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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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Faible für Residenzen. Waren sie erst einmal eingezogen, war es nahezu unmöglich, sie wieder zum Auszug zu bewegen.
    Devin Skraelin war der dritte Schriftsteller, an den sie sich wandten. Verhandlungen mit den ersten beiden waren an verschiedenen undurchsichtigen Unterabschnitten über neue Medien gescheitert, für die ihren Anwälten das nötige geistige Rüstzeug gefehlt hatte. An diesem Punkt war Richard der Verzweiflung nah und Devin, wie sich zeigte, ebenso. Als Fantasyautor stand er nicht besonders hoch im Kurs (»man kann ihn nicht zutiefst mittelmäßig nennen, ohne sich so weit aus dem Fenster zu lehnen, dass man fast rausfällt«, »so epigonenhaft, dass der Leser am Ende gar nicht mehr weiß, von wem der Autor eigentlich klaut«, »von einem bleiernen Stil zu sprechen, hieße, einem unbescholtenen Angehörigen des Periodensystems der Elemente unrecht zu tun«), war aber so abnorm produktiv, dass er sich genötigt gesehen hatte, drei Pseudonyme auszulagern und jedes davon in einem anderen Verlag unterzubringen. Und Produktivität war genau das, was Richard in diesem Stadium des Spiels brauchte. In den Anfängen seiner Laufbahn hatte Devin sich in einer Wohnwagensiedlung in Possum Walk, Missouri, niedergelassen, weil er irgendwie (es war die Zeit vor dem Internet) herausbekommen hatte, dass das in den Vereinigten Staaten nördlich der Mason-Dixon-Linie der Ort war, an dem man am günstigsten leben konnte. Er hatte es abgelehnt, über Anwälte zu verhandeln (was für Richard damals in Ordnung war), und sich geweigert zu reisen, sodass Richard ihn persönlich aufgesucht hatte, entschlossen, den Wohnwagen nicht ohne einen unterzeichneten Vertrag in der Hand zu verlassen.
    Wie schmutzig und verwahrlost dieser Wohnwagen gewesen war und wie viel Kilo Devin auf die Waage gebracht hatte, war seit damals von seinen Kritikern in der T’Rain-Fangemeinde kräftig dramatisiert worden. Zwar hatte seine Abneigung gegen das Reisen viel mit der Tatsache zu tun, dass er nicht bequem in einen Flugzeugsitz passte, aber das traf auf eine Menge anderer Leute auch zu. Was dagegen, soweit Richard wusste, nicht stimmte, war, dass er zu korpulent geworden war, um durch die Türöffnung seines Wohnwagens zu passen. Später, als die Einnahmen zu fließen begannen, zog Devin in einen Airstream um, damit er quer durchs Land gezogen werden konnte, ohne seinen Schreibfluss unterbrechen zu müssen – und nicht etwa, weil er körperlich nicht in der Lage war, seinen Wohnwagen zu verlassen. Richard hatte den Airstream gesehen. Dessen Türöffnung war normal breit und der Sanitärbereich nicht größer als der in irgendeinem anderen derartigen Fahrzeug, und doch hatte Devin sie beide benutzt, wenn nicht routinemäßig, so doch, na ja, wenn er musste.
    Jetzt war das alles sowieso irrelevant. Richard hatte Devin verraten, wie man arbeitete (oder zumindest spielte) und währenddessen auf einem Laufband lief, und Devin hatte es wohl zu weit getrieben. Fettleibigkeit war für ihn schon lange kein Thema mehr. Im Gegenteil. Den Spitznamen Skeletor hatte er seit mindestens vier Jahren. Es gab eine Internetseite, auf der man in Echtzeit seine Herzfrequenz und die Anzahl von Kilometern verfolgen konnte, die er an dem Tag zurückgelegt hatte. Höflicherweise schrieb er Richard zu, ihm das Leben gerettet zu haben, indem er ihm von dem Trick mit dem Laufband erzählte, und Richard fragte sich unhöflicherweise, ob das eine so gute Idee gewesen war.
    Fudd verfügte über ein Dutzend Vasallen, von denen jeder ein weiteres Dutzend besaß: genug für ein nettes Taschengeld. Sein Herr war ein anderer Charakter in Richards Besitz, der aber nicht so oft gespielt wurde. Da Fudd ohne besondere Verpflichtungen war, hatte er in einer Ecke dieser Befestigungsanlage herumgelungert, die als Kapitelhaus bezeichnet wurde, was lediglich bedeutete, dass dies für Charaktere wie Fudd ein sicherer Ort war, an dem sie geparkt werden und, solange ihre Spieler ausgeloggt waren, für Stunden, Tage oder sogar Wochen am Stück ihr Botverhalten praktizieren konnten. Im Jargon des Spiels hieß das eine Heimzone oder einfach HZ , in Analogie zum »Fangen spielen« bei Kindern. Für einen Bergarbeiter wäre die HZ ein richtiges Bergwerk mit angeschlossener Kantine und Schlafquartieren, für einen Bauern wäre es eine Farm und so weiter. Kriegermagierritter wie Fudd hatten ausgefallenere und teurere HZ s in Form von Kapitelhäusern, von denen die meisten allgemeiner Natur – also

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