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Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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viereinhalb Milliarden Jahre alten Geschichte von Plattentektonik, atmosphärischer Chemie, biogenen Effekten und Erosion enthielt. Natürlich konnte Otto Normalverbraucher sie nicht von den willkürlichen Geländeformationen unterscheiden, die in Computerspielen als Hintergrund dienten, sodass Plutos Bemühungen in dieser Hinsicht vollkommen nutzlos waren. Doch Richard interessierte sich nicht für die Außenhaut von Plutos Welt. Er interessierte sich für ihre Knochen und Eingeweide. Von großer Bedeutung war für ihn die Frage, was ein imaginärer Zwerg anträfe, würde er eine virtuelle Hacke schwingen und anfangen, sich in die Flanke eines Berges hineinzugraben. In einem konventionellen Computerspiel lautete die Antwort: buchstäblich nichts. Der Berg war nur eine Oberfläche, dünner als Pappmaché, ohne irgendetwas innen drin. In Plutos Welt dagegen würde der erste Stich einer Schaufel das darunter liegende Erdreich offenlegen, und die Zusammensetzung dieses Erdreichs würde dessen Ursprung im jahreszeitlichen Wachstum und Verfall der Vegetation und in der jahrhundertelangen Erosion dessen, was sich hügelaufwärts befand, widerspiegeln, und wenn sich der Zwerg erst einmal durch das Erdreich hindurchgegraben hätte, würde er auf gewachsenen Fels stoßen, und der Fels hätte eine bestimmte mineralische Zusammensetzung, er wäre sedimentär oder vulkanisch oder metamorph, und wenn der Zwerg Glück hätte, würde er brauchbare Mengen an Gold-, Silber- oder Eisenerz darin finden.
    Sie kauften seine IP , lieber Leser. Pluto zog runter nach Seattle, wo er in einer speziellen Wohneinrichtung für Menschen mit Autismusspektrumstörung unterkam. Er machte sich daran, einen ganzen Planeten zu erschaffen. TERRAIN , die gigantische Menge von Maschinensprache, die er in der Hütte seiner Eltern in der Brooks Range im Alleingang rausgehauen hatte, verlieh T’Rain, der imaginären Welt, in der Corporation 9592 ihr neues Spiel ansiedelte, ihren Namen. Und mit der Zeit wurde T’Rain auch der Name des ganzen Spiels.
    In der Nähe von Red Oak verlief die Autobahn an einem Einkaufszentrum mit einem Hy-Vee, einer lokalen Lebensmittelkette, als Hauptgeschäft vorbei. Wie viele der größeren Hy-Vees hatte dieser gleich am Haupteingang ein Schnellrestaurant, das morgens wegen des Frühstückssonderangebots zu einem Dollar neunundneunzig von Rentnern aus der Umgebung aufgesucht wurde. Richard, der sich zumindest für die nächste halbe Stunde als eine Art Rentneranwärter sah, parkte den Grand Marquis auf einer der vielen freien Parkflächen und ging hinein.
    Er rechnete mit hellen, einfachen Farben, wie er sie aus den Hy-Vee-Schnellrestaurants seiner Jugend kannte. Dieses hatte jedoch ein Post-Starbucks-Dekor, also keine Grundfarben, alles Erdtöne, ruhig, exakt strukturiert. Am Fenster rollten große rauchende Pickups vorbei, wie aus dem Legobaukasten, mit angeschraubten Zubehörteilen erweitert. Paletten mit riesigen Salzsäcken waren wie behelfsmäßige Festungsanlagen vor den Fenstern aufgestapelt. An den Tischen: ein einsamer Generalunternehmer, der mit rollendem R Nachrichten in sein Handy sprach. Lastwagenfahrer mit üppigen Bärten, breiten Hosenträgern und dicken Bäuchen, die in der Gegend umherschauten und Blödsinn redeten. Uniformierte Angestellte des Lebensmittelmarkts, die mit Ehefrauen oder -männern Kaffeepause machten. Kleinstadtmädchen mit waschbärartigem Augen-Make-up, die nicht kapierten, dass das bei blassen Blondinen einfach nicht funktionierte. Gebeugte und leicht verstohlen wirkende Mexikaner. Alte Männer mit der übertrieben guten Laune von Leuten, die zehn Jahre zuvor die Tatsache akzeptiert hatten, dass sie hinfort jeden Tag sterben könnten. Ein paar jüngere Gäste und ein paar Herren in Latzhosen, die auf Laptops starrten. Richard machte es sich in einer Nische bequem, bestellte zwei gewendete Spiegeleier mit Speck und Vollkornweizentoast und holte seinen eigenen Laptop aus der Tasche.
    Der Startbildschirm von T’Rain war ein unverblümtes Plagiat dessen, was man sah, wenn man Google Earth hochfuhr. Gewissensbisse hatte Richard deswegen nicht, er hatte nämlich gehört, dass Google Earth seinerseits auf einer Idee aus irgendeinem alten Science-Fiction-Roman basierte. Der Planet T’Rain hing vor einem Sternenhintergrund im Weltall. Die Positionen der Sterne waren zufällig generiert, eine Tatsache, die Pluto wahnsinnig machte. Jedenfalls begann der Planet dann, sich zu drehen und näher zu

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