Error
in seinen Ohren, ganz in der Nähe. Seltsam, Yuxia war doch gar nicht auf der Brücke.
Noch etwas Seltsames: Csongors Augen waren geschlossen. Er erinnerte sich nicht, ihnen das erlaubt zu haben. Als er sie aufschlug, entdeckte er Yuxia direkt in der Lukenöffnung mit einem Henkelbecher in der Hand. Sie blickte quer über die Brücke zu Mohammed, dessen Haltung darauf hinzuweisen schien, dass er sich gerade umgedreht hatte, um Yuxia verwundert anzusehen.
Verwundert und ängstlich.
Mohammed hielt etwas in einer Hand: ein graues Plastikmikrofon, über ein schwarzes Spiralkabel an einen kleinen elektronischen Kasten angeschlossen, der an Halterungen über der Steuerkonsole angebracht war. Dieser war schwarz gewesen, als Csongors Augen zugefallen waren, doch jetzt leuchteten LED s daraus hervor.
Der Steuermann sprach in das Funksprechgerät oder schickte sich gerade dazu an.
Csongor griff nach der Pistole hinten in seinem Hosenbund, während er die andere Hand dazu benutzte, sich von der Bank hochzuschieben. Ihm fiel auf, dass seine Füße sich nur widerwillig bewegten. Ungefähr im selben Moment schüttete Yuxia den Inhalt des Bechers auf Mohammed.
Csongors Körpergewicht war jetzt schon ziemlich nach vorne verlagert, während seine Füße sich noch nicht gerührt hatten. Irgendwie waren sie gefangen. Er merkte, dass er auf die Nase fallen würde. Instinktiv schossen seine Hände nach vorne, um den Fall zu stoppen. Eine davon hatte die Pistole halbwegs zu fassen bekommen. Seine Knöchel wurden auf böse Weise verdreht, und er fiel äußerst ungelenk hin und lief dabei noch Gefahr, Yuxia mit hinunterzuziehen. Schließlich lag er unter Schmerzen und gleichsam in einzelnen Abschnitten auf dem Boden, wie ein großer Baum, der in Stücke zerbricht, wenn er in einem Sturm umfällt. Die Pistole rutschte quer übers Deck. Er konnte sie nicht erreichen. Mohammed schrie wutentbrannt auf und wischte sich heißen Tee aus dem Gesicht. Yuxia schleuderte den leeren Becher nach ihm, dann ließ sie sich auf die Knie fallen und schnappte sich die Pistole vom Deck. Sie zielte ungefähr in seine Richtung und drückte ab, doch es passierte nichts, da die Waffe nicht entsichert war.
»Gib sie mir, Yuxia!«, rief Csongor mit einer winkenden Handbewegung, worauf Yuxia sich umdrehte und die Pistole übers Deck zu ihm hinübergleiten ließ.
Mohammed hatte sich so weit erholt, dass er das Mikrofon, das am Ende seines Kabels gebaumelt hatte, packen und sich vor den Mund halten konnte.
Csongor legte den Sicherungshebel der Pistole um und spannte den Hahn. Er zielte auf Mohammed, doch seine Visierlinie wurde plötzlich durch Yuxia blockiert, die sich quer durch die Brücke auf das Mikrofon stürzte. Es kam zu einem kleinen Ringkampf. Mohammed schob sie weg, doch sie zog ihn hinter sich her. Auf diese Weise wollte sie Csongor die Sicht auf das Funkgerät frei machen. Eine Kugel durch diesen Kasten würde den Funkerambitionen des Steuermanns ein Ende bereiten. Csongor legte darauf an.
Mohammed hob die Hand, bekam eine Taschenlampe zu fassen, die über den Fenstern der Brücke befestigt war, und versetzte Yuxia damit einen Schlag auf den Kopf. Sie fiel rückwärts aufs Deck, hielt sich das Gesicht und schrie auf, weniger vor Schmerz als vor Wut. Wieder hob der Steuermann das Mikrofon an den Mund. Csongor drückte ab und wurde vorübergehend taub. Die Pistole schlug seine Hände zurück. In dem Fenster über dem Funkgerät erschien ein Loch, und Risse breiteten sich netzartig über das Glas aus. Csongor schoss ein zweites Mal und machte, ein paar Zentimeter vom ersten entfernt, noch ein Loch ins Glas. Er zielte um eine Haaresbreite tiefer und drückte dreimal hintereinander ab.
Nach dem ersten Schuss war Mohammed für einen Moment erstarrt. Als er dann mit einem Blick quer durch die Brücke sah, dass Csongor die Pistole grob in seine Richtung hielt, nahm er an, er ziele auf ihn, und beschloss, die Flucht zu ergreifen. Sein Weg nach draußen führte ihn zufällig direkt vor das Funkgerät, und so traf ihn mindestens eine von Csongors Dreikugelsalven in den Brustkorb. Er ging sofort zu Boden.
Marlon war schon auf der Hälfte der Treppe, als er stehen blieb und sich fragte, ob man ihm gleich den Kopf abschießen würde. Doch dann hörte er Csongors Stimme und gleich darauf Yuxias, und so ging er ganz nach oben und betrat die Brücke.
Csongor lag, merkwürdig verdreht, auf Deck. Yuxia saß in einer Ecke, eine Hand über einer blutenden
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