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Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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der mittelalterlichen Pfosten-Riegel-Architektur vertiefen müssen, wie sie von einer fiktiven, zwergenartigen Rasse hätte verwendet worden sein können. Ein solches Ding ganz real im Schloss zu bauen, hatte ihn zwar sehr glücklich gemacht; der Stress, den der Umgang mit Bauunternehmern, Budgets und Baugenehmigungen in der realen Welt mit sich brachte, hatte ihn jedoch davon überzeugt, dass er mit der Beschränkung seiner Tätigkeit auf imaginäre Orte doch die richtige Entscheidung getroffen hatte.
    »Wenn ich durch Plutos alten Code gehe, sehe ich Überreste davon«, sagte Zula. »Die D’uinn.« Sie buchstabierte das Wort.
    »Also die zeitliche Abfolge sah so aus, dass wir Don Donald als unseren ersten Kreativen geholt haben. Er hatte allerdings nicht viel Zeit, um an dem Projekt zu arbeiten.«
    »Eher für Diskussionen auf hohem Niveau, soweit ich gehört habe«, ergänzte Zula.
    »Richtig. Für diese Diskussionen musste ich regelrecht pauken und meinen Joseph Campbell, meinen Jung studieren.«
    »Warum Jung?«
    »Archetypen. Wir hatten diese große Diskussion über die Rassen in T’Rain. Es gab Gründe, nicht wie alle Welt einfach Elfen und Zwerge zu verwenden.«
    »Meinst du – in Bezug auf die Kreativität oder auf das geistige Eigentum?«
    »Eher Letzteres, aber auch vom kreativen Standpunkt aus sprach einiges dafür, Tabula rasa zu machen. Einfach eine völlig neue, originäre Palette von Rassen ohne irgendwelche Verbindungen zu Tolkien oder der europäischen Mythologie zu erschaffen.«
    »All diese chinesischen Programmierer …«, begann Zula.
    »Du würdest dich ganz schön wundern. Die politisch korrekte, studentenbewegte Sicht darauf wäre genau das, wovon man denken würde …«
    »Elfen und Zwerge, jetzt komm schon, wie konntest du denn so eurozentrisch sein?«, sagte Zula.
    »Stimmt, aber in gewisser Hinsicht ist es für die Chinesen fast noch herablassender, wenn man davon ausgeht, dass sie, nur weil sie aus China stammen, mit Elfen und Zwergen nichts anfangen können.«
    »Kapiert.«
    »Allerdings hat sich gezeigt, dass Don Donald, als er dann mit im Boot war, schlüssig darlegen konnte, warum Elfen und Zwerge nicht einfach beliebige Rassen waren, die gegen andere, von uns erfundene ausgetauscht werden konnten, sondern regelrechte Archetypen, die zurückreichten …«
    »Bis?«
    »Er glaubt, dass die Elfen/Zwerge-Spaltung in dem Zeitalter vor sich ging, als in Europa die Cro-Magnons neben den Neandertalern existierten.«
    »Interessant! Sehr weit zurück also, Zehntausende von Jahren sozusagen.«
    »Genau. Vielleicht sogar vor der Sprache.«
    »Da fragt man sich, was wir in der afrikanischen Folklore finden könnten«, sagte sie.
    Das ließ Richard, während er ihre Äußerung nachvollzog, für einen Moment verstummen. »Da es dort ja womöglich eine noch größere Vielfalt an, an …«
    »Hominiden gegeben hat«, sagte sie, »vielleicht sogar noch weiter zurück.«
    »Warum nicht? Wie dem auch sei, in dieser ersten Runde von Gesprächen mit D-Quadrat sind wir nicht weit über diese Ebene hinausgekommen. Dann folgte die Übergabe an …«
    »Skeletor.«
    »Genau. Damals haben wir ihn allerdings nicht so genannt, da war er nämlich noch fett.« Noch während er das sagte, verspürte Richard wie einen Nadelstich die Sorge, dass Peter das twittern oder, Gott bewahre, in einen Live-Video-Blog stellen könnte. Doch dessen Aufmerksamkeit war ganz woanders; er hatte begonnen, den Eingang der Gaststätte zu beobachten, und drehte jedes Mal, wenn jemand eintrat, den Kopf dorthin.
    Richard wandte sich wieder Zula zu, nicht ohne ein gewisses – onkelhaftes, nicht unangebrachtes – Gefühl des Behagens und fuhr fort: »Devin ist einfach übergeschnappt. Der offizielle Termin für seinen Arbeitsantritt lag zwei Wochen vor unserem ersten Treffen – doch als er zur Tür hereinkam, hatte er bereits einen so dicken Stapel Seiten mit Ideen für historische Sagas auf der Grundlage der sehr skizzenhaften Umrisse, die Don Donald geliefert hatte. Das Treffen war eigentlich witzlos, eine reine Formalität. Ich habe ihm nur gesagt, er solle so weitermachen, und eine Praktikantin damit beauftragt, seinen ganzen Ausstoß zu katalogisieren und mit Querverweisen zu versehen …«
    »Der Kanon«, sagte Zula.
    »So ist es, das war der Anfang des Kanons. Zwang uns, Geraldine einzustellen. Allerdings mit dem entscheidenden Unterschied, dass alles noch im Fluss war, da wir ja noch nichts davon für die Fangemeinde

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