimmelte es von Leuten, die ihren Geschäften nachgingen und ihre Besorgungen erledigten. Kärrner gingen hin und her, hinter sich ihre zweirädrigen Wagen, die mit allen möglichen Gütern beladen waren. Ein Kärrner, dessen Karren leer war, hatte zwei Meter von dem Lieferwagen entfernt Halt gemacht und Yuxia ganz genau beobachtet. Wie nicht wenige dieser Burschen war er hager und sah wie ungefähr neunzig aus, was vermutlich bedeutete, dass es für ihn schwierig war, mit den jüngeren, stämmigeren Kärrnern zu konkurrieren. Das musste er mit Köpfchen wettmachen. Er hatte vorhin schon gesehen, wie sie Zeug aus dem Lieferwagen ausluden und in die Gasse hinein weiterreichten. Vor einer Minute hatte er den dicken Mann aus dem Fahrzeug steigen und mit einem Fernglas die Vorderseite des Gebäudes betrachten sehen. Er wusste,
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