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sich also nichts getan. Noch war keine Information an die Öffentlichkeit gedrungen, die eine Verbindung zwischen diesen beiden Namen herstellte. Er probierte Jones’ Namen in Zusammenhang mit Xiamen und fand nichts. Mit Yuxias Hilfe fand er in den chinesischen Medien ein paar Zeitungsartikel über eine Gasexplosion und einen fehlgeschlagenen terroristischen Anschlag, der am fraglichen Morgen in Xiamen stattgefunden hatte, aber in keinem davon wurden Jones, Zula oder eine der anderen Personen erwähnt, von denen Csongor wusste, dass sie darin verwickelt waren. Es musste also irgendeine höchst effektive Unterdrückung von Nachrichten geben.
»Gerade ist eine Leuchtrakete hochgegangen«, sagte eine vertraute Stimme am Telefon.
Olivia erkannte sie nach einem Augenblick der Desorientiertheit als die von »Onkel Meng«, der vermutlich aus London anrief.
Desorientiert war sie, weil sie mit Mounties in Vancouver geredet und nicht mit einem Anruf aus London gerechnet hatte.
»Hallo?«
»Ich bin da. Sorry«, sagte Olivia. »Was für eine Leuchtrakete?«
»Wir haben einen neuen Akteur im GKGJ «, sagte Onkel Meng, der sich Seamus Costellos Akronym für den Kampf zu eigen gemacht hatte, den sie alle – MI 6, FBI , die Mounties, die Familie Forthrast – führten.
»Was macht der neue Akteur?«
»Führt Google-Suchvorgänge durch, bei denen er Namen wie Zula mit Namen wie Abdallah Jones, Xiamen, Csongor verbindet.«
»Wer zum Teufel ist Csongor?«
»Ich habe keine Ahnung«, sagte Onkel Meng, »weshalb ich mich frage, ob der neue Akteur sich vielleicht unabsichtlich selbst identifiziert hat.«
»Wo ist der neue Akteur?«
»Keine Ahnung«, sagte Onkel Meng. »Wer auch immer er ist, er kennt sich mit Computersicherheit aus, hat sich ein sauberes und gut geschütztes Linux-Betriebssystem von äußerst aktueller Herkunft installiert und benutzt irgendeine Hackersoftware, um seine Pakete zu anonymisieren. Wir wissen also nicht, wo er sein könnte.«
»Taucht auf öffentlichen Seiten irgendetwas auf?«
»Soweit wir es mitbekommen, nicht.«
»Der neue Akteur plappert also nicht.«
»Nein. Er angelt nur. Sieht sich um, weil er feststellen will, ob noch jemand anders weiß, was er weiß. Und bis jetzt würde ich sagen, die Antwort lautet nein.«
»Möchten Sie, dass ich irgendwelche Schritte unternehme?«, fragte Olivia.
»Sie waren schon eine große Hilfe, indem Sie mir mitgeteilt haben, dass Sie nicht wissen, wer Csongor ist«, sagte Onkel Meng. »Wenn ich noch etwas brauche, gebe ich Ihnen Bescheid.« Und damit legte er auf, was gut war, weil soeben ein weiterer Anruf von einer Nummer einging, die, nach der Vorwahl zu urteilen, zum Büro der Royal Canadian Mounted Police in Vancouver gehörte.
Ihre grenzüberschreitenden Telefonaktivitäten waren im Kleinen so etwas wie eine Wiederholung dessen, was sie an ihren ersten ein, zwei Tagen in den Vereinigten Staaten durchgemacht hatte: Angefangen hatte sie bei Leuten, deren Namen sie kannte und deren Telefonnummern sie wusste, dann hatte sie andere Namen und Nummern bekommen, sich blind durch labyrinthische Organigramme getastet, bis es ihr gelungen war, Beziehungen zu Leuten herzustellen, die sie nicht für verrückt hielten und denen sie ein paar heikle Informationen preisgeben konnte. Im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten mit ihrem Turmbau-zu-Babel-artigen Sicherheits- und Geheimdienstapparat bot Kanada in Form der Royal Canadian Mounted Police alles aus einer Hand. Es gab zwar auch einen Nachrichtendienst, den Canadian Security Intelligence Service, aber als man dort Wind davon bekam, was für Fragen Olivia stellte, verwies man sie einfach an die Mounties, die für eine Antwort besser ausgestattet seien.
Wie sie gehofft hatte, kam der Anruf von einem Inspektor Fournier, der nach offenbar einhelliger Meinung derjenige war, mit dem sie eigentlich reden musste. Mit einer Entschuldigung verließ sie den Raum, in dem sie mit FBI -Agenten Luftaufnahmen studiert hatte, und spazierte in ein leeres Büro ganz in der Nähe, wo sie aus dem Fenster auf die blauen Wasser der Elliott Bay schaute – denn es war ein perfekter Frühlingstag, der Himmel war klar, die Berge deutlich zu sehen – und, ohne es wirklich zu registrieren, dabei zusah, wie Containerschiffe im Hafen herumbugsiert wurden. Nach ein wenig höflichem Geplauder mit Inspektor Fournier bat sie um und erhielt die Erlaubnis, eine Viertelstunde seiner kostbaren Zeit in Anspruch nehmen zu dürfen, und machte sich
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