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Stelle gefunden, die sie, bevor sie sich hinhockte, auf Schlangen und Käfer abgesucht hatte.
Sie und die Person am anderen Ende dieser Verbindung – vermutlich ein Betreuer in London, der über eine nicht zurückverfolgbare Verbindung an den Kurznachrichtendienst gekoppelt war – benutzten einen frei und öffentlich zugänglichen Kanal zur Versendung unverschlüsselter Nachrichten. Sie mussten zurückhaltend sein. BIN NACH HAICANG GEFAHREN UM NACH GROSSMUTTER ZU SEHEN war in einem vorher vereinbarten Code und unter Verwendung von Zeichen geschrieben, die vermutlich nicht das Interesse des Büros für Öffentliche Sicherheit wecken würden. Ein oder zwei Minuten lang hockte sie da und zerbrach sich den Kopf über GUT , BIS UM ELF , ehe ihr aufging, dass das wahrscheinlich genau das bedeutete, was da stand. Kinmen war mit Taiwan durch eine Fernfähre, die vor allem von kontinentalchinesischen Touristen benutzt wurde, und den normalen Flugdienst verbunden. Die Fähre nützte ihr unter diesen Umständen nicht viel, aber für die britische Botschaft in Taipeh dürfte es kein Problem sein, jemanden auf einem Linienflug hierherzuschicken, um sich mit ihr am Flughafen zu treffen.
Da dies ein jungfräuliches Handy ohne nachweisbare Verbindung zu Olivia oder irgendjemandem sonst war und sie sich ja ohnehin auf taiwanesischem Boden befand, hatte sie keine Bedenken, seine Internetverbindung dazu zu nutzen, nach Flugplänen zu surfen. Wie es schien, landete um 10.45 Uhr eine Maschine aus Taipeh am hiesigen Terminal.
Sie kehrte zu dem Bunker zurück, den sie leer vorfand. Doch nachdem sie sich ein wenig umgeschaut hatte, entdeckte sie Sokolow, der in der Nähe des Minenfelds stand und den Strand entlangblickte. Zurück in Richtung Xiamen. Er sah auf die Uhr, dann drehte er sich zu ihr um.
Sie streckte eine Hand aus und berührte seine. Da er ihr seine Hand nicht entzog, umfasste sie sie und ging los.
Olivia führte Sokolow zum Bunker zurück. Sie sah ihn immer noch nicht an, während sie sich auf die Zehenspitzen stellte, sich mit einem um seinen Hals geschlungenen Ellbogen abstützte und vorsichtig seine Lippen mit ihren berührte. Ihr Herz schlug heftig, eher vor Angst als vor Leidenschaft, denn sie fürchtete, dass er sich abwenden, sie zurückweisen würde. Dass er die letzte Nacht nicht ausgenutzt hatte, weil sie ihn einfach nicht interessierte. Doch da legte sich seine Hand in ihr Kreuz, und es wurde klar, dass er nur auf ihre Erlaubnis gewartet hatte.
Sie hatte sich gefragt, wie es wohl wäre, auf dem Bett aus verflochtenen, über Nacht plattgedrückten Ranken Sex zu haben, was am Ende jedoch gar kein Thema war, da sie es, mit ihrem Rücken an der Wand, im Stehen taten. Nach Wochen harter Arbeit in Xiamen, die sich durch nichts als Einsamkeit und Sorge ausgezeichnet hatten, fühlte es sich so gut an, dass sie fast in eine Art Weinen und dankbare Hysterie ausgebrochen wäre. Sokolow seinerseits taumelte, nachdem er sie sanft abgesetzt hatte, rückwärts zu Boden, wo er sich mit beiden Händen abfing, und brach unter dem Sonnenstrahl, der durch die Tür fiel, wie gekreuzigt zusammen.
»Jetzt bin ich kein armer elender Russe mehr«, konstatierte er nach ungefähr zehn Minuten.
»Ich habe Neuigkeiten für dich, Liebling …«
»Nein. Ich meine unser Gespräch gestern. In der Wohnung.«
»Na, jetzt bist du wenigstens mal aus China draußen«, sagte sie, »aber …«
»Nein. Ich habe nützliche Informationen«, sagte er.
»Tatsächlich.«
»Ja.«
»Was für nützliche Informationen?« Ihre Agentin Olivia Halifax-Lin ist ein hilfloses Flittchen .
»Informationen, die deinem Arbeitgeber helfen können, Abdallah Jones zu finden«, sagte er.
»Aha.«
Sokolow zog die Beine an und rollte sich in die Hocke. Dann griff er nach seiner Hose, die, wie viele andere Kleidungsstücke, vor einer Weile durch die Luft geflogen und am Ort ihres Auftreffens liegengeblieben war. Er stand auf, um sie sich anzuziehen. »Du hast nämlich Nachricht, oder?«, sagte er.
»Woher weißt du?«
»Habe Vibration von Handy gehört.«
Als sie aufstand und eine Suchaktion nach ihren Kleidern startete, drehte er sich höflich weg. Während sie mit schmutzigen bloßen Füßen kreuz und quer über den Boden des Bunkers lief, musste sie daran denken, wie viel Mühe und Geld sie täglich auf ihre Körperpflege verwandte und wie vollkommen nebensächlich das während ihrer letzten beiden sexuellen Beziehungen gewesen war.
»Warum hast du mir das
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