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Error

Error

Titel: Error Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Stephenson
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erste Versuch, den er unter ruhigeren Bedingungen durchführte, legte nahe, dass das Ding bei einem richtigen Sturm nicht lange halten würde, also verbrachten er und der Skipper, der sich seine Denkweise zu eigen gemacht hatte, fast einen ganzen Tag damit, es zu verstärken.
    Sie hatten ja sonst nichts zu tun.
    Wie sich herausgestellt hatte, war der ruhige Tag, an dem sie an dem Schleppholz und dem Sturmsegel arbeiteten, exakt in einem Ruhe-vor-dem-Sturm-Sinne ruhig gewesen, und so hatten sie die folgenden paar Tage in einem Zustand äußersten Elends verbracht. Sturmsegel und Schleppholz waren ausgebracht worden, sobald offensichtlich wurde, was gleich passieren würde. Skipper und Ingenieur waren herumgehuscht und hatten sämtliche Luken geschlossen, die den Eindruck machten, als könnte Wasser durch sie eindringen, und dann waren sie zur Steuerfrau hinaufgegangen. Die Ruderanlage des Schiffs bestand aus einem System von Ketten, die das Rad auf der Brücke mit dem eigentlichen Ruder verbanden, und erforderte, als es richtig wild zuging, manchmal mehr Kraft, als die Steuerfrau aufbringen konnte – zumal, wenn sie von einer langen Schicht erschöpft war. Dann übernahm der Skipper, bis seine Arme nicht mehr konnten oder das Drehmoment schlicht zu stark wurde, worauf der Ingenieur das Ruder übernahm und mano a mano mit der Mutter des Windes kämpfte. Es gab keinen Zeitpunkt während des Sturms, zu dem der Ingenieur außerstande gewesen wäre, den erforderlichen Grad von roher Kraft zu mobilisieren. Das Problem lag darin, sie mit Intelligenz zu paaren. Sie konnten nicht das Geringste sehen. Die Fenster der Brücke waren mit Regen und windgeblasener Gischt bedeckt. In das direkt über dem Steuerrad nach vorn weisende war eine mit einem Motor versehene Scheibe eingelassen, die dazu gedacht war, sich mit großer Geschwindigkeit zu drehen und Wasser wegzuschleudern, aber sie konnten sie nicht zum Laufen bringen. Somit waren sie in der Phase des Sturms, in der sie die Wellen am dringendsten hätten sehen müssen, um informierte Entscheidungen über das Steuern treffen zu können, blind und mussten die Gestalt des Meeres anhand des Kippens, Sichhebens und Absackens der Deckplatten unter ihren Füßen beurteilen. Doch dann war es natürlich zu spät, um eine wirkungsvolle Reaktion zu bewerkstelligen. Das Beste, was der Ingenieur tun konnte, war, davon auszugehen, das die nächste Welle sich in grob der gleichen Richtung bewegen würde wie die momentane, und entsprechend zu steuern. Er hatte sich gerade so ziemlich überzeugt, dass alle seine Anstrengungen auf bloßer Fantasie beruhende, komplette Zeitverschwendung waren, als er ein paar Augenblicke lang die Konzentration verlor und sie breitseits von einer Welle getroffen wurden, die die Szélanya einige Momente lang auf die Seite legte. Alle drei und sämtlicher loser Kram auf der Brücke schoben sich an der Wand zusammen, die eben noch das Backbordschott gewesen und nun der Fußboden war, und lagen dort ein Weilchen wie zerknüllter Abfall, bis das Schiff sich träge wieder aufrichtete. Die Szélanya war zwar nicht schön, aber offensichtlich gut mit Ballast beladen.
    Der Sturm ließ nach, und sie stellten zu niemandes Überraschung fest, dass Sturmsegel und Schleppholz längst verschwunden waren.
    Sechs Tage nach dem Sturm segelten sie das Schiff in besagte Bucht auf Luzon.
    Riesige wasserlaufende Insekten hatten die flachen, funkelnden Wasser der Bucht zu bevölkern begonnen. Einige davon gaben ein summendes Geräusch von sich. Bei näherer Betrachtung erwiesen sie sich als lange, schlanke Boote mit doppelten Auslegern. Zunächst fuhren sie zumeist in sicherer Entfernung auf parallelen Kursen, doch als deutlich wurde, dass die Szélanya auf Grund laufen würde, begannen sie näher zu kommen, offenbar bemüht zu verstehen, was da vor sich ging. Jedes beförderte zwischen einer und einem halben Dutzend Personen, schlank und braun und höchst interessiert, ja geradezu in Feierstimmung.
    Csongor hatte sich vorgestellt, die Szélanya direkt auf den Strand laufen zu lassen, aber sie kam schon einen Steinwurf vom Ufer entfernt in wenige Meter tiefem Wasser zischend zum Stehen. Das ermöglichte es den kleinen Booten, die viel weniger Tiefgang hatten, sie zu umringen. Binnen weniger Minuten war sie von einem Komplex aus miteinander verlaschten Booten umgeben, und mindestens zwei Dutzend Leute hatten sich selbst an Bord eingeladen. Sie waren allesamt so fröhlich und benahmen

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