Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson

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wie Nachrichtenpfeile durch die Dunkelheit durch den Mief alltäglicher Belange und die Verwirrungen der Zeit bohrten, und eine davon hatte ihn gerade an der Stirn getroffen: die Erinnerung an eine Szene aus einer typischen Fantasywelt, nicht Tolkien, aber von Tolkien abgeleitet, in etwa das, was ein Devin Skraelin geschaffen hätte. Sie war seitlich auf einen VW -Bus gemalt worden, der ihn 1972 mitgenommen hatte, als er, um nicht wie John die Beine zu verlieren, nach Kanada getrampt war. Damals hatte es – so merkwürdig das klingt – eine Verbindung zwischen Kiffern und Tolkien-Anhängern gegeben. Die letzten dreißig Jahre hatte sie allerdings nicht überdauert; die glühenden Tolkien-Fans waren ein von den Kiffern und Haschern der Welt völlig getrenntes Völkchen. Jetzt fiel ihm aber wieder ein, dass einmal eine Verbindung zwischen ihnen bestanden hatte und dass die Typen mit dem bemalten VW -Bus dieselbe Plattenhüllenpalette benutzt hatten wie diese Leute, die – manche gut, manche böse – in der Gegend umhertasteten, um einander mit ihren kobaltblauen Nachrichtenpfeilen und ihren quietschgelben Schriftrollen zu finden.
    »Neues Forschungsprojekt«, hörte Richard sich sagen.
    »Aha.«
    »Hast du Dianes ganzen Mist über Attraktoren im Palettenraum gesehen?«
    »Ich weiß davon«, sagte Corvallis, sich in eine defensive Haltung abduckend, »aber …«
    »Nur das zählt«, brummte Richard. Seine Hand begann sich zu bewegen, indem sie oben in die linke Spalte Buchstaben schrieb. In träger Faszination sah er sie Bedeutung annehmen: KRÄFTE DER HELLIGKEIT . Dann glitt seine Hand zur rechten Spalte hinüber. Hier brauchte sie nur ein paar Sekunden: ERDTONKOALITION .
    »Vergiss alles, was du eigentlich über T’Rain wissen solltest. Die Rassen, die Charakterklassen, die Geschichte. Vergiss vor allem das ganze Gut/Böse-Ding. Nimm stattdessen einfach wahr, was an Verhalten und Zugehörigkeit ist . Benutze Attraktoren im Farbraum als spitzes Ende deines Keils. Schlag mit dem Hammer drauf, bis etwas aufplatzt.« Richard überlegte, ob er Corvallis diese zwei Bezeichnungen nennen sollte, fand aber, dass, falls er nicht völlig schieflag, C-plus auch allein darauf kommen würde.
    »Was löst das aus?«
    »Heute Morgen haben berittene Bogenschützen über die Mauern hinweg Nachrichten zu Leuten in der Bastion Gratlog geschossen.«
    »Warum verwenden sie nicht E-Mails wie jeder andere?«
    »Genau. Die Antwort lautet: Sie kennen einander in Wirklichkeit gar nicht. Sie strecken die Hände aus. Strecken sie Fremden entgegen.«
    »Völlig wahllos?«
    »Nein«, sagte Richard, »ich glaube, es gibt einen Selektionsmechanismus, und der basiert auf« – er hatte schon »Farbe« auf der Zunge, wollte Corvallis aber auch diesmal keinen Tipp geben – »Geschmack.«
    »Okay«, sagte Corvallis, der auf Zeit spielte, während er darüber nachdachte. »Dein fünfundfünfzig- bis sechzigjähriger reicher Farmer mit Collegeabschluss, der eine Menge Bücher von Don Donald liest … dürfte auf der einen Seite der Geschmacksgrenze stehen.«
    »Stimmt. Wer steht auf der anderen Seite?«
    »Nicht schwer zu erraten.«
    »Liefer mir trotzdem harte Fakten, wenn du mit dem Raten fertig bist.«
    »Eine bestimmte Frist?«
    »Mein GPS sagt mir, dass ich zwei Stunden von Nodaway entfernt bin.«
    »De gustibus non est disputandum.«

Tag 0 SCHLOSS HUNDSCHÜTTLER Elphinstone, British Columbia
    Vier Monate später
    »Onkel Richard, erzähl mir von der« – Zula kam ins Stocken, wandte den Blick ab, spannte entschlossen das Gesicht an und legte mutig los – »der Apostropo…«
    »Apostropocalypse«, sagte Richard, wobei er das Wort, das schon in nüchternem Zustand schwer auszusprechen war, ein wenig entstellte, denn er hatte einen guten Teil des Tages in der Gaststätte von Schloss Hundschüttler herumgehangen. Zum Glück war der Umgebungslärm so laut, dass seine Probleme mit dem Wort verschleiert wurden. Es war die letzte passable Woche der Skisaison. Sämtliche Zimmer auf dem Schloss waren schon vor mehr als einem Jahr gebucht und bezahlt worden. Zula und Peter hatten überhaupt nur herkommen können, weil Richard sie auf der alten Ausklappcouch in seinem Apartment schlafen ließ. Die Gaststätte war mit Leuten gefüllt, die im Großen und Ganzen sehr mit sich zufrieden waren und einen entsprechenden Geräuschpegel erzeugten.
    Schloss Hundschüttler war ein Cat-Skiort. Lifte gab es hier keine. In dieselbetriebenen Pistenfahrzeugen, den