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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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in Seattle losgefahren, nachdem Zula von der Arbeit gekommen war, und hatten sich im dichten Verkehr zum Snoqualmie-Pass hinaufgekämpft, wo die meisten Skifahrer zu den konventionellen Liften ausscherten. Mit dem von Minute zu Minute stärker werdenden Gefühl, einer Elite anzugehören, waren sie quer durch den Bundesstaat nach Spokane gedüst und von dort in nördliche Richtung weiter nach Metaline Falls, eine winzige Grenzstation auf einem Gebirgspass, die zufällig auf dem neunundvierzigsten Breitengrad lag. Nachdem sie ungefähr eine Stunde vor Mitternacht die Grenze passiert hatten, fuhren sie über den Pass nach Elphinstone und bogen dort nach Süden in den schlecht markierten, holprigen, mäandernden Bergpfad ein, der zum Schloss anstieg. Dieser Plan hatte für sie kein bisschen verrückt geklungen, was Richard wieder einmal an sein fortgeschrittenes Alter erinnerte. In den Stunden, die sie unterwegs gewesen waren, hatte er es nicht geschafft, sich von seinem Computer loszureißen, auf dem er ständig ausrechnete, welche gefährliche Straße sie gerade hinunterfuhren, so als wäre Zula ein Teil seines Körpers, der sich selbstständig gemacht hatte und den er nicht aus den Augen verlieren durfte. So musste es sein, Kinder zu haben, vermutete er. Und so lächerlich das klingen mochte, er ertappte sich dabei, dass er ständig an das Familientreffen dachte. Wenn nämlich Zula und Peter tatsächlich auf dem Weg zum Schloss einen Unfall hätten, dann würde es später, wenn die Geschichte beim Familientreffen immer und immer wieder erzählt und schwer wie ein Backstein in den Familienüberlieferungen liegen würde, im Wesentlichen um Richard gehen, darum, wann er davon erfahren hatte, welche Maßnahmen er ergriffen, die Gelassenheit, die er an den Tag gelegt, die richtigen Entscheidungen, die er getroffen hatte, um das Ganze zu regeln, und Zulas Erleichterung, als er im Krankenhaus erschienen war. Die Moral war vorherbestimmt: Die Familie sorgte für sich selbst, sogar, nein, vor allem in Krisenzeiten, und sie bestand aus guten, weisen, fähigen Menschen. Vielleicht müsste er auf glitschigen und gewundenen Wegen, durch einen Whiteout hindurch, auf die gewünschte Auflösung zusteuern. Just als er sich angeschickt hatte, sich eine Skihose über den Pyjama zu ziehen und draußen nach ihnen Ausschau zu halten, waren sie eingetroffen, exakt zur angekündigten Zeit, in Peters ärgerlich coolem, kastenförmigem Fahrzeug, und von da an waren sie in Richards Augen nicht mehr die verrückten, ungezogenen Kinder, sondern Supermenschen mit ihren GPS -Telefonen und Google Maps gewesen.
    Jetzt bereiteten sie sich darauf vor, es noch einmal so zu machen. Peter, der nicht eine einzige Stunde Snowboardfahren versäumen wollte, hatte den Montagnachmittag auf den Hängen verbracht und beabsichtigte, zurück nach Seattle wieder über Nacht zu fahren.
    Nachdem der junge Mann hereingekommen war und sich neben Zula gesetzt hatte, hatte Richard ihm anfangs unter der Annahme, dass er sich über das Wetter und die Straßenverhältnisse informierte, die permanente Beschäftigung mit seinem Handy verziehen. Doch dann hatte Peter begonnen, SMS zu tippen.
    Er wirkte wie eine Bernakelmuschel, die auf Zula saß. Richard sagte sich immer wieder, dass sie ja nicht dumm war und dass Peter ausgleichende Eigenschaften haben musste, die wegen seiner sozialen Unfähigkeit nicht gleich ins Auge sprangen.
    In der Hoffnung auf etwas Informativeres als den Vertrag von Versailles blickte Zula ihren Onkel durch die große, klobige Brille an. Richard grinste und lehnte sich in die Umarmung seines massiven ledergepolsterten Stuhls zurück. Die Gaststätte war ein guter Ort, um Geschichten zu erzählen, vor allem Geschichten über T’Rain. Richard war von einem Dwinn-Festsaal, den einer der Retro-Mittelalter-Fantasyarchitekten von T’Rain skizziert hatte, so beeindruckt gewesen, dass er demselben Mann den Auftrag erteilt hatte, gleichsam als Nebenjob im Schloss eine reale Version davon zu bauen. Es handelte sich um einen jungen Architekten, der noch nie einen richtigen Bauauftrag erhalten hatte. Frisch von der Universität in einen als Folge der Immobilienkrise am Boden liegenden Markt gekommen, hatte er es nicht geschafft, in der materiellen Welt Arbeit zu finden, und war schnurstracks in die Kreativabteilung von Corporation 9592 gegangen, wo er alles, was er über Koolhaas und Gehry wusste, hatte vergessen und sich stattdessen in die genauen Einzelheiten

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