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Error

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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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kommen, während Richards subjektive Kameraeinstellung durch die Atmosphäre mit ihren realistischen Wolkenformationen abwärts darauf zustürzte. Die Umrisse von Kontinenten und Inseln begannen dreidimensional zu werden. Auf höheren Erhebungen erschienen dünne Schneedecken. Wellen kräuselten sich auf der Oberfläche von Gewässern, Flüsse waren eindeutig in Bewegung. Straßen, Zitadellen und Paläste wurden sichtbar. Manche von ihnen waren von vornherein in T’Rain angelegt worden, und viele Geschichten rankten sich darum. Andere waren während des Vorspiels, einer Phase beschleunigter Zeit, die das erste Kalenderjahr von T’Rains Existenz eingenommen hatte, von Spielercharakteren gebaut worden, und wieder andere wurden jetzt gebaut, wenn auch viel langsamer, da die Spielwelt sich auf Echtzeit verlangsamt hatte. Im Moment befand sich Richards Hauptcharakter Däumchen drehend in einer halbfertigen Festung innerhalb eines Systems von Befestigungsanlagen, das in diesem Teil von T’Rain eine grobe Analogie zur Chinesischen Mauer darstellte, insofern nämlich, als im Norden davon alles von feurigen berittenen Bogenschützen überrannt wurde.
    Seit dem späten Mittwochabend hatte Richard sich nicht mehr eingeloggt. Natürlich war in den sechsunddreißig Stunden dazwischen in der virtuellen Welt von T’Rain die entsprechende Zeit verstrichen, was bedeutete, dass Richards Charakter im Laufe von anderthalb Tagen irgendetwas gemacht haben musste – etwas Stilles, Harmloses und Unbedeutendes wie etwa Schlafen. Und tatsächlich, dem Minilog zufolge, der jetzt über Richards Ansicht der Welt eingeblendet wurde, hatte der Charakter namens Fudd acht Stunden lang geschlafen, siebzehn Stunden wach verbracht, noch einmal acht geschlafen und sich vor drei Stunden aus dem Bett gewälzt. Während seiner Wachstunden hatte Fudd ohne jegliche Intervention von Richard insgesamt vier Mahlzeiten zu sich genommen, was zwei Stunden ausmachte, und den Rest der Zeit auf »Meditation« und »Training« verwandt, was den Effekt gehabt hatte, dass Fudd jetzt etwas mehr magische Kräfte besaß und etwas besser Arschtritte verteilen konnte (nicht, dass Fudd auf dem einen oder anderen Gebiet noch viel Verbesserung gebraucht hätte). Jede Rasse und Klasse von Charakteren in T’Rain verfügte über solche automatische Verhaltensweisen. Manche, so wie Schlafen und Essen, waren allen gemeinsam. Andere waren bestimmten Typen von Charakteren eigen. Da Fudd so etwas wie ein Kriegermagier war, bestand sein »Botverhalten« aus Meditation und Training. Wäre er Bergarbeiter gewesen, hätte sein Botverhalten im Ausgraben von Gold bestanden, und immer wenn Richard sich in diesen Charakter eingeloggt hätte, wäre ihm eine leichte Zunahme des Goldstaubs in dessen Beutel aufgefallen.
    Natürlich besaß ein Kriegermagier als Charakter einen wesentlich höheren Unterhaltungswert als ein Bergarbeiter. Entsprechend suchten sich Spieler ihre Charaktere aus. Dennoch würde die ganze virtuelle Wirtschaft zusammenbrechen, grüben Bergarbeiter nicht das Gold und andere Mineralien aus, die Plutos Algorithmen über die Welt verstreut hatten, weshalb es, damit das ganze Ding funktionierte, Bergarbeitercharaktere in Hülle und Fülle geben musste. Und so hatte Corporation 9592 diesen Aspekt mit der Schaffung eines Spiels in Einklang gebracht, das zu spielen richtig Spaß machte:
    • Kriegermagier und andere interessante Charaktere waren teuer zu pflegen. Von ihren Besitzern verlangte Corporation 9592 mehr Geld. Bergarbeiter, Jäger-Sammler, Bauern, berittene Bogenschützen und Ähnliches kosteten so gut wie nichts; Teenager in China konnten es sich spielend leisten, Aberhunderte solcher Charaktere zu pflegen.
    • Bergarbeiter, Bauern und Ähnliche erforderten nicht viel Intervention von Seiten ihrer Besitzer. Ein Bergarbeitercharakter erzeugte ohne menschliches Eingreifen zuverlässig Gold, vorausgesetzt sein Spieler war so vernünftig, ihn in einen Teil der Welt zu schmeißen, wo es tatsächlich Goldminen gab, und ihn vor Überfällen durch Banditen, Invasoren und so weiter zu schützen.
    • Wenn man Lust hatte, den Bergarbeiter wirklich zu spielen , statt ihn für seine gesamte Lebensdauer nur sein angeborenes Botverhalten ausagieren zu lassen, gab es in der Regel Dinge, die man tun konnte. Es gab über die Welt verteilte reiche Erzadern, die, wenn man sie einmal entdeckt hatte, weitaus produktiver abgebaut werden konnten als die ganz normalen Vorkommen, mit

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