Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
Vom Netzwerk:
nicht vorher gesagt?«, fragte sie.
    »Weil wir bis jetzt gevögelt haben«, gab er zurück.
    »Nein, ich meine, warum hast du es mir nicht letzte Nacht gesagt?«
    »Weil ich Information letzte Nacht noch nicht hatte.«
    »Wie bist du denn heute Morgen an irgendeine Information gekommen?«
    »Das muss Geheimnis bleiben«, sagte er, »vorerst.« Dabei hob er jedoch den Blick, so als stünde die Antwort im Himmel über der Meerenge Xunjianggang geschrieben.
    Zula, die spürte, wie unter ihr das Flugzeug holperte und ruckelte, schreckte in der Angst/Hoffnung aus dem Schlaf hoch, dass sie sich mitten in einem Sturmangriff der Polizei befanden. Doch nachdem sie die Augen geöffnet hatte, nahm sie mit Erstaunen wahr, dass Gebäude und geparkte Flugzeuge an ihnen vorbeizogen und von knapp über dem Meer her heller Sonnenschein hereinfiel.
    Sie saß in einem Flugzeug oder etwas Ähnlichem, das sich verdammt schnell bewegte. Und wusste nicht einmal, ob sie landeten oder starteten.
    Wie konnte die Sonne am Himmel stehen? Während sie schlummerte, mussten Stunden vergangen sein.
    Die Tatsache, dass sie in einem übergroßen Bett lag, trug nichts zu einer besseren Orientierung bei.
    Der Boden sank eindeutig weg.
    Eins nach dem anderen: Sie befand sich in einem Flugzeug. Das Flugzeug würde jeden Moment abheben. Es war ungefähr sieben oder acht Uhr morgens. Das Bett stand in einer Privatkabine am hinteren Flugzeugende – Iwanows Kabine. Sie konnte sein Haaröl auf dem Kissen riechen.
    Die Stadt, die hinter ihr zurückfiel, war Xiamen. Durch die Fenster auf der rechten Seite konnte sie in nur zwei oder drei Kilometern Entfernung den großen Meeresarm sehen, wo Csongor sich gestern Jones entgegengestellt hatte. Irgendwo auf seinem Grund lagen Yuxias Lieferwagen und ein zerquetschtes Taxi. Und ein paar Kilometer dahinter in derselben Richtung sah sie auf der anderen Seite der Meerenge die größere der beiden taiwanesischen Inseln; dort erstreckte sich ein Strand, an dem sich stachelige Panzersperren und ein Streifen aus hexagonalen Blöcken entlang zogen.
    Nicht lange nach dem Abheben drehte der Jet scharf nach rechts ein, sodass Zula die taiwanesische Insel – Kinmen – noch besser sehen konnte, während die Maschine, rasch an Höhe gewinnend, sie in einem weiten Bogen umflog und sich nach Süden auszurichten begann. Eine weitere Kurve brachte sie ein paar Minuten später auf einen, wie Zula vermutete, südwestlichen Kurs. Links vom Flugzeug war jetzt nichts als Meer zu sehen, auf der rechten Seite dagegen das ganze chinesische Festland, das sich allmählich von ihnen entfernte.
    Ungefähr um ein Uhr morgens, als das Gespräch sich immer noch um Flugpläne drehte, musste sie eingeschlafen sein. Jones oder irgendjemand sonst musste sie in die hintere Kabine getragen und auf dem Bett abgelegt haben. Die vier »Soldaten«, die hier Däumchen gedreht hatten, mussten nach vorne in die Hauptkabine geschickt worden sein. Früher oder später würden diese Männer sie wohl zu Tode steinigen, aber bis dahin würden sie alles Erdenkliche tun, um ihr Schamgefühl nicht zu verletzen.
    An eine Zahl konnte sie sich ganz genau erinnern: sechs Stunden. Das war die Zeitspanne, die bis zum Start verstreichen musste, nachdem man in China einen Inlandsflugplan aufgegeben hatte. Pawel musste einen solchen Plan etwa um die Zeit aufgegeben haben, als sie eingeschlafen war, und erst jetzt war die Startgenehmigung gekommen.
    Sie fingen an, sich Gedanken darüber zu machen, wie sie zum Flughafen von Kinmen gelangen könnten. Auf ihrem Handy rief Olivia eine Karte auf, aus der sie ersehen konnten, dass sie nicht mehr als etwa dreitausend Meter von ihm entfernt waren.
    Olivia sprach sich dafür aus, auf direktem Weg hinzugehen. Mit einem nachdenklichen und widerstrebenden Sokolow im Schlepptau begann sie, sich landeinwärts durchs Gebüsch zu schlagen. Rasch durchquerten sie etwas, was sich als ein schmaler Waldgürtel entpuppte, der parallel zur nördlichen Küste der Insel verlief und in ein flaches, landwirtschaftlich genutztes Gebiet mit gitterartig angelegten Feldwegen überging. Ein Dörfchen aus zwei Dutzend eng beieinanderstehenden Häusern lag nur zweihundert Meter rechts von ihnen; sie mieden es instinktiv und nahmen einen Umweg, bis ein etwas größeres Dorf vor ihnen in Sicht kam. Dann begannen sie, sich quer über die Insel in Richtung Süden zu bewegen und stießen bald auf eine breitere Straße, die, ihren Weg kreuzend, von Osten nach

Weitere Kostenlose Bücher