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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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dass mehrere Leute aus der westlichen Welt in dem Gebäude waren und dass dort irgendetwas vor sich ging. Wie alle anderen in dieser Straße dachte er fortwährend darüber nach, wie er Dinge zu seinem Vorteil wenden könnte, und er hatte sich ausgerechnet, dass, wenn er in der Nähe des Lieferwagens herumlungerte und seine Einsatzbereitschaft zu erkennen gab, jemand, der mit dieser Operation zu tun hatte, ihn mit irgendeiner Art Auftrag losschicken würde.
    Yuxia öffnete die Fahrertür einen Spalt. Um die Aufmerksamkeit des Kärrners brauchte sie sich gar nicht zu bemühen, da er sie bereits anstarrte. »Ich brauche einen Schlosser«, klagte sie. »Aber mein Handy hat keinen Akku mehr.«
    Dann warf sie rasch einen Blick auf die Vorderseite des Wohnblocks, um sich zu vergewissern, dass der dicke Mann nichts davon mitbekam. Als sie sich wieder umwandte, war der Kärrner weg.
    Als Iwanows schwere Schritte sich entfernt hatten, murmelte Peter: »Gott sei Dank. Wir haben’s getan. Ja! Wir haben’s getan. Diese Sache ist vorbei .«
    Zula brachte einfach nicht die Energie auf, ihm zu eröffnen, dass sie es nicht getan hatten und dass es nicht vorbei war. Sie fand erneut die Sicherung für Wohnung 405 und begann, sie herauszuschrauben.
    »Was machst du da, Zula?«, fragte Csongor.
    Peter drehte sich um und sah sie an. »Ja«, sagte er, »was machst du da?«
    »Sie warnen.«
    » Wen warnen!?«
    »Die Hacker in Wohnung 405.« Sie zog die Sicherung heraus, steckte sie dann wieder hinein. Wiederholte das Ganze. Jedes Mal, wenn sie den Kontakt wiederherstellte, hörte sie ein leises Knallen, mit dem ein Funke den Spalt überbrückte. »Ich frage mich, ob sie wohl morsen können«, sagte sie und begann, die Sicherung nach einem kleinen Muster hinein- und hinauszurütteln: dit dit dit dah dah dah dit dit dit. Wie im Pfadfinderinnenlager.
    »Iwanow hast du gerade gesagt, sie wären in 505«, sagte Peter mit einer überraschend ruhigen, belegten Stimme, als hätte er mit Sirup gegurgelt.
    »Verständliche Verwirrung«, sagte Zula. »Dieser Kasten ist ein einziges Chaos. Und wer kann schon diese chinesischen Zahlen lesen?«
    Da sie es nicht schaffte, zu sprechen und sich gleichzeitig mit dem Morsecode zu beschäftigen, zog sie die Sicherung ganz heraus und sah sich in dem Kellerraum um.
    Peter und Csongor starrten sie beide an. Vielleicht in der Hoffnung, dass sie nur von ihr veralbert wurden? Schwer zu sagen.
    Es war wichtig, dass sie sie verstanden. Zula seufzte und blickte beide nacheinander an. »Zunächst mal hat Iwanow vor, uns umzubringen, ganz egal was passiert. Das ist einfach offensichtlich.« Das ließ sie eine Weile in der stillen Luft des Kellers hängen. »Was nicht bedeutet, dass wir sterben werden. Sokolow glaubt nämlich, dass Iwanow wahnsinnig ist, und er wird eingreifen, um Iwanow daran zu hindern, uns zu töten. All das liegt nicht in unserer Hand. Man hat von uns verlangt, diese Hacker auszuliefern, die im Wesentlichen ein Haufen harmloser Jugendlicher sind, damit Iwanow sie umbringen kann. Und das können wir einfach nicht machen. Es ist nicht richtig. So verhält man sich nicht. Deshalb habe ich die Russen belogen.«
    »Scheiße!«, sagte Peter und sank auf Hände und Knie – oder besser Hand und Knie, da eine Hand ja am Geländer festhing – und begann, wie ein Mann, der eine Kontaktlinse verloren hatte, auf dem Boden herumzutasten. Anscheinend fand er sie nicht. »Zula!«, zischte er. »Hast du eine Haarnadel da drin?«
    » In meinen Haaren , meinst du?«
    »Ja.«
    Einen Seufzer und ein Augenrollen konnte Zula sich nicht verkneifen, bevor sie sich eine Haarnadel aus dem Haar zog und sie zu Peter hinüberwarf.
    »Hast du noch mehr?«, fragte Csongor.
    Zula warf auch ihm eine hin.
    Leute, die zu viele Filme über Hacker schauten, hatten alle möglichen lächerlichen Vorstellungen davon, wozu sie in der Lage waren. Im Allgemeinen überschätzten sie deren Fähigkeit, gewisse Dinge zu tun, ganz gewaltig. Allerdings gab es einen Bereich, in dem Hacker regelmäßig unterschätzt wurden, und das war das Knacken von Schlössern. Für sie war das eine angenehme Art, nach einem langen Tag mit Penetrationstests an Unternehmensnetzwerken auszuspannen und sich zu erholen. Ein Hackerloft war nicht vollständig ohne einen Schuhkarton voll alter Schlösser, Handschellen und so weiter, die diese Typen dann nur zum Spaß in gemütlicher Runde knackten. Dabei hatte Zula immer nur zugeschaut, nie mitgemacht, und jetzt

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